„Ich bin eher ein Prinz als Spartakus“: Wie ein Hamburger Jung die Tanzwelt erobert
Eppendorf –
Er steht aufrecht da, sein Rücken ist gestreckt, das Kinn erhoben. Und dann tanzt Caesar Elsner eine Fouetté en tournant, eine Drehung, die einen an Ballettstücke wie „Schwanensee“ denken lässt. Doch der 19-Jährige aus St. Pauli steht nicht auf der Bühne einer großen Staatsoper. Er übt in einem Spiegelsaal am Eppendorfer Weg. In diesem Studio machte er vor fünf Jahren seine ersten Ballettschritte – nun ist er bereits oben angelangt. Seine nächste Station: die berühmte Vaganova-Ballettakademie in St. Petersburg.
Caesar Elsner war immer schon sportlich. Er spielte Wasserball, war im Schwimmverein und tanzte mit seinen Freunden Breakdance. Da bemerkte er das erste Mal die Freude, die es ihm bereitete, sich zur Musik zu bewegen. Ein Werk der Popkultur brachte Caesar letztendlich zur Hochkultur: die Jugendserie „Dance Academy“. Hier fand er eine Figur, mit der er sich identifizieren konnte.
Serie „Dance Academy“ brachte Caesar Elsner zum Ballett
„Der Junge war sprayen und skaten, also das, was wir auch früher gemacht haben. Er bekam Sozialstunden aufgebrummt und musste Ballett tanzen. Es waren diese Szenen, in denen er dann tanzen musste, die haben mich beeindruckt“, sagt Caesar Elsner. Er tauchte daraufhin immer tiefer in die Welt des Balletts ein. Die Entscheidung stand bald fest: Er wollte Ballett tanzen. Eric Miot, ein ehemaliges Mitglied des Hamburger Balletts, wurde sein Lehrer.
Bereits ein Jahr später versuchte Caesar den nächsten Schritt und bewarb sich an der Ballettschule von Star-Choreograf John Neumeier in Hamburg: „Da habe ich erst ein Jahr wirklich getanzt und mich dennoch dort beworben. Obwohl sie mich nicht genommen haben, durfte ich für zwei Wochen an deren Schule kommen – zum Probetraining.“
Probetraining bei Star-Choreograf John Neumeier
Diese zwei Wochen waren bedeutend, denn hier bekam der Hamburger das erste Mal den Eindruck, wie es ist, an einer professionellen Ballettschule zu sein. „Was mich beeindruckt hat, was ich jedoch erst später erkannte, ist dieser Drill, dieses sehr, sehr harte Arbeiten. Im Ballett gibt es keine Wunder, es gibt nur harte Arbeit“, sagt er.
Video: Star-Choreograf John Neumeier wird in Hamburg geehrt
Mit 16 Jahren schaffte es Caesar schließlich, an der renommierten Wiener Ballettakademie aufgenommen zu werden. „In Wien habe ich wirklich alles gelernt.“ Caesar war klar, dass ihm die Zeit davonrannte: „Ich wusste, ich habe hart gearbeitet und jetzt muss ich irgendwo angenommen werden, denn sonst wird das nichts mit Ballett.“ In Wien angekommen, ging Caesar weiter zur Schule – neben dem Ballettunterricht. Doch es wurde schnell deutlich, dass beides gleichzeitig für ihn nicht zu bewerkstelligen war.
Keine Schule, nur Ballett: Caesar Elsner tanzt an der Wiener Ballettakademie
Caesar wählte einen radikalen Weg: Er brach die Schule ab. Der harsche Ton, die Strenge und die permanente Kritik in der Ballettwelt, sie machen Caesar nichts aus. „Ballett ist hart, aber ich glaube, in jedem Sport, bei dem du wirklich ein hohes Level erreichen möchtest, klappt es einfach nicht anders. Da muss eine gewisse Disziplin da sein.“ Die Disziplin ist Caesar anzumerken. Doch man spürt ebenfalls die Freude an dem, was er tut.
Begeistert spricht er von seinen Lieblingsrollen. Zu ihnen gehört die Figur des Albrecht im Ballett „Giselle“, genau wie der „Nussknacker“. Doch auch im „Schwanensee“ zu tanzen, wäre ein Traum – natürlich keine Randfigur, sondern Prinz Siegfried. In diesen Rollen sieht sich Caesar schon wegen seines schmalen Körperbaus: „Ich bin eher ein Prinz als Spartakus. Obwohl ich Spartakus oder Ballettstücke wie Don Quichotte auch traumhaft finde.“
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Caesars Zeit in Wien ist nun vorbei. Der nächste Schritt steht an: Er geht für ein Jahr als Trainee nach St. Petersburg. Doch nicht an irgendeine Schule – es geht für ihn an die berühmte Vaganova-Ballettakademie. An dieser Akademie zu tanzen ist der Traum unzähliger Balletttänzer. Denn an dieser Schule waren die größten Tänzer der Ballettgeschichte.
Ballett: Russland-Aufenthalt kostet 15.000 Euro
Doch das eine Jahr in Russland wird nicht billig. Ballett- und Russischunterricht, Verpflegung und Unterkunft werden ihn ungefähr 15.000 Euro kosten. Eine Summe, die für seine Familie schwer zu stemmen ist. Daher haben seine Mutter und er eine Gofundme-Kampagne ins Leben gerufen, auf der man für Caesars Vorhaben spenden kann.
Der Hamburger hat ein ambitioniertes Ziel vor Augen: „Erster Solist im Mariinski-Theater. Wenn du in der Ballettwelt sagen kannst, du bist erster Solist im Mariinski-Theater, dann kannst du danach in jede Akademie gehen und Direktor werden oder Lehrer – dann wollen dich alle haben.“