Keine Corona-Hilfen: Hamburgs letzte Musikalienhandlung steht vor dem Aus
Neben den Notenbüchern können in der Musikalienhandlung Instrumente im niedrigeren Preissegment erworben werden.
Foto: Marius Röer
Altstadt –
„Wir wollen doch alle, dass Musik in der Stadt erklingt“, sagt Barbara Teveßen (41) von der Musikalienhandlung „Melodie“. Doch um ihr Geschäft steht es schlecht: Der Laden fällt durch das Raster aller Corona-Hilfen und so konnte die Inhaberin im vergangenen Jahr die Miete teilweise nicht mehr zahlen. Eine Spendenaktion soll zur Rettung des letzten Notenfachgeschäfts Hamburgs beitragen.
Die Musikalienhandlung „Melodie“ von Barbara Teveßen ist vor zwei Jahren von Ottensen in die Straße Colonnaden nahe der Alster gezogen. Nun kämpft das Geschäft ums Überleben. „Bei unserem Laden handelt es sich um die letzte reine Musikalienhandlung Hamburgs. Das Angebot besteht hauptsächlich aus Notenheften und nur wenigen Instrumenten“, erklärt Barbara Teveßen im Gespräch mit der MOPO.
Auch neben dem Geschäft ist die Musik ein fester Bestandteil ihres Lebens: „Ich bin in einer sehr musikalischen Familie aufgewachsen und kann fast alles ein bisschen spielen. Klavier, Gitarre, Querflöte und Singen gehörten von Kindesbeinen an zu meinem Alltag.“
Letzte Musikalienhandlung Hamburgs soll gerettet werden
Im Frühjahr 2020 musste das Geschäft von Teveßen – wie so viele andere Läden auch – schließen. Und noch viel einschneidender für den Laden: Chöre und Orchester durften nicht mehr proben, geschweige denn auftreten. „90 Prozent unseres Gewinnes stammt aus dem Verkauf der Notenhefte. Davon ist mit Pandemie-Beginn ein Großteil weggebrochen“, beklagt Teveßen. Auch fände der Online-Unterricht in den Musikschulen nur noch eingeschränkt statt.
Dazu kommt, dass die Musikalienhandlung durch das Raster aller Corona-Hilfen falle. Weil sich der Laden 2019 noch im Aufbau befand, habe kein Umsatz generiert werden können. An diesen Zahlen würden sich jedoch die Hilfen vom Land orientieren.
Musikalienhandlung „Melodie“ bekommt keine Hilfen
„Ein Fachgeschäft braucht in der Regel zwei bis drei Jahre, um sich an einem neuen Ort zu etablieren. Wir haben ein Viertel von dem Umsatz gemacht, was wir für die Corona-Hilfen benötigt hätten“, erzählt Teveßen. Außerdem seien alle Ersparnisse in die Renovierungsarbeiten an dem neuen Laden geflossen.
Um die Notenfachhandlung in den Colonnaden zu retten, schlugen Freunde von der Inhaberin ein Crowdfunding vor. Die Musikalienhändlerin war zunächst zögerlich: „Ich bin ja Unternehmerin und eigentlich für mein Geschäft selbst verantwortlich. Aber dann habe ich eingesehen, dass ich für die Krise nun wirklich nichts kann.“
Sehr schnell habe sie viel Unterstützung erfahren: Unter dem Slogan „Rettet die Melodie“ wurden bisher mehr als 17.000 Euro gesammelt. „Ich war total überrascht. So viele Leute wollen helfen und hoffen, dass der Laden bleibt. Auch die Musiker, die gerade von Hartz IV leben müssen, spenden für den Laden“, erzählt Barbara Teveßen beeindruckt.
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Weiter sagt sie zur MOPO: „Das ist so schön zu sehen. Von irgendwoher müssen die Hamburger schließlich ihre Noten bekommen – und für einige kann die ,Melodie‘ existentiell sein.“