Jetzt kontrolliert die Polizei: Aus für Schrotthändler vor Recyclinghöfen
Sie stehen vor fast jedem Recyclinghof in der Stadt und quatschen Kunden an, die Altgeräte abliefern. Einige wollen vor allem Computer, andere Metalle oder allgemein allen Elektroschrott. So mancher gibt ihnen seine ausrangierten Habseligkeiten gern – um zu helfen. Doch das ist oft keine gute Idee. Die CDU hat diesen Händlern seit mehr als einem Jahr den Kampf angesagt. Jetzt gibt es Verbote und Polizeikontrollen.
Die Stadtreinigung, die die Recyclinghöfe betreibt, sieht es äußerst kritisch, dass illegale Schrotthändler alte Geräte abgreifen. Aber sie ist machtlos, da die Männer draußen vor den Anlagen stehen. Und wer seine Geräte diesen Händlern gibt, kann nicht wissen, wo sie landen.
Denn meist verkauften die kleinen Händler ihre Ausbeute für wenige Euro an die Schrotthändler aus der Billstraße, die dort regelmäßig vorbeikommen und sie von ihnen einsammeln. „Die Geräte werden dann außer Landes gebracht und unter Zuständen verarbeitet, die der Umwelt und den Menschen schaden“, so Stadtreinigungssprecher Johann Gerner-Beuerle. Und viele Stoffe werden dann eben nicht recycelt.
Recyclinghof Hamburg: Schrotthändler nicht mehr geduldet
Nachdem die CDU mehrere Anträge in der Bürgerschaft gestellt hatte, ist nun Bewegung in die Sache gekommen. Im Umweltausschuss wurde darüber berichtet, dass die Polizei jetzt häufigere Kontrollen vor den Recyclinghöfen fahren soll.
Den besonders hartnäckigen Sammlern vor dem Recyclinghof Wilma-Witte-Stieg wurden etliche Betretungsverbote ausgesprochen. Sie mussten teilweise durch die Polizei durchgesetzt werden, es gab dazu Strafanträge. Jetzt sollen Parkverbotsschilder aufgestellt werden, sodass die Sammler ihre Behälter nicht aufstellen können. Vor dem Recyclinghof Schwarzer Weg wurde einem Sammler eine Lagerfläche gekündigt, auf der er sein Gut zwischengelagert hatte.
Dazu der umweltpolitische Sprecher der CDU, Sandro Kappe: „Häufig behaupten die Absammler, dass brauchbare Geräte von Bedürftigen repariert oder direkt verwendet werden.“ Das sei erfahrungsgemäß nur selten der Fall. „In der Regel werden die Altgeräte gewerbsmäßig gehandelt und häufig in afrikanische oder osteuropäische Länder exportiert.“
Schrott aus Hamburg: In Afrika als Abfall verarbeitet
Dort werden selbst vorübergehend gebrauchsfähige Geräte früher oder später unter katastrophalen Umweltbedingungen als Abfall verarbeitet, sagt Kappe. „Dies geschieht nicht selten durch besonders arme Menschen, die bei der Verarbeitung ihre Gesundheit riskieren.“
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Laut CDU versicherten im Umweltausschuss Vertreter der SPD und Grünen, dass Recyclinghöfe zukünftig mit Warteschleifen innerhalb statt außerhalb der Höfe ausgestattet werden. So können Besucher, die mit ihren Autos vorbeikommen, gar nicht erst angesprochen werden. Zudem soll es Flyer, Hinweisschilder und Website-Hinweise geben, um die Kundschaft für das Problem zu sensibilisieren.
Stadtreinigung klärt auf Recyclinghöfen auf
Auch die Stadtreinigung bestätigt, dass sich viel getan hat. „Es gibt regelmäßige Abstimmungstermine“, so Gerner-Beuerle. Etwa mit der Umweltbehörde. Eng zusammengearbeitet wird auch mit den Polizeikommissariaten. „Das sind kleine aber wichtige Erfolge.“ Zudem klären die Mitarbeiter auf den Recyclinghöfen die Kunden jetzt über die Problematik der illegalen Schrottsammler auf. Und bei einer Schulaktion wurden an vielen Schulen Altgeräte gesammelt. Es kamen 17.780 Geräte zusammen!
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Klimaziel verfehlt: Deutschland recycelt zu wenig Elektrogeräte
Deutschland hat sich zum Klimaziel gesetzt, 65 Prozent der Elektrogeräte zu recyceln. Das ist die von allen EU-Ländern bereits 2019 vereinbarte Mindest-Sammelquote. Allerdings verpasst Deutschland dieses Ziel deutlich. 947.067 Tonnen Elektro-Altgeräte wurden 2019 von den Kommunen, Händlern und Herstellern in Deutschland gesammelt. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Umweltbundesamts. Dies entspricht einer Sammelquote von 44,3 Prozent. Das Mindestsammel-Ziel wurde also um rund 443.000 Tonnen verfehlt.