Impfen geht voran: So viele Dosen kommen jetzt nach Hamburg
Vor rund vier Monaten startete die Impfkampagne in Deutschland. Fast 18 Millionen Menschen wurden seitdem mindestens einmal geimpft – etwas mehr als 21 Prozent der Bevölkerung. Und rund sieben Prozent der Deutschen haben schon eine Zweitimpfung erhalten. Da stellen sich viele die Frage: Wann ist genug Impfstoff da, dass ich geimpft werde?
Schon im Sommer will der Bund allen Bürgern eine Impfangebot machen können. Auch in Hamburg geht es voran: Die Impfquote liegt am Donnerstag bei 21,8 Prozent und damit sogar leicht über dem Bundesschnitt. Gut sechs Prozent der Hamburger haben auch eine Zweitimpfung erhalten. Kurz nach Ostern stiegen die Hausärzte ein und impfen seither fleißig mit.
Großer Andrang bei „AstraZeneca-Tagen“ in Hamburg
Auch die „AstraZeneca-Tage“ sorgten für Aufwind: Hamburg bietet für Über-60-Jährige in dieser Woche von Mittwoch bis Freitag drei Sonderimpftage mit dem Vakzin an. Grund hierfür soll eine unerwartet große Lieferung gewesen sein. Mehr als 24.000 zusätzliche Impftermine mit dem Präparat waren in kurzer Zeit ausgebucht. Pro Tag sind nun mehr als 8500 Impfungen in den Messehallen geplant.
Spahn: Betriebsärzte sollen ab Juni impfen
„Wie angekündigt, gewinnt die Impfkampagne im zweiten Quartal deutlich an Geschwindigkeit“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit Blick auf Lieferzusagen der Hersteller Biontech und Moderna. Dazu kämen Dosen von AstraZeneca und Johnson & Johnson.
Arztpraxen und Länder erhielten so mehr Planungssicherheit für Mai und Juni. „Und das ermöglicht uns, bereits im Juni auch die Betriebsärzte in die Impfkampagne zu integrieren.“ Bund und Länder planen für die nächste Woche außerdem erneut einen Impfgipfel.
So viel Impfstoff kommt nach Hamburg
Doch was bedeutet das konkret? Im Mai soll Hamburg nach Angaben der Bundesregierung insgesamt 215.700 Dosen an Impfstoff für das Impfzentrum erhalten. Im Juni sollen es 220.000 Dosen sein. Und zwar fast ausschließlich Biontech, ergänzt um etwas Moderna. Mit den Dosen, die kommende Woche erwartet werden, wären das rund 450.000 Impfungen bis Ende Juni über das Impfzentrum.
Impf-Prognosen für die Hamburger Praxen
Hinzu kommen die Lieferungen an Haus- und Betriebsärzte. Bislang gibt es hier nur Prognosen für Biontech – und die sehen nicht schlecht aus. Im Mai erwartet die Bundesregierung rund acht Millionen Dosen, im Juni sind es dann schon 17 Millionen.
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Auf MOPO-Nachfrage kann die Kassenärztliche Vereinigung (KV) noch nicht konkret sagen, wieviel davon an Hamburg geht und wie der Impfstoff genau verteilt wird. Geht es wie bisher nach Bevölkerungsgröße, müsste Hamburg bis Ende Juni so nochmals rund 500.000 Dosen erhalten.
500.000 Impfdosen für die Praxen
Das bedeutet, dass im Impfzentrum und von den Ärzten knapp eine Millionen Hamburger einmal bzw. 500.000 zweimal geimpft werden könnten – bei einer Bevölkerung von knapp 1,9 Millionen wäre das immerhin ein beträchtlicher Teil der Erwachsenen.
Und: Von Johnson & Johnson sollen – wie Mitte April angekündigt – zehn Millionen Dosen an Deutschland geliefert werden. Wenn davon dann, nach Bevölkerungszahl verteilt, 200.000 an Hamburg gingen, könnte tatsächlich bis Ende Juni ein Großteil der bislang ungeimpften Erwachsenen der Hansestadt zumindest einmal gespritzt werden.
Corona-Impfung: Johnson & Johnson für Obdachlose
Bei Johnson & Johnson wäre sogar nur eine Dosis nötig. In Hamburg soll der Impfstoff erstmal an Obdachlose gehen, weil schon eine einzige Dosis zum vollen Schutz ausreicht.
„Die Nachricht, dass Johnson & Johnson zur Verfügung stehen wird, ist sehr gut! Sie hilft uns, besonders schwierig zu erreichende Menschen möglichst gut versorgen zu können, und ist daher eine große Erleichterung“, teilte Martin Helfrich, Sprecher Hamburger Sozialbehörde, auf MOPO-Anfrage mit.
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Es gebe aber noch keine Erkenntnisse dazu, wann mit einer Belieferung zu rechnen sei. „Darauf basierend werden wir sehr kurzfristig die weitere Planung und Umsetzung veranlassen: Wenn geliefert wird, geht es los“, so der Sprecher. Vor dem Stopp waren rund 5000 Impfdosen für Hamburg angekündigt worden.
AstraZeneca wäre auch für junge Menschen möglich
Aktuell wird AstraZeneca aufgrund der Empfehlung der Ständigen Impfkommission nur an Menschen ab 60 Jahren verimpft. Hintergrund ist, dass es nach der Impfung in seltenen Fällen zu einer Hirnvenenthrombose kam – meist bei Frauen unter 55 Jahren. Verboten ist der Impfstoff für unter 60-Jährige damit nicht.
Der Einsatz des Vakzins bleibt „nach ärztlicher Aufklärung und bei individueller Risikoakzeptanz durch den Patienten“ möglich – vorausgesetzt, die Impfpriorisierung erlaubt es. Sachsen, Bayern und Mecklenburg-Vorpommern haben angekündigt, das Vakzin für alle Altersgruppen freizugeben. Voraussetzung ist eine ausführliche Beratung beim Arzt. Auch Bremen erwägt eine Lockerung der Impfreihenfolge für das Vakzin.
Die Hamburger Gesundheitsbehörde sieht hingegen derzeit keinen Grund, die aktuell geltende Impfpriorisierung aufzuheben. Dazu sei die Verfügbarkeit des Impfstoffes von AstraZeneca noch zu gering.
Keine Mengenangaben für AstraZeneca
Was auffällt: In den Lieferprognosen der Regierung ist für etliche Länder, darunter auch Hamburg, ab Mai fast kein Impfstoff von AstraZeneca mehr eingeplant. Die Hamburger Sozialbehörde verweist in dieser Frage auf den Bund. „Das ist auch der Grund dafür, dass Hamburg stets nur so viele Termine vergibt, wie auch Impfstoff geliefert bzw. angekündigt wird“, teilt Sprecher Martin Helfrich mit.
Erstimpfungen mit AstraZeneca nur noch in Praxen
Die MOPO fragt beim Bundesgesundheitsministerium nach. Hier heißt es, dass die Impfzentren der Länder ab Mitte April nur noch Zweitimpfungen mit AstraZeneca durchführen. In Zukunft sollen in den Impfzentren die Impfstoffe von Biontech und Moderna verimpft werden. An die Praxen gehen dann die Mengen, die über die wöchentlich vereinbarten 2,25 Millionen Dosen für die Impfzentren hinaus geliefert werden.
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Schleswig-Holstein hat zwar die niedrigste Inzidenz aller Länder, will aber ebenfalls den Impf-Turbo einschalten. Vom Nachbarland Dänemark bekommt es eine Art „Darlehen“ von 55.000 Dosen AstraZeneca. Dänemark hatte zuvor erklärt, seine Impfkampagne ohne den Impfstoff des britisch-schwedischen Unternehmens fortzusetzen. Die Impfdosen sollen nach einem vereinbarten Zeitraum zurückerstattet werden.