Kann das stimmen?: Neue Ernährungs-Studie: Das hätte keiner über Veganer gedacht
Ob Käse, Wein, Gummibärchen, Gesichtscreme oder Leder – mittlerweile gibt es für fast alles eine fleischlose Alternative. Das Thema Veganismus ist seit einigen Jahren in aller Munde, neue Produkte schießen wie Pilze aus dem Boden. Da drängt sich der Eindruck auf, die Zahl der Veganer steige rasant an. Doch eine Studie aus dem Bundesernährungsministerium kommt zu ganz anderen Ergebnissen.
Jedes Jahr lässt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft die Deutschen zu ihrem Essverhalten befragen. Das übernimmt seit fünf Jahren Forsa und fragt einen repräsentativen Bevölkerungsschnitt von 1000 Menschen ab 14 Jahren.
Das erstaunliche Ergebnis in diesem Jahr: Nur fünf Prozent der Deutschen sind Vegetarier. Noch erstaunlicher: Nur ein Prozent der Befragten verzichtet komplett auf Fleisch und tierische Produkte im Essen (und in anderen Produkten). Somit ist nur einer von Hundert ein Veganer. Wer hätte das gedacht? Und im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl weder gesunken noch gestiegen.
Es gibt Veganer, Vegetarier, Flexitarier
Die Mehrheit der Bevölkerung gehört aber längst nicht mehr zu den bedenkenlosen Fleischessern. Nein, 55 Prozent bezeichnet sich als Flexitarier. Sie essen Fleisch, aber nicht so viel und ganz bewusst.
Viele Befragte gaben an, dass sie auch schon öfter zu pflanzlichen Frikadellen und Würstchen greifen. Knapp die Hälfte (49 Prozent) hat schon einmal oder öfter vegetarische oder vegane Alternativen gekauft.
Vegetarische Würstchen und Burger essen eher Jüngere
Jüngere sind dabei aufgeschlossener: 61 Prozent der 14- bis 29-Jährigen und 64 Prozent der 30- bis 44-Jährigen haben schon einmal oder öfter beim Einkaufen nach diesen Produkten gegriffen. Auch in Haushalten mit Kindern ist ihr Anteil mit 58 Prozent höher als beim Durchschnitt der Befragten.
Die Gründe sind dabei vielfältig: Drei Viertel der Menschen (75 Prozent), die diese Alternativen kaufen, sind vor allem neugierig. 48 Prozent tun dies aus Tierschutzgründen, 43 Prozent, weil es ihnen schmeckt, und 41 Prozent treffen ihre Kaufentscheidung, weil es gut für das Klima ist.
Ernährung und Corona: Menschen kochen häufiger
Aus aktuellem Anlass hat das Minsterium in diesem Jahr auch erheben lassen, was sich für die Deutschen durch Corona verändert hat. Das Ergebnis: Jeder Dritte kocht seit der Krise mehr selbst. Kein Wunder, denn schließlich sind Schulen, Kantinen und Restaurants lange geschlossen gewesen und viele waren oder sind im Homeoffice.
Außerdem ein erfreulicher Aspekt. Weil die ganze Familie zeitweise zu Hause war, gaben 28 Prozent der Befragten an, dass sie Mahlzeiten häufiger als zuvor gemeinsam einnehmen. Sonst essen viele Kinder in Schule und Kita, die Eltern teils bei der Arbeit.
Engpässe bei Lebensmitteln: Befragte schätzen Bauern mehr
Für 39 Prozent der Befragten hat durch Corona die Bedeutung der Landwirtschaft nochmals zugenommen. Wohl ausgelöst durch die Grenzschließungen und die befürchteten Engpässe bei der Ernte durch fehlende Erntehelfer.
Die Hälfte der Jugendlichen und jungen Erwachsenen misst der Landwirtschaft eine höhere Bedeutung als vor der Corona-Krise zu. Viele Befragte gaben auch an, dass sie seitdem beim Kochen mehr frische Zutaten verwenden.
Corona: Lieferdienste werden etwas häufiger genutzt
Bundeslandwirtschafsministerin Julia Klöckner freut sich hierüber: „Nur sechs Prozent nutzen die klassischen Lieferangebote und nur acht Prozent die etablierten Lieferdienste häufiger für fertige Mahlzeiten.“
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Allerdings nehmen 21 Prozent der Befragten für den Einkauf von Lebensmitteln oder fertigen Mahlzeiten häufiger als zuvor Lieferangebote der örtlichen Gastronomen in Anspruch. Das wertet das Ministerium als ein Zeichen des gesellschaftlichen Zusammenhalts.
Klöckner: „Ob die neue Koch–Begeisterung von Dauer sein wird oder lediglich den Einschränkungen in der Corona-Pandemie geschuldet ist, werden wir erst später beurteilen können.“