Einstellungsgespräch
  • Beim Einstellungsgespräch: In Hamburg sind 40 Prozent der neuen Verträge befristet.
  • Foto: Imago

Fast jeder zweite Job in Hamburg ist befristet – wer besonders betroffen ist

Wer sich verändern möchte und nach einem neuen Arbeitgeber sucht, entdeckt bei Stellenausschreibungen häufig den Hinweis, dass die Stelle befristet ist. Das kann für Probleme bei der Wohnungssuche, bei Käufen und Krediten sorgen. Laut Gewerkschaften gibt es in Hamburg sogar mehr Befristungen als im Bundesschnitt. Die MOPO sagt, wer besonders davon betroffen ist.

„Jobs auf Zeit“ sind unsicher: Wer heute in Hamburg einen neuen Arbeitsvertrag unterschreibt, der muss immer noch damit rechnen, dass nach einem oder zwei Jahren Schluss ist mit dem Job. „Es gibt zwar einen Fachkräftemangel. Trotzdem verzichten einige Betriebe in Hamburg nach wie vor darauf, ihre Beschäftigten zu binden: Sie drücken ihnen Verträge mit Zeitlimit in die Hand“, sagt Anne Widder von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). 

Laut Bundesagentur für Arbeit hätten im ersten Quartal dieses Jahres private und öffentliche Arbeitgeber in Hamburg rund 103.600 Arbeitsverträge abgeschlossen. „40 Prozent davon waren befristete Jobs. Bundesweit lag diese Quote bei knapp 34 Prozent“, so Widder.

Junge Menschen haben oft befristete Verträge

Besonders betroffen sind junge Menschen: Mit 48 Prozent war bundesweit fast jede zweite Neueinstellung von unter 25-Jährigen befristet. Das geht aus aktuellen Zahlen der Böckler-Stiftung hervor. Außerdem nutzen Arbeitgeber laut NGG die vermeintlich schwächere Position von Menschen aus, die keine Berufsausbildung haben: „Gut die Hälfte von ihnen bekommt bei einer neuen Stelle nur einen befristeten Arbeitsvertrag“, sagte Widder weiter. Auch das habe die Analyse der Böckler-Stiftung ergeben. Menschen mit Berufsausbildung hätten dagegen nur zu knapp 28 Prozent einen befristeten Job.

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Sie rät Beschäftigten, vor der Unterschrift unter einem Arbeitsvertrag nachzuhaken, warum dieser befristet sei. „Arbeitsverträge auf Zeit bedeuten ‚unsichere Jobs‘. Wer also einen Arbeitsplatz mit Perspektive sucht, der wird keinen ‚Job mit Verfallsdatum‘ nehmen, wenn es Alternativen gibt. Daran hängt schließlich vieles: Befristete Arbeitsverträge machen die Wohnungssuche deutlich schwerer. Außerdem sind sie eine hohe Hürde bei Krediten – und damit auch für entscheidende Anschaffungen: vom Auto bis zur Eigentumswohnung“, so Widder.

Um das zu verhindern, fordert die NGG, Befristungen ohne konkreten Sachgrund – wozu beispielsweise die Überbrückung einer Elternzeit gehört – abzuschaffen. Eigentlich habe sich die inzwischen zerbrochene Ampel-Koalition vorgenommen, „Ketten-Befristungen“ einzudämmen, um die Zahl von Zeitverträgen zu reduzieren. Anne Widder dazu: „Das ist nur eine von vielen liegengebliebenen Aufgaben der Ampel. Aber eine, die für die Beschäftigten wichtig ist“.

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