Die Zentrale von Wintershall Dea in Kassel: Der Konzern will besonders in Hamburg viele Stellen abbauben.
  • Die Zentrale von Wintershall Dea in Kassel: Der Konzern will besonders in Hamburg viele Stellen abbauben (Archivbild).
  • Foto: picture alliance/dpa | Swen Pförtner

Kahlschlag bei Wintershall Dea: Gewerkschaft befürchtet Verlust hunderter Jobs

Massiver Stellenabbau bei Wintershall Dea: Der von der Energiepreiskrise hart getroffene Gas- und ÖIkonzern will in Deutschland hunderte von Arbeitsplätzen abbauen. Besonders betroffen ist dabei der Standort Hamburg.

Wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte, sollen weltweit 500 der insgesamt 2000 Stellen gestrichen werden. In Deutschland seien etwa 300 Arbeitsplätze betroffen – rund hundert davon in Hamburg.

Job-Kahlschlag in Hamburg: Ein Großteil der Stellen wird nach Kassel verlagert

Erst Anfang August waren die rund 500 Mitarbeiter vom Überseering (City Nord) in das neue Bürogebäude am Lohsepark (HafenCity) gezogen. Nun steht der nächste Umbruch an: Ein Großteil der Stellen wird nach Kassel verlagert, wo künftig der alleinige Verwaltungssitz des Konzerns sein wird.

Auch der Vorstand solle verkleinert werden, hieß es von Seiten des Unternehmens. So gehören künftig nur noch der Vorstandsvorsitzende Mario Mehren, Finanzchef Paul Smith und der Leiter für das operative Geschäft, Dawn Summers, der Unternehmensführung an. Technologieleiter Hugo Dijkgraaf verlässt Wintershall Dea zum 30. November 2023.

Gewerkschaft und Betriebsrat kritisieren Umstrukturierungspläne

Für die „Umstrukturierungspläne“ rechnet Wintershall Dea im dritten Quartal mit einer Rückstellung in Höhe von 225 Millionen Euro. Der Stellenabbau soll möglichst sozialverträglich gestaltet werden. Die genauen Pläne dazu für die deutschen Standorte würden nun mit den Arbeitnehmervertretungen verhandelt, hieß es.

Die wiederum äußerten massive Kritik an den Plänen. Ebenso wie die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie. Sowohl die Betriebsräte als auch die Gewerkschaft befürchten, dass der Stellenabbau in Hamburg wesentlich höher ausfallen könnte als vom Unternehmen angekündigt. Die Rede ist von bis zu 350 Arbeitsplätzen.

„Schlimmste Befürchtungen übertroffen“: Nach Russland-Aus könnten 350 Stellen in Hamburg abgebaut werden

„Der Eindruck drängt sich auf, dass das eigentlich profitable Unternehmen Wintershall Dea in Hamburg ausgeschlachtet werden soll zugunsten des Wintershall-Stammsitzes in Kassel“, erklärte Jan Koltze, Leiter des IGBCE-Bezirks Hamburg/Harburg. Das Unternehmen habe sich zu sehr auf das Russland-Geschäft verlassen. Bis Mitte kommenden Jahres wird Wintershall Dea sich komplett aus Russland zurückgezogen haben.

Das könnte Sie auch interessieren: Umzug von Wintershall Dea in die HafenCity: Auschwitz-Komitee bestürzt

Günther Prien, Betriebsratsvorsitzender Wintershall Dea AG in Hamburg hfr
 Günther Prien, Betriebsratsvorsitzender Wintershall Dea AG, Hamburg
Günther Prien, Betriebsratsvorsitzender Wintershall Dea AG in Hamburg

Der Betriebsratsvorsitzende Günther Prien, der auch im Aufsichtsrat sitzt, erklärte: „Unsere schlimmsten Befürchtungen sind noch übertroffen worden. Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen haben mit ihrer engagierten Arbeit über viele Jahre geholfen, damit hohe Dividenden an die beiden Aktionäre ausgeschüttet werden konnten. Jetzt erwarten die Beschäftigten und ihre Familien zu Recht einen angemessenen Ersatz für den Verlust ihrer Arbeitsplätze. Dafür werden wir kämpfen.“

Nach Ansicht der Gewerkschaft und des Betriebsrats ist der Kahlschlag auch ein Schaden für den Wirtschafts- und Forschungsstandort Hamburg. „Bei der Wintershall arbeiten in Hamburg auch jene Experten, die in Deutschland eigentlich dringend für die Energiewende benötigt werden, etwa um Geothermieprojekte umzusetzen“, hieß es in einer Pressemitteilung.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp