• Die CDU-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft fordert ein Modellprojekt „Housing First“, um die Obdachlosigkeit zu bekämpfen. 
  • Foto: picture alliance/dpa

„Housing First“-Prinzip: CDU fordert: Hamburg soll Obdachlosen Wohnungen stellen

Seit mehreren Jahren steigt die Obdachlosenquote in Deutschland stetig an. Auch in Hamburg hat sich seit 2009 die Zahl der auf der Straße lebenden Menschen beinahe verdoppelt. Es fehlt an langfristigen Konzepten und Perspektiven. Die CDU-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft fordert nun, ein Modellprojekt „Housing First“ zu wagen.

Anfang 2019 veröffentlichte die Hamburger Sozialbehörde die Ergebnisse der Obdach- und Wohnungslosenuntersuchung 2018. Das Ergebnis: Seit der letzten Befragung im Jahr 2009 hatte sich die Zahl der auf der Straße lebenden Menschen in Hamburg beinahe verdoppelt. Waren es 2009 noch 1029, steig die Anzahl bis 2019 auf 1910.

CDU-Fraktion: „Housing First“-Projekt in Hamburg wagen

„Wenn es um die Bekämpfung von Obdachlosigkeit geht, verweist der rot-grüne Senat gerne auf das ‚vielfältige Hamburger Hilfesystem‘ in diesem Bereich“, sagt der sozialpolitische Sprecher der CDU-Fraktion in Hamburg, Andreas Grutzeck. Ziehe man aber Bilanz, dann sehe man, dass der Senat Obdachlosigkeit eher verwalte. Kurzum: Es fehle an langfristigen Lösungen und Perspektiven.  

Die CDU-Fraktion schlägt daher für Hamburg ein Modellprojekt „Housing First“ mit 25 Plätzen für Anspruchsberechtigte vor. „Mehrere Bezirke haben bereits beschlossen, sich für ein Modellprojekt ‚Housing First‘ zu bewerben“, so Grutzeck.

„Housing First“: Erst die Wohnung, dann die Probleme

„Housing First“ kommt aus den USA, hilft vor allem den Langzeitarbeitslosen und ist in Deutschland noch nicht weit verbreitet. Einige Städte wie Berlin oder Düsseldorf haben aber auch schon in Deutschland „Housing-First“-Projekte gestartet.

Das könnte Sie auch interessieren: Hamburger Behörde startet Projekt: Kostenlose Ausweise für Hamburgs Obdachlose

Das Prinzip ist einfach: Statt den Menschen auf der Straße mit medizinischer Versorgung und psychologischer Betreuung notdürftig zu helfen, bekommen die Wohnungslosen zuerst eine Wohnung mit eigenem Schlüssel. Keine Notunterkunft, wo man Angst haben muss, dass einem das Hab und Gut geklaut wird. Auf dieser stabilen Basis werden dann die anderen Probleme wie Schulden, Sucht oder Arbeitslosigkeit angegangen, nicht umgekehrt.

Laut der CDU-Fraktion prüfe der Hamburger Senat derzeit noch, ob dieser Ansatz überhaupt erprobt werden soll. „Dabei sollte es schon längst nicht mehr um das ‚Ob‘ gehen, sondern das ‚Wie‘ längst geklärt sein. Zudem dürfte selbst die Kostenfrage kein Gegenargument sein, da das ‚vielfältige Hilfesystem‘ des Senats Millionen Euro verschlingt“, sagt Grutzeck.

Wirksamkeit in Amerika und Skandinavien nachgewiesen

Dass „Housing First“ funktioniert, zeigen viele Studien aus Amerika und Skandinavien. Amerikanische Städte wie Salt Lake City haben damit die Obdachlosigkeit um 78 Prozent reduziert – ganz Finnland, Dänemark und viele Städte in Holland und Österreich haben sich dem „Housing First“-Prinzip verschrieben und in Kanada wurde die Wirksamkeit mit gut 1000 Wohnungslosen nachgewiesen.

Das könnte Sie auch interessieren: Armut in Hamburg: Zuflucht im Naturschutzgebiet

Die CDU-Fraktion fordert den Senat daher auf zu handeln: „Jeder Obdachlose weniger ist nicht nur ein Mensch in prekärer Lebenssituation weniger, sondern erlaubt mittelfristig Einsparungen im Bereich der Obdachlosenhilfe“, so Grutzeck.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp