Die Alsterfontäne auf der Hamburger Binnenalster. (Archivbild)
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Darum ist dieser Hamburger Club so bedeutend

Seit einem Jahrhundert sprechen Größen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft regelmäßig vor dem Übersee-Club. Eine Geschichte bedeutender Reden, die nicht nur Hamburg geprägt haben.

In bester hanseatischer Lage am Neuen Jungfernstieg, nur ein paar Häuser vom Luxushotel „Vier Jahreszeiten“ an der Binnenalster entfernt, befindet sich der exklusive Hamburger Übersee-Club. Vor 100 Jahren, am 27. Juni 1922, wurde der Club gegründet – nach Max Warburgs Idee von einem „Sprechsaal“, mit dem der Bankier die wirtschaftliche Stellung Hamburgs in der Welt fördern wollte. Heute setzt sich der Club vor allem für die Förderung des demokratischen Staatswesens, Toleranz und Völkerverständigung ein.

Hamburg: Übersee-Club vor 100 Jahren gegründet

„Die ursprüngliche Idee gilt unverändert. Bei uns stehen keine Tanzfeste oder ähnliche gesellschaftliche Events im Vordergrund, wir sind ein Vortragsclub“, sagt Michael Behrendt, seit 2012 Präsident des Übersee-Clubs und früherer Hapag-Lloyd-Chef.

Der Präsident des Übersee-Clubs Hamburg, Michael Behrendt, steht der Halle des traditionsreichen Clubs. Ulrich Perrey/dpa
Der Präsident des Übersee-Clubs Hamburg, Michael Behrendt, steht der Halle des traditionsreichen Clubs.
Der Präsident des Übersee-Clubs Hamburg, Michael Behrendt, steht der Halle des traditionsreichen Clubs.

In seiner 100-jährigen Geschichte wurden im Übersee-Club mehr als 1000 Vorträge gehalten. Deutsche und internationale Größen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur sprachen hier schon. Neben nahezu allen deutschen Bundespräsidenten und Kanzlern waren berühmte Persönlichkeiten wie der britische Ökonom John Maynard Keynes, der ehemalige Präsident Frankreichs, Charles de Gaulle, und der frühere UN-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali zu Gast.

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Doch bekannt ist der Übersee-Club vor allem für die Reden Hamburger Bürgermeister, die dort häufig Ideen und Strategien zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentierten. Henning Voscherau (SPD) gab 1997 den Bau der HafenCity bekannt, 20 Jahre später stellte Olaf Scholz (SPD) seine Vision von Hamburg als Wissenschaftsstandort vor.

Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich 2017 in das Goldene Buch des Übersee-Clubs eingetragen. Daniel Reinhardt/dpa
Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich 2017 in das Goldene Buch des Übersee-Clubs eingetragen.
Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich 2017 in das Goldene Buch des Übersee-Clubs eingetragen.

Der derzeitige Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sprach bereits mehrmals vor dem Club. 2019 kündigte er eine moderne, technologiebasierte Klimaschutzpolitik an, „die wir in Hamburg seitdem sehr erfolgreich umsetzen“, sagte Tschentscher bei einer Festrede im Mai anlässlich des Geburtstags. „Es war mir wichtig, gerade dieses Thema im Übersee-Club anzusprechen, denn die Vorträge wirken in die gesamte Stadt hinein.“ Krönender Abschluss der Feierlichkeiten soll ein Festakt am 3. Juli in der Hamburger Laeiszhalle sein, zu der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erwartet wird.

Übersee-Club: Wer Mitglied sein will, braucht Bürgen

In den ersten Jahren nach der Gründung befand sich die Vereinigung noch im Haus der Patriotischen Gesellschaft an der Trostbrücke. Doch als das historische Gebäude aufwendig umgestaltet werden wollte, übernahm man sich finanziell. Fast gleichzeitig mit dem Ende der Weimarer Republik löste sich der Übersee-Club 1933 auf. Ohnehin wäre sein liberales Selbstverständnis wohl nicht mit der nationalsozialistischen Ideologie vereinbar gewesen. Einige Jahre war es ruhig um den Verein, bis er 1947 neu gegründet wurde.

Und wo ist heute sein gesellschaftlicher Platz? „Die Nachfrage bestimmt, wie man so sagt, das Geschäft – und die Nachfrage nach dem Übersee-Club ist groß“, sagt Behrendt. Mittlerweile findet das Vereinsleben zwischen Marmorsäulen, Ölgemälden und englischen Clubmöbeln im Almsinck-Palais am Neuen Jungfernstieg statt. Doch von einer Elite-Vereinigung könne man nicht reden, findet der ehrenamtliche Präsident des Übersee-Clubs. „Man braucht keinen Rang und Namen, um Mitglied zu werden. Viel wichtiger ist, dass man auch seine soziale Kompetenz beweist.“

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Ganz so einfach ist es aber nicht: Wer Teil des exklusiven Clubs werden möchte, muss zwei Mitglieder finden, die für ihn bürgen. Heute zählt der Club nach eigenen Angaben knapp 2000 Mitglieder, rund 400 von ihnen sind Frauen. Seit der Gründung waren sie als Mitglieder zugelassen, was in den 1920er-Jahren alles andere als selbstverständlich war.

„Zugegeben: Es hat ein bisschen gedauert, bis die erste Frau einen Vortrag gehalten hat“, räumt Behrendt ein. Marion Gräfin Dönhoff, ehemalige Chefredakteurin und Mitherausgeberin der „Zeit“, sprach 1975 vor den Mitgliedern über die Presse in der Demokratie. Auf sie folgten viele weitere Rednerinnen, darunter Ursula von der Leyen und Angela Merkel. Geht es nach Präsident Behrendt, soll der nächste Gast auch eine Frau sein: US-Botschafterin Amy Gutmann. Eingeladen ist sie bereits.

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