Nach 80 Jahren: Stadt baut historisches Gebäude in der Speicherstadt wieder auf
Seit 80 Jahren klafft in der Speicherstadt eine Baulücke. Bomben zerstörten während des Zweiten Weltkriegs weite Teile des historischen Ensembles, darunter auch die ehemalige Maschinenzentralstation am Sandtorkai. Jetzt erlebt der Motor der Speicherstadt eine Wiederauferstehung.
An der Ecke Sandtorkai/Auf dem Sande wird seit Oktober gebuddelt und gebohrt. Die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) will die Überreste der alten Energiezentrale sanieren und das, was weg ist, wieder aufbauen. Geplant ist ein Neubau mit 4000 Quadratmetern Grundfläche, die laut Architektin Ulrike Rau von HHLA Immobilien „mit ihrem historischen Ambiente Raum für smarte Nutzungsideen bietet“. Die Mieter stehen noch nicht fest.
Kesselhaus und Maschinenzentralstation bildeten zusammen den Motor der Speicherstadt
Bereits vor 22 Jahren war das nebenan liegende Kesselhaus mit seinem markanten Gitterturm als Ersatz für die zerstörten Ziegelstein-Schornsteine saniert und umgebaut worden. Beide Teile zusammen hatten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts für die Energieversorgung der Lagerhäuser sowie des Hafenbetriebs im Südosten der Hansestadt gesorgt.
So hatten gewaltige Dampfmaschinen mit einer Leistung von über 1000 PS Wasser durch ein 15 Kilometer langes Rohrsystem in der Speicherstadt gepumpt. Mit der Energie, die dabei erzeugt wurde, wurden die Winden betrieben, welche die Waren von den Schuten hochzogen und nach der Veredelung in den Speichern per Kran wieder straßenseitig auf die Karren herabließen. Außerdem produzierten die Dampf-Dynamos der Maschinenzentralstation auch Strom, mit dem die Speicherböden versorgt wurden.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Energiezentrale durch Bomben zerstört
Während des Zweiten Weltkrieges wurden die beiden Kraftwerksteile so schwer beschädigt, dass sich ein Wiederaufbau nicht lohnte. Laut HHLA wurde die Energieversorgung der Speicherstadt dezentral von den Stadtwerken übernommen.
Für die Hansestadt bedeutet das Projekt die Wiederbelebung eines Stücks altes Hamburg. Dr. Anna Joss, Leiterin des Denkmalschutzamts: „Vom Keller bis ins Dachgeschoss entsteht ein interessantes Ensemble von Alt und Neu: Im Untergrund werden zukünftig die eindrücklichen historischen Fundamente zu entdecken sein, die den Neubau tragen und ganz oben überrascht der Altbau mit einer filigranen weit gespannten Dachkonstruktion.“
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Das Denkmalschutzamt überwacht die Sanierung der historischen Gebäudeteile, damit die alte Substanz nicht verloren geht oder zerstört wird. Die Baumaßnahmen sollen voraussichtlich Ende 2024 abgeschlossen sein.