Konzerthalle mit Hamburgs „bestem Sound“ öffnet – und 80-Jähriger sorgt für Stille
Den „besten Sound der Stadt“ soll es in der Georg-Elser-Halle oben auf der frisch ergrünt-eröffneten Bunker-Aufstockung an der Feldstraße geben, das hat Betreiber Wolf von Waldenfels in der MOPO versprochen. Am Samstag wurde die neue Konzertlocation mit einem öffentlichen Soundcheck eröffnet. Für Eindruck sorgten auch leise Töne.
30 Grad, der schönste Tag des bislang eher miesen Sommers: Kann es eigentlich schlechtere Voraussetzungen geben, um Menschen zur Eröffnung einer neuen Konzerthalle zu locken? Die neue Georg-Elser-Halle auf dem Feldstraßen-Bunker ist am Samstagabend dementsprechend eher spärlich gefüllt. 2200 Leute passen maximal rein – mit viel Wohlwollen kann man sagen: Der Laden ist zum Start so zu einem Drittel voll.
Macht aber nix, man geht die Sache sowieso mit Understatement an: „Öffentlicher Soundcheck“ haben die Macher:innen der Halle die Eröffnungsveranstaltung genannt. Und bei so einem Soundcheck ist ja bekanntermaßen die Hütte nicht voll. Es übt sich besser in kleiner Runde.
Georg-Elser-Halle in Hamburg: Erinnerung an Namensgeber zum Auftakt
Samstag, der 20. Juli 2024 – nicht nur ein hitziger Sommertag, sondern auch ein historisch beladenes Datum: Zum 80. Mal jährt sich der Tag, an dem Claus Schenk Graf von Stauffenberg versuchte, Diktator Adolf Hitler mit einem Bombenattentat zu stoppen – und scheiterte. Genau wie einige Jahre zuvor, am 8. November 1939, der Mann, nach dem die Halle auf dem Bunker nun benannt ist: Georg Elser.
Nicht unumstritten, die Namensgebung: Einen Veranstaltungsort benennen nach einem Widerstandskämpfer, einen Ort, an dem mit Konzerten Geld verdient wird – passt das? Ja, erklärte Hallen-Betreiber Wolf von Weidenfels vorab in der MOPO, schließlich werde der Name Georg Elser durch die Halle in die Welt getragen, die Erinnerung an ihn bei jeder Veranstaltung mitschwingen.
Dass es den Macher:innen ernst ist damit, das wird direkt zu Beginn der Eröffnungsveranstaltung klar. Keine laute Band steht da auf der Bühne, sondern Helmut Butzmann – ein Mann, der seit Jahren Vorträge über Georg Elser hält und bei Veranstaltungen an ihn erinnert. „Georg Elser war 1939 der mutvolle, früh zur Tat schreitende Widerstandskämpfer aus dem Volk“, sagt der 80-Jährige. „ Sein Name vollendet heute die Entnazifizierung des Bunkers.“
Butzmann spricht über von Stauffenberg und dessen Widerstand gegen die Nazis, dann ausführlich über Georg Elser, sein Leben und seinen missglückten Anschlag – bis er etwas irritiert stoppt: Der Smalltalk an den Theken ist immer lauter geworden. Irgendwie respektlos, aber irgendwie auch normal – wie das eben so ist, wenn jemand eine Rede hält, wenn man eigentlich Musik hören und Bier trinken will. Butzmann mahnt nicht, er schweigt einfach – bis alle ruhig sind und zuhören. Beeindruckend und bewegend. Am Ende seines historischen Abrisses gibt es lauten, ehrlich-respektvollen Applaus.
Georg-Elser-Halle: Der Sound ist wahnsinnig gut
Drei Musiker:innen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, stehen anschließend auf der Bühne: „Die Sterne“-Sänger Frank Spilker spielt eigene Songs und die Hits seiner Band („Was hat dich bloß so ruiniert?“), Douniah beeindruckt danach mit ihre Wahnsinns-Stimme und Genre-Brüchen. Und der Sound ist tatsächlich richtig, richtig gut, vorne, aber auch ganz hinten. Da hat Hallen-Betreiber von Waldenfels nicht zu viel versprochen.
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Das Finale gibt Rapper Disarstar. Geht das gut? Man hat vorher ein bisschen Angst, inzwischen haben nochmal ein paar mehr Besucher:innen ihren Aufenthaltsort aus der Halle in die laue Sommerluft verlegt. Es klappt – weil der Hamburger mit „Rolex für alle“ direkt zum Start die Stimmung setzt. Und auch weil auch hier der Sound sitzt.
„Die Marschrichtung ist klar, ich liebe euch fürs ins Leben rufen dieser Halle“, ruft Disarstar von der Bühne. „Ich glaub, das wird ein ganz großes und erfolgreiches Ding.“ Alles gesagt, es folgt der erste Moshpit der Georg-Elser-Hallen-Geschichte. Da werden noch viele weitere folgen, das ist klar. Soundcheck geglückt. Und Erinnerung wachgehalten.