Islamisches Zentrum „gravierend diffamiert“: Schiiten ziehen Konsequenzen
Mitte November hat das Islamische Zentrum Hamburg (IZH) die Schura, den Rat der Islamischen Gemeinschaften in Hamburg, unter großem politischen Druck verlassen. Der Verfassungsschutz stuft das IZH als extremistisch und vom Iran gesteuert ein. Mehrere schiitische Gemeinden haben jetzt Konsequenzen daraus gezogen.
Vier weitere Gemeinden sind nach dem Rückzug des IZH aus der Schura ausgetreten. Die Islamische Gemeinschaft in Hamburg, die Libanesische kulturelle Wohlfahrtsgemeinschaft, der Verein Afganischer Muslime „Belal“ und die Islamische Akademie Deutschland teilten diesen Schritt am Freitagabend in einer gemeinsamen Erklärung mit.
Hamburg: Schiitische Gemeinden verlassen Schura
Zwei maßgebliche Gründe führen die Schiitischen Gemeinden für ihren Rückzug an. So hat der Beschluss der Ampel-Koalition im Bundestag, die Schließung des IZH zu prüfen, die Organisationen offenbar massiv verärgert. Auch über eine „einseitige und unfaire Berichterstattung“ und „mediale Hetze“ wird sich in dem Schreiben beklagt.
Die massive Kritik am IZH, das auch die „Blaue Moschee“ an der Alster betreibt, weisen die Gemeinden zurück. Das IZH sei „das Herz vieler Schiiten in der gesamten Bundesrepublik und in vielen Teilen Europas“. Eine Schließung käme einem „Einschnitt in die freie Religionsausübung“ gleich. „Unsere geliebte Moschee als ein ‚Spionagenest‘, ‚Terrorhaus‘ oder ‚extremistische Einrichtung‘ zu bezeichnen, stellt eine gravierende Diffamierung des wichtigsten europäischen Gotteshauses der Schiiten dar.“
Das könnte Sie auch interessieren: „Längst überfälliger Schritt”: Islamisches Zentrum verlässt Schura
Hamburgs Politik hätte nie ernstgemeinte Gespräche angeboten, kritisieren die Gemeinden. Nicht nur mit dem Islamischen Zentrum, auch mit ihnen sei der Kontakt vermieden worden. Auch, dass das IZH 2021 nicht mehr in den Vorstand der Schura gewählt worden ist, betrachten die Schiitischen Gemeinden im Nachgang kritisch.
Die „anfängliche Vielfalt“ der Schura sei verblasst, mittlerweile fühlten sich die vier Organisationen „institutionell nicht mehr vertreten“. „Angesichts dieser Umstände sind wir nach längerer Beratung zu dem wehmütigen und dennoch erforderlichen Entschluss gekommen, aus der Schura auszutreten.“
Verfassungsschutz stuft IZH als extremistisch ein
Das schiitische IZH, das die Blaue Moschee an der Alster betreibt, wird vom Hamburger Verfassungsschutz als extremistisch eingestuft. Es gilt als Außenposten des Mullah-Regimes Teherans. Anfang November war Seyed Soliman Mousavifar (46), Vize-Mullah des IZH, wegen der Unterstützung „militant schiitisch-extremistischer und terroristischer Organisationen“ aus Deutschland ausgewiesen worden.