Kostenexplosion: Hamburger Millionen-Projekt läuft komplett aus dem Ruder
Sie trägt den schönen Namen VERA und macht Schiet zu Gold: Die „Verwertungsanlage für Rückstände aus der Abwasserbehandlung“ im Hamburger Hafen holt Schmutz aus unserem Abwasser und produziert daraus Energie. Bis 2025 sollte die Anlage um eine vierte Linie erweitert werden. Jetzt zeigt sich: Das wird nichts. Und: Es wird deutlicher teurer als geplant – auf Kosten der Steuerzahler.
Nach Recherchen des Bunds der Steuerzahler (BdSt) ist das Projekt von Hamburg Wasser komplett aus dem Ruder gelaufen. Statt der veranschlagten 200 Millionen Euro kostet VERA 2 nun fast 300 Millionen Euro. Die Umweltbehörde hat dem „Abendblatt“ die erhöhten Kosten bestätigt.
Hamburg: Kosten für Kläranlage Vera 2 auf 297,2 Millionen Euro gestiegen
Laut BdSt finanziert sich die Hamburger Stadtentwässerung zwar nicht aus Steuern. Die Refinanzierung von Investitionskosten erfolge allerdings über die Schmutzwassergebühren. Und so landen die Kosten von nach aktueller Hochrechnung 297,2 Millionen Euro eben doch beim Hamburger Verbraucher.
Auch der Start der Anlage wird sich massiv verzögern. Die vierte Linie wird nicht 2025 in Betrieb gehen, sondern frühestens 2027, die komplette Erneuerung der Kapazitäten verschiebt sich von 2027 auf 2030.
Die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) erklärt die Kostensteigerung und Verzögerung mit den „durch die Corona- und Ukrainekrise angestiegenen Marktpreise im Anlagenbau, signifikante Anstiege der Kupfer- und Stahlpreise sowie Planungsverzögerungen beauftragter Dienstleister und Baufirmen“.
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Hamburg Wasser wiederum erläuterte, dass sich die Zusatzkosten innerhalb der letzten zwei Jahre „nicht zu einem konkreten Zeitpunkt auf 100 Millionen Euro summiert, sondern dynamisch entwickelt“ hätten. Die zuständigen Aufsichtsbehörden habe man über die Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten.
Sascha Mummenhoff, Landesvorsitzender des Bund der Steuerzahler Hamburg e.V., forderte die Offenlegung aller Unterlagen, welche die Verzögerung sowie die Kostensteigerung erklären. Fakt sei es, „dass Pandemie und Ukraine-Krieg schon viel zu häufig als Ausrede herhalten mussten“, so Mummenhoff. (mp)