• Jutta Kleberg ist Mitglied der Liberalen Jüdischen Gemeinde in Hamburg.
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Jüdisches Leben in Hamburg: Shabbat in Turnhalle statt Tempel

Weltlich, konservativ, orthodox: Es gibt viele Arten, das Judentum auszuleben. Auch in Hamburg gibt es verschiedene Strömungen und Gemeinden. Eine von ihnen ist die „Liberale Jüdische Gemeinde“. Hier ist auch Jutta Kleberg Mitglied. Mit der MOPO hat sie über ihr liberales jüdisches Leben in unserer Stadt gesprochen.

Kleberg lebt seit 24 Jahren in Hamburg, ursprünglich kommt sie aus Frankfurt. Ihre Familie lebt seit Generationen in Deutschland und musste das Land einzig wegen des Holocaust verlassen. Schon Klebergs Vorfahren waren weltlich eingestellt, auch sie selbst setzt das zu Hause fort.

Sie und ihre beiden Söhne ernähren sich „koscher light“ erzählt sie lachend. Sie verzichte auf Schweinefleisch, achte aber sonst nicht auf jede Vorschrift. Aber sie führe dennoch ein „jüdisches Leben“, betont sie, gehe regelmäßig zum Gottesdienst und leite am Freitag mit der Familie bei Kerzenschein Shabbat ein. Das Brot, das dabei gebrochen wird, backt sie oft selbst. Der Brauch erde sie, so Kleberg. 

Jüdisches Leben in Hamburg: Liberale Gemeinde für weltlich eingestellte Juden interessant

Denkmal am ehemaligen Tempel Oberstraße

Denkmal am ehemaligen Tempel Oberstraße.

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Klebergs Weise, ihre Religion auszuleben, passt gut zum liberalen Judentum. Männer und Frauen sind in religiösen Angelegenheiten gleichberechtigt. Anders als im orthodoxen Judentum können Frauen hier Rabbinerinnen werden, bei Gottesdiensten sitzen Frauen und Männer zusammen. Dabei wird gesungen und Instrumente werden gespielt. Gerade für Gläubige mit einem nicht-jüdischen Partner ist die Liberale Gemeinde eine gute Möglichkeit, findet Kleberg, die selbst mit einem Nichtjuden verheiratet ist. Die Gottesdienste werden nicht nur auf Hebräisch, sondern auch auf Deutsch gehalten. 

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Hamburg war einmal das Zentrum des liberalen Judentums, hier stand der erste liberale jüdische Tempel – so nennen liberale Gemeinden ihre Gotteshäuser. Doch während sich die Strömung in den USA zu der mitgliederstärksten jüdischen Gruppierung entwickelte, wurde sie in Deutschland während des Holocaust praktisch ausgelöscht.

Die neugegründeten jüdischen Gemeinden nach dem Krieg waren Einheitsgemeinden, auf eine Unterscheidung in orthodox und liberal wurde verzichtet. In der Hamburger Einheitsgemeinde mit ihrer Synagoge in der Hohen Weide sind heute viele der rund 2500 Mitglieder weltlich eingestellt. 2004 gründete sich die Liberale Jüdische Gemeinde in Hamburg neu, mittlerweile hat sie rund 500 Mitglieder.

Liberales Judentum in Hamburg: Gemeinde sucht ein Zuhause

Jutta Kleberg

Jutta Kleberg sitzt für die Liberale Gemeinde am „Runden Tisch gegen Antisemitismus“

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Eigene Gebetsräume hat die Liberale Gemeinde aber nicht. Der ehemalige Tempel in der Oberstraße, der einst über 1000 Gläubigen Platz bot, gehört mittlerweile dem NDR und wird als Studio und Konzertsaal genutzt. In Nicht-Corona-Zeiten trifft sich die Gemeinde daher abwechselnd in der Turnhalle der ehemaligen Jüdischen Mädchenschule oder dem Gebetsraum des ehemaligen Israelitischen Krankenhauses.

Beides ist nicht ideal: Der Gebetsraum ist zu klein, in der Turnhalle fühlt sich die Gemeinde als Gast. Die Gemeinde muss jedes Mal Bänke aufstellen, Gebetsbücher werden in einem Abstellraum gelagert. „Wir müssen jedes unserer Feste anmelden und immer fragen, ob wir die Turnhalle nutzen können“, sagt Kleberg zur MOPO. Da die Turnhalle auch von einem Kindergarten genutzt wird, würden auch mal Gegenstände verschwinden oder auf dem Müll landen. Besonders würdevoll ist das nicht, findet Kleberg.

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Derzeit laufen Gespräche mit der Stadt über eigene Gebetsräume für die Gemeinde. „Die Stadt kommt uns dabei sehr entgegen“, sagt Kleberg. „Ich persönlich freue mich sehr auf die Bornplatz-Synagoge.“ Sie hofft, dass die Liberale Gemeinde und die Einheitsgemeinde das geplante Gebäude gemeinsam nutzen werden. Schon jetzt besuchen viele Bekannte der Anfang 50-Jährigen Gottesdienste beider Gemeinden. Innerhalb der Liberalen Gemeinde ist das Thema um die neue Bornplatz-Synagoge aber umstritten. Nicht alle Mitglieder sind derselben Ansicht wie Kleberg.

Kleberg: Jüdisches Leben in Hamburg soll sichtbarer werden

Dass das Judentum in Deutschland immer noch als etwas Fremdes gesehen wird, findet Kleberg schade. Sie wünscht sich, dass das jüdische Leben auch in Hamburg sichtbarer wird. Durch vermeintliche Kleinigkeiten, wie Geschenkpapier für Chanukka zum Beispiel oder Grußkarten für Bar Mitzwas. „Ich bin Deutsche“, sagt Kleberg, die die Liberale Gemeinde am „Runden Tisch gegen Antisemitismus“ vertritt. „Nur mit jüdischer Konfession.“

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