„Irreführend“: Was den Hamburger Klimaforscher Latif an Lützerath-Protesten stört
Der Hamburger Klimaforscher und Meteorologe Mojib Latif übt Kritik an der Debatte rund um die Räumung des Braunkohledorfes Lützerath. Manche Devisen der Protestierenden seien sogar „irreführend“. Zugleich zeigte Latif Verständnis für junge Leute, die gegen die Räumung mobil machen.
„Die Diskussion um Lützerath läuft derzeit ohne großen wissenschaftlichen Hintergrund“, sagte Mojib Latif der „Rheinischen Post“ (Samstag). Die Verbrennung der Kohle unter Lützerath sei „völlig irrelevant“ für das Weltklima.
Latif: Lützerath-Kohle „völlig irrelevant“ für Weltklima
„Ein Verzicht auf den Abbau würde uns dem 1,5-Grad-Ziel für die maximale Erderwärmung keinen Schritt näherbringen“, sagte Latif. Das könnten nur alle Länder zusammen. „Die Plakate der Demonstranten sind da irreführend.“
Der Widerstand von Klimaaktivisten in dem zu Erkelenz gehörenden Ort am Rande des rheinischen Braunkohlereviers sei aber nicht unsinnig. Deutschland habe eine historische Verantwortung, da das Land bei der für die laufende Erwärmung ursächliche Emission von Kohlendioxid in der Vergangenheit weltweit auf Platz fünf liege. Kohlendioxid müsse an vielen Stellen eingespart werden. Der Straßenverkehr etwa leiste bisher gar nichts zur Senkung der Treibhausgase, sagte Latif.
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In der politischen Diskussion rief er zu Kompromissbereitschaft auf. „Ich verstehe die Ungeduld der jungen Leute. Aber man muss zuerst die Bevölkerung von der Notwendigkeit schärferer Klimamaßnahmen überzeugen.“ Am besten wäre es, sie würden von den Änderungen profitieren. In Lützerath sei es am besten, wenn sich die Beteiligten noch einmal an einen Tisch setzten und über die veränderte Lage ergebnisoffen diskutierten. (dpa/mp)