Kein Praktikum wegen Corona: Hamburger Schülerin produziert jetzt ein Premium-Produkt
Durch die Corona-Pandemie fällt vieles flach – auch das dreiwöchige Praktikum einer Hamburger Schülerin. Um trotzdem die Zeit zu nutzen, hat sie zusammen mit anderen Schülern aus dem Norden ein Start-Up gegründet, das Vogelfutter herstellt.
Lenya Beyersdorff ist 15 Jahre alt und geht in die zehnte Klasse der Ganztagsschule St. Pauli. Eigentlich hätte für sie in diesem Jahr ein dreiwöchiges Schulpraktikum angestanden, wegen der Corona-Pandemie fiel das flach. Dass die Hamburgerin trotzdem einen Ausflug ins Arbeitsleben machen kann – und sogar noch intensiver als es ein Praktikum hätte leisten können – liegt an einem Schüler-Start-up. Zusammen mit Schülerinnen und Schülern aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein hat sie einen Onlineshop für hochwertiges Wildvogelfutter ins Leben gerufen.
Seit dem 1. November können Vogelfreunde im Internet unter www.wildvogel-futter.de Körnermischungen wie „das kleine Frühstück“, „Mittagstisch“ oder „One-Pot-Knödel“ bestellen „Das kleine Frühstück riecht so gut, wie ein Müsli – auch für uns Menschen schon sehr ansprechend“, sagte die Jungunternehmerin dem „Abendblatt“.
Als Essen für den Homo sapiens sei die Mischung aus in Öl geschwenkten Haferflocken, Sonnenblumen- und Erdnusskernen sowie Rosinen aber nicht gedacht. „Wir wollten im Shop einen Restaurantcharakter schaffen“, sagt Lenya, die für das Marketing zuständig ist. Wie viel schon bestellt wurde? „Wir reden nicht über Zahlen“, sagt die Hamburger Schülerin. „Aber unser erstes Ziel haben wir schon erreicht.“ Eine Lektion der Wirtschaftslehre hat sie schon gelernt.
Mit Schülerin aus Hamburg: Start-Up agiert bundesweit
Das Besondere an dem Projekt: Das Schüler-Start-up ist nicht in einer einzelnen Schule beheimatet wie es sonst üblich ist. Beteiligen können sich Jugendliche aus ganz Deutschland. Örtliche Hürden gibt es nicht, Treffen finden über Videokonferenzen statt.
Initiiert hat das Projekt Elke Freimuth aus Belum bei Otterndorf. Die Unternehmerin und frühere Lehrerin gründete Anfang 2020 die Naturschutzorganisation „wilde-natur.org“, die sich für mehr natürliche Lebensräume und Artenvielfalt einsetzt – etwa mithilfe von Blühpatenschaften
Hamburgerin dabei: Ein Landwirt unterstützt die Gründer
Mit Christian Pülsch hat sie einen Landwirt gefunden, der sich auf das Experiment einlässt. Das aktuelle Futter, das die Schüler verkaufen, wird noch nicht selbst angebaut. Das soll sich im nächsten Jahr ändern: Pülsch wird auf fünf Hektar Sonnenblumen, Mohn, Nutzhanf, Buchweizen und Lein aussähen. „So was habe ich noch nie gemacht, das wird eine richtig spannende Geschichte“, sagt der 35-Jährige, der einen Milchviehbetrieb hat und auf seiner 145 Hektar großen Ackerfläche ansonsten Futter anbaut. „Ich finde die Idee total gut. Wenn ich damit auch noch Geld verdienen kann – umso besser.“
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Für die Schülerinnen und Schülern des Start-ups wird es kein Geld geben. „Unsere Bezahlung ist unsere Bildung“, sagt Lenya – und vielleicht kommt dazu noch ein Eintrag ins Zeugnis, denn das möchte Initiatorin Freimuth erreichen: „Das war richtig viel Arbeit, das sollte auch die Schule würdigen.“ Und die Arbeit sei noch lange nicht zu Ende. Die Schülerinnen und Schüler hätten bereits Ideen für neue Produkte. (dpa/maw)