Klaus-Michael Kühne
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Nach Absagen wegen Kühne – Hamburger Literaturfestival zieht Konsequenzen

Der Wirbel um das Harbour-Front-Festival und die NS-Vergangenheit von der Familie des Sponsors Michael Kühne hält an. Nachdem mehrere Künstler ihre Teilnahme abgesagt haben, ist nun klar, dass die Kühne-Stiftung künftig nicht mehr Hauptsponsor des großen Literaturfestivals sein wird.

Vor einer Woche hatte der Berliner Autor Sven Pfizenmaier bekannt gegeben, aufgrund der Nazi-Vergangenheit der Familie Kühne nicht mehr am Festival teilzunehmen und auch den Preis nicht zu wollen. Dieser wird von einer Jury für das beste literarische Debüt des Jahres vergeben und ist mit 10.000 Euro dotiert.

„Da sich Klaus-Michael Kühne aktiv dagegen wehrt, die NS-Historie seines Unternehmens aufzuarbeiten, möchte ich meinen Text nicht in einen Wettbewerb um sein Geld und eine Auszeichnung mit seinem Namen stellen“, schrieb er in einem offenen Brief.

Harbour-Festival: Autoren verzichten wegen Nazi-Vergangenheit auf Teilnahme

Auch Autorin Franziska Gänsler verzichtet auf eine Teilnahme. „Ich denke, es hätte einen öffentlichen Diskurs gebraucht, der ein Ernstnehmen seiner Kritik erkennbar macht und zeigt, dass es das Anliegen der Stiftung ist, genau das zu fördern – kritische literarische Stimmen“, sagt sie. „Leider zeigt die Reaktion für mich, dass dies nicht gegeben scheint.“ Der Tübinger Benjamin Heisenberg wird sein Werk „Lukusch“ ebenfalls nicht vorstellen.

Klaus Michael-Kühne gehört zu den reichsten Menschen der Welt mit einem geschätzten Privatvermögen von 14,2 Milliarden US-Dollar. Seine Kühne-Stiftung fördert unter anderem das Harbour-Front-Festival. Während der Nazi-Zeit drängten Kühnes Vater Alfred und sein Bruder Werner unter anderem einen jüdischen Teilhaber aus der Firma, der später in Auschwitz ermordet wurde. Anschließend verdiente das Unternehmen mit Nazi-Aufträgen ein Vermögen. Darüber will Kühne aber selten große Worte verlieren.

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Noch ein weiterer Autor, der für den Preis nominiert ist, hat sich aus diesen Gründen mittlerweile kritisch zu Wort gemeldet. Domenico Müllensiefen wird zwar weiter am Harbour-Front-Festival teilnehmen, seinen Gewinn aber zu einem „beträchtlichen Teil” an einen Verein spenden, der Opfer rechter Gewalt betreut, wie er der „Zeit” sagte.

Kühne-Stiftung nicht mehr Hauptsponsor von Festival

Die Festival-Leitung bedauert die beiden Absagen, habe für die Beweggründe aber Verständnis. „Auch wir sehen Diskussionsbedarf in dieser Angelegenheit“, heißt es auf der Website.

Am Donnerstag überraschte es dann auf seiner Webseite mit der Information, dass künftig die Hapag-Lloyd Stiftung und die Bodo Röhr Stiftung Hauptsponsor des Festivals sein werden und nicht mehr Kühne Stiftung. Auf MOPO-Anfrage erklärte Heinz Lehmann aus dem Leitungsteam: „Dieser Schritt hat überhaupt nichts mit dem aktuellen Wirbel um die Vergangenheit der Familie Kühne zu tun, sondern war seit Monaten geplant.“ Die Kühne-Stiftung war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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Das Festival erklärt auf seiner Webseite, seine Aufgabe bestünde nun darin, „den Debütantensalon durchzuführen, um Autorinnen und Autoren das Forum zu bieten, das ihnen zusteht. Wir hoffen, dass es trotz der gegenwärtigen Diskussion gelingt, die Literatur für die Zeit des Festivals in den Mittelpunkt zu rücken.“

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