„Keiner kommt“-Festival: Andrea Gerhard: „In drei Tagen waren alle Jobs weg“
Die Corona-Krise macht der Hamburger Kulturszene schwer zu schaffen. Das „Keiner kommt“-Festival am 12. Mai will einen Beitrag leisten, um ihr wieder auf die Beine zu helfen. Obwohl niemand wirklich auftritt, machen alle mit: Schauspielerin Andrea Gerhard („Der Bergdoktor“) setzt sich mit ihrem Nachhaltigkeits-Podcast „ZweivorZwölf“ ein. Mit der MOPO sprach sie über ihre Liebe zur Umwelt und wie es ihr persönlich in der Corona-Krise ergeht.
Warum ist es wichtig, dass beim „Keiner kommt“-Festival auch Podcasts vertreten sind?
Andrea Gerhard: Ich glaube, dass Podcasts gerade jetzt zur Corona-Zeit vielen Menschen Informationen und Unterstützung bringen, wie zum Beispiel der Podcast von Christian Drosten. Wieder andere können aber auch zur Ablenkung dienen und gute Laune verbreiten.
In ihrem Podcast „ZweivorZwölf“ geht es um Nachhaltigkeit. Warum haben Sie sich diesem Thema gewidmet?
Gerhard: Das ist eine totale Herzenssache. Ich bin in einem Dorf in Hessen aufgewachsen mit Wald, Feldern und Tieren um mich herum. Damals nannte man das alles noch nicht Nachhaltigkeit, man war einfach eins mit der Natur. In meinem Beruf als Schauspielerin habe ich mich dann immer weiter davon entfernt. Heute möchte ich der Natur gern etwas zurückgeben und etwas Gutes tun. Radikalen Umweltaktivisten hören viele ungern zu, deshalb wedle ich im Podcast nicht mit dem erhobenen Zeigefinger. Mir geht es um viele kleine Schritte, die am Ende großes für die Natur bewirken können.
Sie stellen sich selbst aus Liebe zur Umwelt immer wieder vor neue Herausforderungen. Zuletzt haben Sie bei der #greenclosetchallenge fünf Monate lang nur 30 Kleidungsstücke aus ihrem Schrank getragen. Was ist ihr aktuelles Projekt?
Gerhard: Ich ernähre mich momentan das erste Mal in meinem Leben weitestgehend vegan. Das ist keine offizielle Challenge, aber ich probiere das jetzt mal aus. Die Zeit ist günstig, denn sonst bin ich viel unterwegs und muss das essen, was es vor Ort gibt. Jetzt koche ich selbst und probiere Rezepte aus. Beim Abendessen isst mein Freund meistens sogar mit mir die komplett veganen Gerichte.
Welche Tipps haben sie für den Start in ein nachhaltiges Leben?
Gerhard: Wir treffen jeden Tag hunderte von Entscheidungen, die unsere Umwelt beeinflussen. Das fängt schon damit an, ob man den Wasserkocher für jede kleine Tasse Tee ganz auffüllt oder nicht. Es sind viele Kleinigkeiten, die zählen. Wer probieren möchte, sich vegan zu ernähren, kann schauen, was bereits alles im Vorratsschrank vorhanden ist. Einige Lebensmittel, die man sowieso zu Hause hat, sind bereits vegan. Außerdem kann man sich ein paar Grundzutaten zulegen, die in vielen veganen Rezepten vorkommen, wie Mandelmus. Das Internet bietet da reichliche Inspirationen.
Der Corona-News-Ticker aus Hamburg
In einem Interview haben Sie gesagt: „Das Geld wird noch bis Jahresende reichen“. Sehen sie durch die neuen Lockerungen jetzt Licht am Ende des Tunnels?
Gerhard: Innerhalb von drei Tagen waren tatsächlich alle meine Jobs weg: 70 Prozent abgesagt und 30 Prozent verschoben. Trotz der Lockerungen wird die Kunst- und Kulturszene noch lange unter der Corona-Pandemie leiden. Ich habe zum Glück meine feste Rolle beim „Bergdoktor“. Da steht zwar noch kein Starttermin, aber ich weiß, dass es weitergeht. Auf das Drehen und darauf, meine Kollegen wiederzusehen, freue ich mich schon riesig. Für die meisten Kulturschaffenden ist es schwierig, ins Förder-System vom Bund zu passen, weil sie oft nicht als Solo-Selbstständige zählen. Deshalb finde ich das „Keiner kommt“-Festival auch so toll und möchte es unterstützen.