Ein Großstadt-Imker
  • Ein Hobby-Imker in der Großstadt, sein Bienenvolk lebt auf dem Balkon. (Symbolbild)
  • Foto: dpa | Friso Gentsch

Immer mehr Hobby-Imker in Hamburg: Ein Trend mit teils fatalen Folgen

Hamburg erlebt ein Bienen-Hoch: Angeregt durch Initiativen wie „Deutschland summt“ entschließen sich immer mehr Großstädter dazu, sich ein eigenes Bienenvolk zuzulegen. 5781 Völker zählt die Hansestadt inzwischen, Tendenz steigend. Der Trend hat aber auch seine Schattenseiten und kann für die Tiere zum Teil fatale Folgen haben.

Die Anzahl der Imker in Deutschland war jahrzehntelang kontinuierlich gesunken. Umso mehr Euphorie herrschte bei den Bienenliebhabern im Jahr 2017, als sich endlich wieder mehr Menschen für das Thema begeistern konnten. Seitdem steigen die Zahlen kontinuierlich an, 4,23 Prozent betrug der bundesweite Mitgliederzuwachs beim Deutschen Imkerbund (DIB) 2020.

Bienenvolk auf dem Balkon? Immer mehr Hamburger werden Hobby-Imker

In den Großstädten zeigte sich der allgemeine Imkerzuwachs noch viel extremer. Das „Urban Beekeeping“ faszinierte auch die Hamburger, so dass es hier in den vergangenen Jahren zu Steigerungsraten von bis zu 25 Prozent kam. Der Präsident des DIB, Torsten Ellmann, sieht dadurch aber auch Probleme: „Solche Zuwächse bedeuten eine Überlastung von Schulungskapazitäten.“ Dabei seien solche Grundschulungen, die von Vereinen angeboten werden, extrem wichtig. So einfach, wie die Pflege der Bienenvölker in vielen YouTube-Videos dargestellt werde, sei es nicht.

Zu viele Bienenfans in Großstädten: DIB äußert Bedenken

Auch Corona erschwert die Ausbildung der angehenden Imker und Imkerinnen. Anfängerkurse können nur Online abgehalten, demnach auch nur theoretische Inhalte vermittelt werden. Das reiche jedoch laut DIB nicht aus. Eine Sprecherin betont: Imkern kann nur praktisch erlernt werden. Bienen seien komplexe Tiere, die sich an Umweltveränderungen anpassen und nicht einfach zu verstehen sind. Als Imker lerne man ständig dazu und sei auf die Hilfe von erfahrenen Vereinskollegen angewiesen.


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In Großstädten wie Hamburg kann die unsachgemäße Haltung in Kombination mit einer hohen Dichte der Bienen fatale Folgen haben. Krankheiten, wie zum Beispiel die amerikanische Faulbrut können nicht schnell genug erkannt und behandelt werden. Da sich die Völker, anders als in ländlichen Bereichen, räumlich sehr nah beieinander befinden, breiten sich solche Tierseuchen rasch aus. Doch die kleinen Pollensammler in Hamburg haben noch ein weiteres Problem: „Eine hohe Bienendichte führt zu Nahrungskonkurrenz zwischen den Blüten besuchenden Insekten,“ sagt Torsten Ellmann.

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Hamburger, die trotzdem etwas für die Bienen tun möchten, können dafür auf andere Weise aktiv werden. Nicht jeder muss Imkerin oder Imker werden, so Ellmann. Den eigenen Garten bienenfreundlich zu gestalten, mache schon einen großen Unterschied. Im Gartencenter oder beim Floristen sind die entsprechenden Blumen oft gekennzeichnet. Und auch wer keinen Garten hat, könne einen kleinen Beitrag leisten: Indem man die Küchenkräuter auf dem Balkon blühen lässt, tut man den Bienen ebenfalls einen Gefallen.

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