Job-Kahlschlag bei Traditionswerft: 133 Menschen müssen gehen
Die Umstrukturierung war angekündigt worden. Doch dass es so schlimm werden würde, damit hatte niemand gerechnet: Bei der Hamburger Traditionswerft Blohm+Voss sollen nach Angaben der IG Metall 133 Arbeitsplätze abgebaut werden. Bisher war von maximal 100 Jobs die Rede gewesen.
Die Werft-Arbeiter ahnten nichts Gutes, als sie am Montagvormittag gruppenweise von ihren Vorgesetzten zusammengerufen wurden. Doch was dann folgte, war noch schlimmer als erwartet: Die Geschäftsführung ließ den Abbau von 133 Arbeitsplätzen auf der Werft mitteilen. Das sind ein Fünftel aller Arbeitsplätze bei Blohm+Voss!
IG Metall Hamburg: „Schlag ins Gesicht der Beschäftigten“
Die IG Metall sprach von einem „Schlag ins Gesicht der Beschäftigten, die um ihre Arbeitsplätze fürchten“, so Emanuel Glass, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Region Hamburg. Glass kritisierte vor allem, dass es keine Betriebsversammlung gegeben habe und die Geschäftsführung somit eine direkte Kommunikation mit der Belegschaft vermeide. „Dieses Vorgehen ist nicht akzeptabel“, so Glass. „Ich erwarte, dass sich die Geschäftsführung den Mitarbeitenden stellt und ihre Pläne selbst erklärt. Sie darf dies nicht nur den teilweise vom geplanten Personalabbau selbst betroffenen Führungskräften überlassen.“ Das bereits stark belastete Vertrauen der Beschäftigten sei weiter geschädigt worden.
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Ein Sprecher der Bremer Lürssen-Werft, zu der Blohm+Voss seit 2017 gehört, bestätigte die Pläne: „Anfang Dezember ist seitens der Arbeitgeberseite eine weitere Belegschaftsversammlung geplant, in deren Rahmen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weitere Umsetzungsschritte vorgestellt werden.“
Lürssen-Gruppe profitiert von Staatsaufträgen
Die Kritik an der Kommunikation wies der Sprecher zurück: Betriebsrat, IG Metall und Führungskräfte seien am vergangenen Freitag über Details des Stellenabbaus sowie weiterer Kostensenkungsmaßnahmen informiert worden. „Abgestimmt mit der Arbeitnehmervertretung wurden diese Informationen am Montag dieser Woche auch über die Führungskräfte an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommuniziert.“
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Die IG Metall kündigte für kommenden Mittwoch, 14.45 Uhr, eine Protestkundgebung an der Werft an. Tenor: Mit dem Personalabbau sei die Zukunftsfähigkeit des gesamten Standorts in Frage gestellt. Und das, obwohl die Lürssen-Gruppe in den nächsten Jahren stark von Staatsaufträgen wie beispielsweise der Fregatte 126 profitieren wird. „Es wäre sinnvoller, die Phase der Unterauslastung bei Blohm+Voss mit anderen Maßnahmen als Personalabbau zu überbrücken“, heißt es in einer Pressemitteilung der IG Metall. Die qualifizierten Arbeitnehmer würden in absehbarer Zukunft wieder gebraucht. Da neben dem Stellenabbau auch eine Aufteilung des Betriebs in vier separate Bereiche geplant sei, drohe zudem eine Schwächung der Mitbestimmung.
„Ohne die heutigen Arbeitnehmer verliert Blohm+Voss und damit der Standort Hamburg weitere wichtige Kompetenzen im Schiffbau. Das kann nicht im Interesse des Hamburger Hafens sein“, so die IG Metall.