Das schönste Haus auf dem Kiez ist jetzt ein Imbiss
Dort wo früher Spielautomaten blinkten und ratterten, gibt es jetzt Currywurst vom Grill: In das schönste Gebäude der Reeperbahn ist ein Imbiss inklusive Kiosk gezogen. Der Kiez verändert sich – mal wieder. Die MOPO hat den neuen Inhaber getroffen und mit ihm darüber gesprochen.
Von dem Glamour, den Stars und Sternchen, die die Eröffnung des alten Kasinos an der Reeperbahn/Ecke Hamburger Berg im Jahr 1987 mit sich brachte, ist heute nicht mehr viel übrig. Damals war es eine Sensation, dass Original-Spielautomaten („einarmige Banditen”) auf St. Pauli aufgestellt wurden. Direktor des Kasinos wurde Ludwig Rielandt, der pensionierte Leiter der Davidwache – eine legendäre Figur. Nur die prachtvolle Fassade des denkmalgeschützten weißen Gebäudes von 1897 erinnert noch an die alte Zeit.
Reeperbahn: Das ist jetzt im alten Kasino eingezogen
Jetzt hängt dort ein großes rotes Banner mit der Aufschrift „Maxe-Grill“, das seit seinem Auftauchen am vergangenen Donnerstag viele verwunderte Blicke auf sich zog. „Natürlich waren die Leute überrascht!“, sagt Jay Gahi und lacht dabei ein wenig. Der 42-Jährige ist der neue Inhaber. „Immerhin war hier über Jahre überhaupt nichts.“
2017 verkündete das damalige Kasino Reeperbahn, nach 30 Jahren das weiße Eckhaus am Hamburger Berg zu verlassen und zog im Januar 2018 zum Millerntorplatz um. Der Grund für den Standortwechsel waren damals notwendig gewordene Renovierungsarbeiten, die den laufenden Betrieb nicht zugelassen hätten. Außerdem sei das Gebäude am Millerntorplatz ebenerdig und besser an den ÖPNV angebunden, hieß es damals.
Reeperbahn: Das ist der neue Besitzer im alten Kasino
Vor zweieinhalb Jahren bekam Gahi dann das Angebot, einen Teil der Räumlichkeiten zu mieten. „Da habe ich nicht lange überlegt“, sagt der 42-Jährige, dem auch noch andere Objekte auf St. Pauli und St. Georg gehören. Unter anderem betreibt er eine Shisha-Bar am Steindamm und hat seinen ehemaligen Imbiss mit Kiosk in der Hein-Hoyer-Straße inzwischen untervermietet.
„Mit 16 habe ich mit meinem ersten kleinen Kiosk auf St. Pauli angefangen, später hatte ich dann ein Restaurant“, erzählt er. Das sei nach der Währungsumstellung pleite gegangen, deshalb habe er angefangen bei der Post und als Kellner zu arbeiten. „Da habe ich Geld gespart und bin dann nach St. Pauli zurückgekommen.“ Lustigerweise am Millerntorplatz, wo jetzt das Kasino ist, eröffnete er einen Kiosk mit kleinem Imbiss. So wie jetzt auch hier am Hamburger Berg. „Ich finde diese Kombination gut und die Leute mögen das“, sagt er.
Hamburg Reeperbahn: Wie verändert sich der Kiez?
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Weg von Rotlicht und Glamour hin zur Essensmeile – ist der neue Imbiss symptomatisch für eine schrittweise Entwicklung auf dem Kiez? Der Bezirksamtsleiter von Hamburg-Mitte, Falko Droßmann (SPD), sieht da überhaupt keine Gefahr. „Der Kiez hat sich schon immer verändert und der Kiez wird sich immer verändern“, sagte er der MOPO. „Vor ein paar Jahren waren zum Beispiel überall Bubble-Tea-Läden, die sind wieder weg.“ Inzwischen hätten auch viele neue Kneipen aufgemacht und die früheren Diskotheken entwickelten sich zu Live-Music-Clubs.
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Von einem Leerstand sei man immer weit entfernt gewesen. „Mehrere Läden habe ich schließen lassen, aber da wurden organisiert Menschen abgezockt“, sagt Droßmann. Vieles müsse man jetzt auch nach und nach renovieren, so wie eben das ehemalige Kasino-Gebäude.
Jay Gahi freut sich währenddessen auf die neue Herausforderung. „Ich finde die Reeperbahn einfach toll“, sagt er. „Ich bin hier aufgewachsen und kann auch nicht mehr von hier weg.“