Insolvenz & Burnout: Wie eine Hamburgerin alles verlor – und so zu innerer Stärke fand
Ein Leuchtturm hat eine einfache Aufgabe: Er soll mit seinem Licht Seeleuten den Weg zur Küste zeigen. Ohne Licht bleibt also nur ein Gebäude zurück – leer, nutzlos und ohne Aufgabe. So hat sich Daniela Landgraf gefühlt, als ihr Leben plötzlich zusammenbrach und nur eine leere Hülle zurückblieb.
„Es geht immer weiter, egal wie tief du in der Scheiße steckst“, sagt Daniela Landgraf im Gespräch mit der MOPO. Die 48-jährige Hamburgerin ist Expertin für Selbstwert und mentale Stärke – Themen, mit denen sie sich selbst auf ihrem Weg schmerzlich auseinandersetzen musste. Die ehemalige Finanz- und Immobilienberaterin hält heute Vorträge und macht Einzel- und Gruppencoachings.
Hamburgerin bekommt Zufallsdiagnose: Tourette
Mit 29 Jahren erfährt sie durch eine Zufallsdiagnose, dass sie an dem Tourette-Syndrom leidet. Einer sogenannten Ticstörung. Das Syndrom äußert sich bei Daniela Landgraf unter anderem durch ein vermehrtes Augenzwinkern oder das Verdrehen des Kopfes. „Man kann sich das vorstellen, als würde jemand die ganze Zeit sagen, man dürfe nicht blinzeln“, erklärt sie. Es ist ein Zwang.
„In den ersten Jahren meines Lebens, eigentlich bis in meine Dreißiger habe ich mich dadurch nicht zugehörig gefühlt“, sagt sie. „Ich hatte immer das Gefühl, ich muss was tun, um geliebt zu werden.“ Daraus entstand ein enorm hoher Anspruch an sich selbst – sie sammelte Zertifikate wie andere Briefmarken und definierte sich über Anerkennung von außen: Erfolg, Geld und Status. Landgraf führte zu der Zeit ihr eigenes Immobilienfinanzierungs-Unternehmen.
Der Wendepunkt: Insolvenz, Burnout und Trennung
Doch irgendwann war alles zu viel, der Kampf um Erfolg führte sie schließlich in eine Insolvenz und endete mit einem Burnout. Das war der erste Wendepunkt. „Irgendwann habe ich einfach nur noch gegen mich selbst gearbeitet“, sagt Landgraf. Wenig später trennte sie sich nach 16 Jahren Ehe von ihrem Mann und zog aus.
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„Plötzlich war alles weg“, sagt sie – wie ein Leuchtturm, der immer nur von außen angestrahlt wurde. Fallen Status, Anerkennung, Geld und Familie plötzlich weg, bleibe nicht viel, wenn man sich nicht um sein inneres Licht gekümmert hat. Erst dann erkannte sie, egal was im Außen ist, entscheidend um wirklich glücklich zu sein und Erfolg zu haben sei nur das Innere.
Die wichtigste Frage: „Bin ich wirklich glücklich?“
Sie hat angefangen sich mit sich selbst auseinanderzusetzen – die mitunter schwersten Diskussionen, die man führen kann. „Man muss absolut ehrlich mit sich selbst sein“, sagt Landgraf. „Und sich wirklich fragen: bin ich glücklich?“ Denn nur über die Kollegen und den Job zu jammern, verändere nichts. „Irgendwann muss man sich entscheiden: Verändere ich die Situation oder verändere ich mich.“