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Kleider leihen Leute: Hamburger Start-up „Unown“ will Kleiderschrank teilen

Bahrenfeld –

Linda Ahrens und Tina Spießmacher machen Kleiderleihen cool. Mit ihrer Start-up-Plattform „Unown“ machen sie auf bewussten Konsum aufmerksam und sorgen dabei doch für ein echtes Shopping-Gefühl. Der Firmensitz ist in Bahrenfeld. 

Der Name des Start-ups setzt sich aus zwei Silben zusammen. „Un“ entspricht im Deutschen der Vorsilbe ent–, „own“ heißt besitzen. „Unown“ will dem Besitz entgegenwirken, sozusagen.

Hamburg: Start-up „Unown“ macht Kleiderleihen cool

Das wollen die Jungunternehmerinnen Linda Ahrens (33) und Tina Spießmacher (32) mit nachhaltiger Mode. Die beiden kennen sich schon lange, aus einem früheren Job in der Technologiebranche. Im vergangenen Jahr im Herbst kam ihnen die Idee, einen Kleider-Leasing-Service zu gründen.

„Unown“ setzt beim Versan auf wieder verwendbare Verpackungen.

„Unown“ setzt auch beim Versand seiner Kleider auf wiederverwendbare Verpackungen.

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Kleiderverleih ist aber nichts Neues. Die beiden Gründerinnen setzen daher zum einen auf eine geradlinige Nutzeroberfläche, die auf der Plattform ein echtes Shopping-Gefühl erzeugen soll. Dafür sei nun auch eine App in Planung – ein digitaler Kleiderschrank auf dem Smartphone, zum Verwalten geliehener Teile, der Fristen und Angebote und möglicher Kaufoptionen.

Hamburg: „Unown“ nutzt nachhaltige Nischenmarken

Zum anderen sind die Produkte, die derzeit bei dem Start-up zirkulieren, handverlesen und von „Nischenmarken und kleinen aufstrebenden Designern“, die robuste Kleidung produzieren, Reststoffe verwenden oder gar komplett nachhaltige Konzepte anwenden.

Linda Ahrens (l.) und Tina Spießmacher von „Unown“.

Linda Ahrens (l.) und Tina Spießmacher haben ihre Plattform „Unown“ selbst entwickelt.

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Dabei gelte es, mehr Wert aus der gleichen Ressource zu bekommen. Im Durchschnitt kaufe der Deutsche 60 Teile pro Jahr, ohne Unterwäsche und Socken. Die Nutzungsrate von Kleidung sei wiederum um gut 40 Prozent gesunken. „Wir kaufen mehr und nutzen systematisch weniger“, sagt Ahrens, zu viel davon landet auf dem Flohmarkt oder gar in der Tonne.

Hamburg: „Unown“– mit positiver Bilanz trotz Pandemie

„Trotz Corona waren die letzten Monate eher positiv“, sagt Spießmacher. Die Angst, dass sich der „Teil“-Gedanke auflöse, war unbegründet. Im Gegenteil: Die Menschen hatten Zeit auszumisten, sich mehr darüber klar zu werden, was sie wirklich haben und brauchen.

So arbeitet das Team von „Unown“.

Strukturiert und minimalistisch: So arbeitet das Team von „Unown“.

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„Wir glauben, dass es Besitz immer geben wird, das weiße T-Shirt, die schwarzen Jeans“, so Spießmacher. Deshalb reiche eine „capsule wardrobe“, also ein grundlegender Kleiderschrank, nicht aus. Das habe die 32-Jährige selbst erfahren, als sie ihren Kleiderschrank radikal auf unter 50 Teile reduzierte und an der Langeweile darin verzweifelte.

„Wir glauben, dass es vielen so geht“, ergänzt ihre Partnerin, „aber das ganze Zeug zu Hause, das im Schrank liegt, ohne genutzt zu werden, ist nicht nur ein ökologisches Problem, sondern auch einfach belastend.“

Hamburg: So funktioniert die Mitgliedschaft bei „Unown“

„Unown“ könne diese Lücke füllen und sorge so nicht nur für Abwechslung im Kleiderschrank, sondern auch für bewussteren Konsum, ohne dabei die Freude an Mode zu verlieren.

T-Shirts von Unown.

„Unmute yourself“ (Stummschalten aufheben) ziert die hauseigenen T-Shirts von „Unown“.

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Dafür werden drei Mitgliedschaften angeboten, die mittlere liegt bei 69 Euro im Monat. Der Preis ergebe sich aus dem Warenwert und der antizipierten Lebenszeit des Kleidungsstücks.

In diesem Abonnement können so vier Teile gleichzeitig bis zum Gesamtwert von 1000 Euro ausgeliehen werden. Im Service enthalten sind die Reinigung und Reparatur sowie Versicherung und der Versand der Kleidungsstücke.

„Unown“-Duo blickt mit Zuversicht in die Zukunft

Für die Zukunft wollen sie ihr Angebot erweitern. Sportbekleidung komme gerade gut an. Abendgarderobe, festliche Outfits und moderne Hochzeitskleidung seien zumindest im Gespräch. Dazu komme Umstandsmode. Auch über das Teilen anderer Lifestyle-Produkte wie Deko-Artikel denken die beiden nach.

Gut ein Jahr ist die Gründung von „Unown“ nun her. Zunächst waren Ahrens und Spießmacher dafür in Berlin bei einem „Accelerator“, einem Start-up-Beschleuniger. Corona-bedingt mussten sie kurzfristig zurück nach Hamburg.

Als Führungsduo agieren sie gemeinsam. Ahrens, eigentlich Sozialwissenschaftlerin, kommuniziert und speist das Netzwerk. Spießmacher sorgt mit ihrem Informatik-Hintergrund für die technische Umsetzung der Plattform.

Seit März ist „Unown“ in einer Bahrenfelder Lagerhalle untergebracht. Die Arbeitsräume haben sie minimalistisch eingerichtet, zwei Tische, darauf Mac-Laptops. An der Wand hängen fein angeordnete Post-its mit klarer Aufgabenteilung. Dazu gibt es einen Konferenzraum, der einem schicken, aber schlichten Studentenzimmer ähnelt und einen Lagerraum, in dem die Teile verpackt und losgeschickt werden.

Den Rest der Halle teilen sie mit anderen Unternehmen. Viel Platz brauche man nicht: Teilen ist schließlich auch die Philosophie ihres Unternehmens.

 

 

 

 

 

 

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