Ein Gastronom auf der Sternschanze weist auf die fehlende Kartenzahlung hin
  • Ein Gastronom auf der Sternschanze weist auf die fehlende Kartenzahlung hin.
  • Foto: Florian Quandt

Digitalwüste Hamburg: Warum kann ich an so vielen Orten nicht mit Karte zahlen?

Wer schon mal in Skandinavien war, kennt das: Selbst Kleinstbeträge können dort nahezu überall mit der Kredit- oder EC-Karte beglichen werden. Schweden gilt sogar als Vorreiter in Sachen bargeldloses Bezahlen, Münzen oder Scheine hat dort kaum noch einer in der Tasche. In Hamburg hat sich das in den Geschäften noch nicht wirklich flächendeckend durchgesetzt. Warum das so ist, erfragte die MOPO bei Gastronomen und Ladenbesitzern.

„Ich will es nicht anbieten, wenn es sich vermeiden lässt“, sagt eine Betreiberin eines Cafés in Ottensen, die namentlich nicht genannt werden möchte. Sie empfinde die Abrechnung der Kartenzahlung als nervig und zu stressig. Auch gäben die Kunden weniger Trinkgeld, wenn sie mit Karte zahlen.  

Gastronom in Hamburg: Kunden kauften meist für kleine Beträge ein

Einem Gastronomen in Hamburg-Mitte, der seinen Namen ebenfalls nicht in der Zeitung veröffentlicht haben möchte, ist die Gebühr pro Kartenzahlung zu hoch. „3000 bis 5000 Euro muss ich pro Monat an die Anbieter der Kartenlesegeräte zurückzahlen“, erzählt er.  Seine Kunden kauften meist für kleine Beträge ein – einen Kaffee für drei Euro. „Bei mehreren Kunden pro Tag rechnet sich das nicht“, klagt er. 

Doch ist die Kartenzahlung für die Gastronomen und Ladenbesitzer wirklich so teuer? „Wir nehmen fünf bis zwölf Cent pro Transaktion“, berichtet ein Mitarbeiter des „afc Rechenzentrum“ bei Siek in Schleswig-Holstein. „Je höher der Umsatz des Betriebs ist, desto geringer sind die Kosten pro einzelne Transaktion“, führt er aus.

Transaktionsgebühr für Kartenzahlung liegt bei 6 Cent

Bei „Future Payments“ aus Hamburg liegt die Gebühr bei sechs Cent pro Transaktion. Hinzu kommen bis zu 0,2 Prozent auf die Umsätze des Gastro-Betriebes bei Girokarten, die die jeweilige Bank veranschlagt. Bei Kreditkarten können die Kosten bis zu einem Prozent, mit Zusatzkosten sogar darüber hinaus gehen.

Dabei ist der Umgang mit der Plastikkarte in Deutschland noch gar nicht so beliebt. In sechs von zehn Fällen ziehen Kund:innen die Barzahlung der elektronischen Zahlung – auch mit dem Smartphone – vor, so eine Erhebung der Allgemeinen-Rechtsschutz-Versicherung-AG (ARAG). Speziell unter 20 Euro werden in eher bar bezahlt.


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Jedoch ist der Anteil der Bargeldzahlung zuletzt um 16 Prozent gesunken. Ein Grund für den Zuwachs der digitalen Zahlung ist das Risiko, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Während der Pandemie haben 20 Prozent der Befragten zum ersten Mal elektronisch bezahlt – darunter überwiegend Menschen über 55 Jahre. „Der alte Chef wollte keine Kartenzahlung einführen“, erzählt die Inhaberin von Bruno’s Käseladen. Dieser ist seit 30 Jahren am Schulterblatt ansässig. „Ich möchte ein Kartenlesegerät früher oder später installieren.“

Neben der Eile, die das Bringen von Speisen und Getränken mit sich bringt, steht der Verdacht auf Steuerhinterziehung. Nach einer Schätzung des Bundesrechnungshofes von 2015 werden 30 Prozent der Einnahmen nicht in der Buchhaltung angegeben und entgehen der Besteuerung. Damit verliert der Fiskus jährlich bundesweit zehn Milliarden Euro. Insbesondere bargeldintensive Betriebe wie Gastronomie und Handel tragen einen erheblichen zu der Summe bei.

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Angesprochen auf den zugenommenen Zahlungsverkehr mit der Bankkarte berichtet sie von keinem Minusgeschäft. „Unsere Kunden kommen mit Bargeld. Wir hatten während der Corona-Zeit weniger Kundschaft, aber am Bargeld lag es nicht“, versichert sie. 

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