Humor, der auch mal wehtut: Die neue Comedy der „Discounter“-Macher
Die Impro-Comedy „Intimate“ zeigt peinlich-intime Szenen, die schon beim Hinsehen wehtun. Ein Drehbuch gibt es nicht. Gleichzeitig geht die Serie auf Joyn Plus bewusst feinfühlig mit Minderheiten um. Die jungen Macher aus Hamburg erklären, warum.
Jede Menge nackte Hintern, Sexszenen und peinlich berührte Blicke: Die Impro-Comedy „Intimate“, die ab Freitag beim Streamingdienst Joyn Plus und später bei ProSieben läuft, ist wohl vor allem für prüde Menschen schwer zu ertragen – ähnlich wie ihr Vorbild „Jerks“ von Christian Ulmen. Die achtteilige Serie improvisiert, ist nah am Leben – und: verletzt niemanden. Ein Verdienst der fünf jungen Macher aus Hamburg.
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„Viele sind noch der Meinung, man darf alles und Humor darf sich über jede:n lustig machen. Ich glaube, das ist so langsam überholt“, findet Emil Belton (23). Zusammen mit Zwillingsbruder Oskar und seinen Jugendfreunden Bruno Alexander (23), Max Mattis (24) und Leo Fuchs (22) ist er für Drehbuch, Regie, Schnitt und Produktion zuständig. Die fünf möchten ihrer Generation mit dem Humor etwas vermitteln: „Wenn du nicht in der Position einer bestimmten Minderheit bist, ist es schwierig, darüber Witze zu machen. Denn du weißt nicht, wie es ist, diskriminiert zu werden.“
Vielfalt: Junge Filmemacher geben Minderheiten eine Stimme
Achtsam, nicht diskriminierend und trotzdem lustig: Die jungen Filmemacher der Produktionsfirma „Kleine Brüder“ zollen damit einer vielfältigen Gesellschaft Tribut. Ein Zeitgeist, der längst noch kein Alltag in deutschen Mainstream-Komödien ist. „Für alle Szenen, in denen es um Minderheiten geht, haben wir uns bei den jeweiligen Gruppen informiert. Für uns war es Voraussetzung, sie mitschreiben oder brainstormen zu lassen“, sagt Oskar Belton. Am Set sei dann auch immer jemand der betreffenden Minderheit vor Ort gewesen. „Da waren wir sehr offen und es war lehrreich für uns“, erzählt Bruno Alexander.
Der 23-Jährige ist zusammen mit den Belton-Brüdern für den Amazon-Überraschungserfolg „Die Discounter“ verantwortlich. Die Dreharbeiten der dritten Staffel laufen gerade. Auch hier kommen die Schauspielerinnen und Schauspieler ohne festes Drehbuch aus. Das sei auch ein Grund, warum mehrere Gaststars für „Intimate“ zugesagt hätten, sagt Oskar Belton.
Heike Makatsch: Freies Spielen – Zurück zum Theater
So spielt etwa Heike Makatsch eine tragende Rolle. „Viele wollen eine Abwechslung zum normalen Drehalltag, der in Deutschland Programm ist: Dialoge, stundenlange Planung der Kameraeinstellungen, Marken, auf denen man genau stehen muss. Viele haben einfach Bock, der Kunst des Spielens wieder Raum zu geben. So wie im Theater.“
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„Intimate“ ist mit seinen schnellen Schnitten und der Jugendsprache („Digger“, „Bro“) für ein älteres Publikum vielleicht gewöhnungsbedürftig. Doch am Ende überzeugt die Impro durch eine äußerst realistische Erzählweise und Figuren, mit denen sich viele junge Menschen der Generation Z identifizieren dürften.(dpa/mp)