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Kioskbetreiber fordert:: Verkaufsverbot für Alkohol soll in ganz Hamburg gelten

Hamburg –

Frustrierte Kioskbetreiber, leere Supermarktkassen, deutlich weniger Feierlustige in Hamburgs Ausgehvierteln: Wo sich an den vergangenen Wochenenden die Partymeute zum Cornern traf und alle Corona-Regeln ignorierte, herrschte jetzt – die große Leere. Das Alkoholverkaufsverbot trübte wie beabsichtigt die Open-Air-Feierlaune. 

An diesem Wochenende gilt erstmals das Verbot für Außer-Haus-Verkäufe von Alkohol – und es zeigt Wirkung: „Bis jetzt würde ich sagen, war das Verkaufsverbot erfolgreich“, sagte ein Sprecher der Polizei Hamburg am Freitagabend. Das Alkohol-Verkaufsverbot gilt an den drei Wochenendnächten zwischen 20 Uhr und 6 Uhr morgens. Betroffen sind Kioske, Supermärkte, Tankstellen und der sogenannter Gassenverkauf von Alkohol durch Bars oder Lokale unter anderem auf St. Pauli, in der Schanze und im Bereich Alma-Wartenberg-Platz und Spritzenplatz in Ottensen.

Kiosk-Betreiber: Wut auf den Hamburger Senat

Mehrere Kioske im Schanzenviertel ließen ihre Geschäfte am Freitagabend geschlossen. An den Schaufenstern hing jeweils eine identische Notiz, mit denen die Inhaber ihren Unmut gegenüber dem Senat bekundeten.

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Das ab Freitagabend geltende Alkohol-Verkaufsverbot wird vom Verein der Hamburger Einzelhändler kritisiert.

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Der Betreiber eines Kiosks in der Hein-Hoyer-Straße in der Nähe der Reeperbahn, der die Notiz ebenfalls an seine Tür geklebt hatte, gab den Feiernden im Schanzenviertel eine Mitschuld an dem Verkaufsverbot. „Durch die Schanze haben wir den ganzen Salat, weil die nicht vernünftig bleiben können“, sagte er.

Kioskbetreiber: Verkaufsverbot für Alkohol soll in ganz Hamburg gelten

Er fühle sich von dem Verbot ungerecht behandelt, weil nur einzelne Bezirke betroffen seien und nicht die ganze Stadt. „Wenn, dann soll es ganz Hamburg treffen“, sagte der Mann und verwies auf Feiernde, die ihre Getränke aus anderen Bezirken mitbrächten, um sie in St. Pauli zu konsumieren.

Schanze: Kiez-Kioske blockieren Alkoholregale

„Wenn das so weiter geht, dass wir hier nichts einnehmen, dann muss mein Chef den Laden dicht machen und dann verliere ich meinen Job“, sagte ein Angestellter eines Kiosks an der Reeperbahn. Die Alkoholregale in den Geschäften waren häufig mit Absperrband oder mit Getränkekisten blockiert. In einem Supermarkt am sonst dichtgedrängten Schulterblatt blieben die Kassen gegen 21 Uhr nahezu leer – ungewöhnlich, fand ein Kassierer. Sonst sei am Wochenende deutlich mehr los.

Unterschiede Alkoholverbot und Verkaufsverbot

Viele verwechselten das Alkoholverkaufsverbot mit einem generellen Alkoholverbot auf den Hamburger Straßen, wie ein MOPO-Reporter beobachtete. Die Bars dürfen aber weiterhin Alkohol ausschenken, nur nicht für den Außer-Haus-Verzehr. 

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Auch auf dem Kiez war wenig los: Partystimmung? Fehlanzeige.

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Trotz alledem hielten sich auch bei erhöhter Polizeipräsenz mit mehreren Einsatzwagen immer wieder einzelne Gruppen im Bereich des Schulterblatts auf, die den Mindestabstand nicht einhielten. Einige hielten Bierdosen und Becher in der Hand, die sie offenbar selbst mitgebracht hatten.

Falko Droßmann: Kneipen sollen offen bleiben

„Wir haben wirklich versucht, die geringste Maßnahme zu ergreifen“, sagte Bezirksamtsleiter Mitte, Falko Droßmann (SPD), der die Lage in den beliebten Ausgehvierteln am Freitagabend beobachtete: „Unser oberstes Ziel ist es, die Gastronomie weiter offen zu behalten.“

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Falko Droßmann (SPD), Leiter des Bezirksamts Hamburg-Mitte.

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Sollten die Verkaufsverbote nicht dazu führen, dass die Corona-Regeln eingehalten werden, können weitere Maßnahmen folgen. Das könnte ein Betretungsverbot oder ein generelles Trinkverbot von alkoholischen Getränken im öffentlichen Raum außerhalb von Gastronomie sein, wie Stefanie von Berg (Grüne), Altonas Bezirksamtschefin, erklärte. Am Montag wird entschieden, ob das Alkoholverkaufsverbot auch weiterhin gilt.

(dpa/mel/roeer)

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