„Katastrophe“: Farb-Verbot droht! Hamburgs Tätowierer auf der Zinne
St. Pauli –
Ein blauer Anker, eine grüne Meerjungfrau – sie gehören zu den Klassikern in den Hamburger Tätowierstuben. Doch schon bald könnten diese schillernden Motive der Vergangenheit angehören. Die EU will bestimmte Tattoo-Farben verbieten. Die Nadelkünstler sind auf der Zinne.
Stein des Anstoßes sind die Pigmente „Blau 15“ und „Grün 7“. Bei Haarfärbemitteln sind die beiden Stoffe bereits wegen ihrer möglicherweise gesundheitsschädigenden Wirkung verboten.
Nun plant die Europäischen Chemikalien Agentur (ECHA) die Beschränkung auch für Tätowierungen. Ein entsprechender Verbotsentwurf liegt dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BFR) bereits vor. Wegen fehlender Daten ist das tatsächliche Risiko allerdings noch nicht abschätzbar.
Hamburgs Tattoo-Studios fürchten Farb-Verbot
Für die mehr als 100 Tattoo-Studios in Hamburg wäre das Verbot eine Katastrophe. Nach Angaben des deutschen Tattooverbands sind die Pigmente „Blau 15” und „Grün 7“ in fast zwei Dritteln aller Tattoo-Farben enthalten, da sie zur Mischung einer sehr umfangreichen Palette an Farbtönen benötigt werden.
„Es wird keine Motive mit blauem Wasser oder grünen Wiesen mehr geben. Keine farbenfrohen Naturmotive oder abstrakte künstlerische Motive“, erklärte Tattooverband-Sprecher Gorden Lickefett.
Verbot als Gefahr für den Verbraucherschutz?
Auch der Betreiber der seit 1946 existierenden „Ältesten Tätowierstube Deutschlands“ am Hamburger Berg ist besorgt: Die durch das Verbot veränderte Farbpalette ließe sich möglicherweise nicht mehr so gut verarbeiten, meint Sebastian Makowski. Und Tschiggy Lindner, Inhaberin von „Bubblegum Tattoo“ in der Beckstraße, spricht von einer „Katastrophe für alle Farbtätowierer und deren Kunden.“
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Ein Verbot der Pigmente „Blau 15“ und „Grün 7“ habe auch drastische Folgen für den Verbraucherschutz, warnt der Bundesverband Tattoo. Da nach einer eigenen Untersuchung der Inhaltsstoffe aller handelsüblichen Tattoo-Farben fast zwei Drittel aller Farben die beiden Pigmente enthielten, könnten Hersteller und Tätowierer unter dem Druck der Nachfrage verzweifelte Wege gehen.
Lickefett befürchtet, Anbieter könnten beispielsweise ihre Produkte als Künstlerfarben umdeklarieren, um sich dadurch dem Verbot zu entziehen. „Dies führt unweigerlich zu einem unkontrollierbaren Zustand für Verbraucher“, so Lickefett.
Neues Studio hat andere Lösungen parat
Nur ein Studio in Hamburg wähnt sich angesichts des Verbots sicher: Das neue edding-Tattoo-Studio, das im Oktober im Chilehaus eröffnen will. „Blau 15“ und „Grün 7“ spielen hier keine Rolle. „Eddings Tattoo-Farben verwenden diese Pigmente und weitere Stoffe nicht, sind daher zukünftig EU-konform“, heißt es von der Pressestelle. Das Projekt befinde sich aber noch ganz am Anfang.