• Die Sternbrücke über der Kreuzung Stresemannstraße/Max-Brauer-Allee soll durch ein neues Modell ersetzt werden.
  • Foto: Imago/Frank Brexel

Immer wieder Ärger: Diese fünf Hamburger Bauprojekte sind besonders umstritten

Bauprojekte gehören zur Hamburger DNA. Die Stadt wächst und entwickelt sich weiter, dies geschieht allerdings selten geräuschlos – auch nicht im übertragenen Sinne. Immer wieder sorgen Projekte für Ärger und Proteste. Die MOPO stellt fünf Vorhaben vor, die besonders kritisch beäugt werden

Die Sternbrücke

Die Sternbrücke über der Kreuzung Stresemannstraße/Max-Brauer-Allee soll durch ein neues Modell ersetzt werden.

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Imago/Frank Brexel

Sternschanze: Brücken-Neubau sorgt für Ärger

Das Projekt:Die Sternbrücke soll abgerissen werden. Bahn und Verkehrsbehörde wollen einen Neubau des Bauwerks, das über Stresemannstraße und Max-Brauer-Allee führt. Hintergrund ist, dass die Brücke seine maximale Nutzungsdauer langsam erreicht haben soll. Deswegen wurde bereits vor einigen Monaten ein Entwurf für einen Brücken-Ersatz in der Sternschanze präsentiert. Eine Stabbogenbrücke soll künftig über die Straßen führen – ohne Stützen in der Mitte. Dadurch erhofft sich die Verkehrsbehörde, den Verkehr besser unter der Brücke durchführen zu können.

Die Kritik: Anwohner liefen gegen die Pläne sturm. Eine Initiative verurteilte die Pläne für den Brücken-Ersatz, dieser würde sich mit seiner gewaltigen Erscheinung nicht in das Bild des Stadtteils einfügen. Der Denkmalverein und weitere Institutionen sprachen sich darüber hinaus für einen Erhalt der Brücke aus und stützten sich auf ein Gutachten, dass die Stadt vor zwei Jahren in Auftrag gab. Daraus geht hervor, dass die Brücke noch mehr als 50 Jahre Bestand haben könnte, wenn man sie entsprechend saniert.

Der aktuelle Stand: Die Bahn will an dem Abriss festhalten, auch weil die Brücke Teil einer der am stärksten frequentierten Strecken in Deutschland ist. Die Bürgerschaft hat sich unlängst aber dafür stark gemacht, dass alternative Neubau-Varianten geprüft werden.

Paulihaus

So sollte das „Paulihaus“ neben der Rindermarkthalle (St. Pauli) aussehen.

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St. Pauli: Gerichtsverfahren wegen Büro-Klotz

Das Projekt: Mitten auf St. Pauli sorgt ein geplanter Büro-Klotz für Ärger. Eine Baugemeinschaft will neben der Rindermarkthalle an der Ecke Neuer Kamp/Budapester Straße ein mehrstöckiges Gebäude mit dem Namen „Paulihaus“ errichten. Genau dort, wo sich aktuell das indische Restaurant „Maharaja“ befindet. Eigentlich sollte der Neubau bereits stehen, doch es kam anders.

Die Kritik: Die Eigentümerin des Restaurants wehrte sich gegen das Vorhaben. Hintergrund ist, dass sie noch einen gültigen Pachtvertrag für die Fläche bis Ende 2021 besitzt, die Stadt hatte diesen für das Bauprojekt jedoch vorzeitig gekündigt. Gemeinsam mit der Initiative „St. Pauli Code jetzt!“ ging sie gegen die Räumungsklage vor – und gewann in erster Distanz vorm Landgericht.

Der aktuelle Stand: Am Mittwoch verhandelt das Oberlandesgericht über den Fall. Die Stadt war zuletzt in Berufung gegangen, möchte, dass der Neubau weiter realisiert werden kann.

Viel Grün, Fortbewegung auf Rädern und in Kanus: So soll der neue Stadtteil Oberbillwerder einmal aussehen.

Viel Grün, Fortbewegung auf Rädern und in Kanus: So soll der neue Stadtteil Oberbillwerder einmal aussehen.

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Adept Aps mit Karres+Brands und Transsolar (hfr)

Bergedorf: Ein Stadtteil spaltet die Gemüter

Das Projekt: Im Hamburger Bezirk Bergedorf entsteht ein neuer Stadtteil: Oberbillwerder. Rund 7000 Wohnungen sollen dort entstehen, wo heute vor allem landwirtschaftliche Flächen zu finden sind. Insgesamt 20.000 Bewohner erwartet der Senat für den Stadtteil, der autoarm und grün gestaltet und ab 2027 von den ersten Bürgern bezogen werden soll. 

Die Kritik: Bereits seit Monaten protestieren Anwohner gegen das XXL-Bauprojekt. In einem Bürgerbegehren wurden unter anderem Tausende Unterschriften gesammelt, um den neuen Stadtteil zu stoppen. Kritiker befürchten nämlich, dass dadurch die Landschaft zerstört werden könnte. Auch auf Bezirksebene gibt es Kritik, unter anderem daran, dass die aktuell vorhandene und bereits zum Teil überlastete HVV-Anbindung mit den zusätzlichen Einwohnern überfordert wäre.

Der aktuelle Stand:Im Bezirk kann das Bauprojekte nicht mehr gestoppt und maximal verzögert werden. Denn: Der Senat hat bei dem Vorhaben die Zügel inzwischen fest in der Hand. Klar ist aber auch, dass bei den ursprünglichen Plänen nachgebessert wurde. So soll unter anderem ein breiter Landschaftskorridor erhalten werden, begrünte Dächer für ein besseres Klima sorgen und vor Überflutungen schützen und der ÖPNV ausgebaut werden.

Das ehemalige Gelände der Holsten-Brauerei in Altona hat erneut einen neuen Eigentümer bekommen.

Das ehemalige Gelände der Holsten-Brauerei in Altona hat erneut einen neuen Eigentümer bekommen.

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Altona-Nord: Ärger im Grundstücks-Spekulation

Das Projekt: Das Holsten-Quartier zählt zu einem der wichtigsten Bauprojekte in Altona. Nach dem Umzug der Brauerei sollen auf dem Areal rund 1400 Wohnungen sowie Büros und Gewerbe entstehen. Ein Teil des Quartiers soll zudem autofrei werden.

Die Kritik: Es tut sich nichts! Und das ärgert vor allem die Politiker in unserer Stadt. Sowohl im Bezirk als auch in der Bürgerschaft gibt es Vorwürfe, dass das Filetstück zwischen Harkortstraße und Haubachstraße (Altona-Nord) zum Spielball für Spekulanten geworden ist. Zur Erinnerung: Carlsberg hatte das Areal 2016 für 150 Millionen Euro verkauft, zuletzt gab es einen Kaufvertrag über 320 Millionen Euro.

Der aktuelle Stand: Kritiker befürchten, dass die Grundstücksspekulationen das komplette Holsten-Quartier-Projekt gefährden könnten. Immerhin sollten 2021 die ersten Gebäude stehen. Ob dieser Zeitplan noch einzuhalten ist, wird sich die kommenden Monate zeigen. Bislang ist noch wenig Sichtbares passiert.

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So soll die Station Stoltenstraßen aussehen.

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Horn: Initiative stellt sich gegen neue U-Bahn

Das Projekt: Hamburg bekommt zwei neue U-Bahn-Stationen. Die Hochbahn verlängert die Linie U4 in Richtung Horner Geest, 2,6 Kilometer lang soll der neue Abschnitt werden. Durch die Haltestellen Stoltenstraße und Horner Geest sollen in Hamburgs Osten erstmals 13.000 Menschen direkt durch eine Schnellbahnlinie angebunden werden.

Die Kritik: Die Bürgerinitiative „Rettet Horn“ hat bereits tausende Unterschriften gegen das Projekt gesammelt. Der Grund: Sie fürchtet einen massiven Eingriff in die Natur und in die Tierwelt. Tatsächlich müssen mehrere Bäume gefällt werden, viele werden aber auch nachgepflanzt. Inzwischen fordert die Initiative einen Baustopp, weil durch das Coronavirus die Fahrgastzahlen deutlich zurückgegangen sind und die neue Verbindung möglicherweise gar nicht mehr benötigt wird.

Der aktuelle Stand: Die Hochbahn hält an ihren Arbeiten fest. Seit März laufen die vorbereitenden Baumaßnahmen für das Millionenprojekt, das ab 2026 fertig sein soll.

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