Krank durch Kokain: Erschreckende Studie – so ist die Lage in Hamburg
Die Entwicklung ist dramatisch: Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Zahl der Menschen, die wegen Kokainmissbrauchs in ärztlicher Behandlung sind, bundesweit mehr als verdreifacht. So ist die Situation in Hamburg.
Die bundesweit erhobenen Zahlen stammen aus einer aktuellen Auswertung des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg). Nach der Studie der Krankenkasse gab es im Jahr 2013 rund 19.700 behandelte Patientinnen und Patienten und im Jahr 2023 bereits 65.000. Das entspricht mehr als einer Verdreifachung.
Kokainmissbrauch: Hamburg im Mittelfeld – aber nur bei den absoluten Zahlen
Hamburg liegt mit 5500 Fällen im Mittelfeld – aber nur, wenn man die absoluten Zahlen betrachtet. Berücksichtigt man, dass zum Beispie der „Spitzenreiter“ NRW rund zehnmal mehr Einwohner hat als Hamburg, relativieren sich die Zahlen deutlich. So kommt NRW mit seinen 18 Millionen Einwohnern auf etwa 0,85 Patienten auf 1000 Einwohner, Hamburg hingegen auf rund 2,9 Fälle.
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Die Zuwächse der Erkrankungen durch Koks-Konsum sind in allen Bundesländern im Zehnjahresvergleich enorm. In Sachsen haben sich die Patientenzahlen beinahe verzehnfacht, von 100 auf 980 Betroffene. Hier bildet Hamburg mit der geringsten Steigerung das bundesweite Schlusslicht – trotzdem kein Grund zum Aufatmen: Der Anstieg von 2680 auf 5500 Betroffene zeigt eine Verdoppelung binnen zehn Jahren.
„Die enorme Zunahme an Behandlungen wegen Kokainmissbrauchs ist alarmierend“, so Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der Barmer. „Das wahre Ausmaß wird noch viel größer sein, da wir nur den Bruchteil der Betroffenen in ärztlicher Behandlung sehen.“ Auch die aktuelle Kriminalstatistik zeige, dass die Zahl der Kokaindelikte seit dem Jahr 2023 um gut 27 Prozent gestiegen ist und damit einen neuen Höchststand erreicht hat. Das ist besonders in Hamburg zu sehen: Der Hafen wird als Umschlagplatz für die Droge zunehmend bedeutender. Die Gewalt-Kriminalität in Zusammenhang mit dem Drogenhandel nimmt dramatisch zu.
Männer zwischen 20 und 39 Jahren besonders stark betroffen
Wie aus dem Barmer-Atlas weiter hervorgeht, haben rund dreieinhalbmal so viele Männer wie Frauen gesundheitheitliche Probleme durch Koks-Konsum. Im vergangenen Jahr waren 50.600 Patienten, aber lediglich 14.400 Patientinnen wegen der Droge in Behandlung.
Besonders häufig waren Männer zwischen 20 und 39 Jahren sowie 40 und 59 Jahren betroffen. Hier gab es 29.700 beziehungsweise 18.100 Patienten.
Ein Erklärungsansatz: „Kokain hat einen stimulierenden und aufputschenden Effekt“, so Marschall. „Deshalb wird es häufig als Leistungsdroge bezeichnet. Der vergleichsweise starke Kokainkonsum bei jungen Männern könnte auf einen massiven Leistungsdruck hindeuten, dem sie sich offenbar ausgesetzt sehen. Sei es im Beruf oder im Privatleben.“
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In ganz jungen Jahren oder im Alter spiele Kokain als Suchtmittel hingegen nur eine untergeordnete Rolle. Jüngere Menschen hätten häufig nicht die finanziellen Mittel, um sich die teure Droge zu beschaffen. Hier sei der Konsum von Cannabis eher verbreitet. Bei älteren Menschen stünden der Alkohol- und Medikamentenmissbrauch im Vordergrund.
Laut der Barmer-Analyse gibt es massive regionale Unterschiede bei der Anzahl der Patienten, die aufgrund übermäßigen Kokainkonsums behandelt werden müssen. An erster Stelle stand im vergangenen Jahr demnach Nordrhein-Westfalen mit 15.280 Betroffenen, gefolgt von Niedersachsen mit 7.760 und Berlin mit 7.230 Patienten. Die wenigsten Betroffenen gab es im Saarland mit 490, in Thüringen mit 810 und in Mecklenburg-Vorpommern mit 960 Frauen und Männern. (mp)