Impfstoff-Verschwendung: Jetzt fordert auch Asklepios deutliche Änderungen
Ärzte, Politiker und die Verantwortlichen in den Impfzentren streiten schon länger über den Umgang mit übriggebliebenen Impf-Resten. Während die einen eine pragmatische Lösung fordern, um so viele Menschen wie möglich schnell mit Impfstoff zu versorgen, hält der Hamburger Senat an den offiziellen Vorgaben der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) fest. Nun hat sich auch Hamburgs größter privater Krankenhausträger Asklepios in die Debatte eingebracht und plädiert für digitale Wartelisten für Impfstoff-Reste.
„Es ist ein Skandal, dass bundesweit immer noch Impfstoffreste weggeworfen werden, anstatt sie kurzfristig an Impfwillige zu verimpfen“, sagt Kai Hankeln, Chief Executive Officer (CEO) der Asklepios-Kliniken-Gruppe. Nach Recherchen des NDR sollen allein im Hamburger Impfzentrum seit der Eröffnung rund 43.000 Impfdosen weggeschmissen worden sein. Grund dafür ist die Vorgabe der EMA, wonach aus einem Fläschchen nur sechs Dosen entnommen werden sollen. Möglich wären aber, bei sehr präzisem Arbeiten, sieben Dosen.
Corona-Impfung: Andere Bundesländer erlauben siebte Dosis bereits
Einige Bundesländer, wie Hessen und Niedersachsen, haben die siebte Impfdosis bereits erlaubt. Niedergelassene Hausärzte dürfen dort nun offiziell sieben Personen pro Fläschchen impfen. In Hamburg hingegen beharrt der Senat auf der Vorgabe der EMA.
Hausärzte können zwar die siebte Dosis verimpfen, es handelt sich dann aber um einen sogenannten „Off-Label-Use“, dem der Impfling vorher schriftlich zustimmen muss. Im Impfzentrum an den Messehallen werden weiterhin nur sechs Impfungen verabreicht.
Hamburg: Asklepios fordert digitale Wartelisten für Impf-Reste
Um auch in Hamburg weniger Impfstoff zu verschwenden, fordert Asklepios nun den Einsatz von digitalen Wartelisten, um Impfwillige kurzfristig mit dem Impfstoff-Rest zu versorgen. „Eine digitale Warteliste wird bereits mit großem Erfolg eingesetzt, zum Beispiel in Potsdam, wo bereits tausende Dosen erfolgreich vermittelt wurden. Warum nutzen nicht mehr Impfzentren diese Möglichkeit, um die Reste aus den Ampullen zu nutzen, anstatt sie wegzuwerfen?“, so Hankeln.
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In Potsdam gibt es bereits ein Modellprojekt mit einer solchen digitalen Warteliste. Das Prinzip der Listen ist einfach: Impfwillige tragen sich über eine Terminvergabe-Software in eine Warteliste ein und das Impfzentrum kann dann die Impfwilligen kurzfristig per Anruf, E-Mail oder SMS informieren, falls am Ende des Tages absehbar noch Impfreste zur Verfügung stehen. Wer innerhalb von 30 Minuten vor Ort ist, erhält dann eine Impfung. In Potsdam gäbe es nun, dank der Wartelisten, kaum noch Impf-Reste, die weggeworfen werden müssen, so Hanklen. (hb)