• Die Sitzordnung während eines Treffens der EU-Spitze mit dem türkischen Präsidenten Erdogan sorgt für Kritik.
  • Foto: picture alliance/dpa/European Council | Dario Pignatelli

Kommentar: Der „SofaGate“-Vorfall in Ankara zeigt das Problem der EU-Türkei-Politik

Kommentar –

Ursula von der Leyen will mit dem türkischen Präsidenten über Frauenrechte reden – der zeigt ihr, was er von Frauen hält: Erdogan und Ratspräsident Charles Michel thronen bei dem EU-Türkei-Treffen auf zwei pompösen Sesseln, während sich die Kommissionspräsidentin auf’s abseitige Sofa setzen muss. Klar, Erdogan ist ein Sexist, doch genauso schlimm ist: Michel zeigt sich als feiger Opportunist und macht deutlich, was das Problem der EU-Türkei-Politik ist.

Wer seinen Auftritt gesehen hat, wundert sich nicht mehr über den schwächlichen Umgang mit der Türkei: Laut Facebook-Post wusste Michel, dass von der Leyen in dem Moment herabgesetzt wird. Er schreibt, der „bedauerliche Charakter“ der Behandlung sei ihm klar gewesen.

Michel wählt die Rolle des Schulhof-Schleimers

Doch statt von der Leyen seinen Platz anzubieten oder stehen zu bleiben, bis ein weiterer Sessel herangeschleppt wird, wählte Michel die Rolle des rückgratlosen Schleimers vom Schulhof, der sich dem Bad-Boy an den Hals wirft. Er wollte die Lage nicht „verschlimmern“, lieber die Gespräche in den Vordergrund stellen.

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Wie diese Gespräche aussehen, kann man sich gut vorstellen: Michel nickt, mit Rehaugen zu Erdogan emporblickend, den Austritt aus der Istanbul-Konvention, das geplante Verbot der kurdisch-linken Oppositionspartei HDP und die Kampagne gegen die größte Oppositionspartei CHP ab, während von der EU-Kommissionspräsidentin nur ein empörtes: „Ähhh“ kommt. Menschenrechte werden so nicht durchgesetzt.

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