Chinesen kaufen ein Stück Hafen – die Folgen für Hamburg
Jetzt ist es offiziell: Die Chinesen kaufen ein Stück Hafen in Hamburg! Der umstrittene Deal soll langfristig Ladung und Beschäftigung sichern.
Der chinesische Terminalbetreiber Cosco steigt als Partner des städtischen Hafenlogistikers HHLA mit einer 35-prozentigen Minderheitsbeteiligung am Terminal Tollerort ein. Beide Seiten hätten ihre seit Anfang Juni bekannten Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen. Die Behörden müssten dem Deal aber noch zustimmen – was aber nur eine Formalie ist, schließlich hat sich Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) ausdrücklich für den Deals ausgesprochen.
Hafen Hamburg: Das soll der Deal mit den Chinesen bringen
Cosco Shipping Ports Limited (CSPL) gehört zum Schifffahrtskonzern Cosco Shipping. Das Terminal Tollerort soll nun zu einem bevorzugten Umschlagpunkt der Cosco-Verkehre in Europa werden. Die HHLA-Führung verspricht sich von der Partnerschaft eine größere Planungssicherheit, um Auslastung und Beschäftigung im Hamburger Hafen zu gewährleisten. Tollerort soll zu einem bevorzugten Umschlagspunkt der Chinesen werden.
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„Die maritime Welt ist derzeit sehr starken Veränderungen ausgesetzt. Langjährige und vertrauensvolle Kundenbeziehungen, wie sie die HHLA seit 40 Jahren im Warenverkehr mit China pflegt, sind deshalb besonders wichtig. Schon 1982 wurde der erste chinesische Frachter am Tollerort abgefertigt. Seither hat sich der Terminal zu einem Knotenpunkt für Linienverkehre der heutigen COSCO Shipping Lines entwickelt“, so HHLA-Chefin Angela Titzrath. Ziel sei eine „noch stärkere Verzahnung chinesischer Logistikströme am Standort Hamburg“.
Ihr chinesischer Kollege Zhang Dayu, Managing Director von CSPL, verspricht, den Standort weiterzuentwickeln: „Der Container Terminal Tollerort in Hamburg ist eine wichtige Säule der Logistik in Europa und hat sehr gute Entwicklungsperspektiven für die Zukunft.“
So kauft sich China in die Häfen der Welt ein
Der Handel mit China ist für Hamburg das mit Abstand wichtigste Geschäft. Rund 30 Prozent des gesamten Containerumschlags betrifft Ladung aus dem Land. Ohne China ist heutzutage kein Wachstum mehr möglich. Der Deal soll auch helfen, Hamburgs schwächelnde Position gegenüber den Rivalen Rotterdam und Antwerpen zu stärken.
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Gleichzeitig bedeutet der Deal aber auch einen Gesichtsverlust. Denn mit Hamburg schließt sich nun die letzte Lücke in der Strategie der „Neuen Seidenstraße“, mit der China einen zielgerichteten Expansionskurs vorantreibt. Bereits an 14 europäischen Häfen besitzt China eigene Terminals oder hält Anteile an Hafenbetreibern. Experten zufolge werden bereits mehr als zwei Drittel der 50 größten Containerterminals der Welt von China kontrolliert. „Europa hat ein Stück Souveränität verloren“, kritisierte Frankreichs Ex- Premierminister Jean-Pierre Raffarin kürzlich.
Die Linke in Hamburg hat den geplanten Zusammenschluss stets massiv kritisiert, auch die CDU zeigte sich bislang reserviert. (dpa/mn)