Der argentinische Präsident Javier Milei spricht anlässlich seiner Auszeichnung mit der Hayek-Medaille der Friedrich August v. Hayek-Gesellschaft.
  • Der argentinische Präsident Javier Milei spricht anlässlich seiner Auszeichnung mit der Hayek-Medaille der Friedrich August v. Hayek-Gesellschaft in Hamburg.
  • Foto: picture alliance/dpa/Daniel Bockwoldt

Krawallpräsident in Hamburg – Maaßen und von Storch im Publikum

Im Wahlkampf trat er mit Kettensäge auf – zum Auftakt seines Deutschlandbesuches zeigt sich Argentiniens Präsident eher zahm. Am Sonntag trifft Javier Milei auf Bundeskanzler Olaf Scholz. Bereits am Samstag nahm Milei in Hamburg eine besondere Auszeichnung entgegen – doch das gefällt nicht allen.

Argentiniens ultraliberaler Präsident Javier Milei ist am Samstag in Hamburg mit einer Medaille der Friedrich August v. Hayek-Gesellschaft geehrt worden. Der für spontane und polemische Äußerungen bekannte Milei verzichtete in seiner Rede auf jeden Bezug zu Deutschland und schilderte in erster Linie sein Verständnis von Politik.

Die rund 200 Zuhörer – darunter der ehemalige Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen und die AfD-Bundestagsabgeordnete Beatrix von Storch – jubelten Milei zu. Immer wieder riefen sie in Sprechchören „Libertad“ (Freiheit). 

Hunderte Menschen demonstrieren gegen Auszeichnung von Milei

Am Sonntag wird der argentinische Präsident, der sich selbst als „Anarchokapitalisten“ bezeichnet, von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Berliner Kanzleramt empfangen. 

Vor dem Veranstaltungsort demonstrierten mehrere hundert Menschen unter dem Motto „Nein zu Milei in Hamburg“. Kritiker werfen der Hayek-Gesellschaft vor, sich nicht eindeutig von rechtspopulistischen Strömungen abzugrenzen. So verlieh der Verein etwa 2023 seinen Netzwerkpreis an das Schweizer Webradio Kontrafunk und 2022 an den Blog „Achse des Guten“ – beide Medien werden im Spektrum der politischen Rechten verortet. 

Treffen von Milei und Scholz am Sonntag

Mit der Auszeichnung würdigte der Ökonomenverband das Programm des ultraliberalen Politikers, der Argentinien im Sinne Hayeks, des österreichischen Vordenkers des Neoliberalismus, reformieren will. „Sie bringen den Kapitalismus aus der Defensive“, sagte der Vorsitzende der Gesellschaft, Stefan Kooths, in seiner Laudatio. Er verglich Mileis Politik mit einer Chemotherapie. „Die Nebenwirkungen sind heftig“, sagte der Kieler Wirtschaftswissenschaftler. Aber ohne eine solche Therapie wäre Argentinien am Ende. 

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Milei beschrieb in seiner Rede seinen intellektuellen Werdegang zum Anhänger der sogenannten Österreichischen Schule, zu denen neben Hayek (1899-1992) auch Ludwig von Mises (1881-1973) zählt. Seinen Aufstieg zum erfolgreichen Politiker erklärte er mit seinem Mut, liberale Wirtschaftsideen als einziger in Medien und Fernsehtalkshows vertreten zu haben. Milei war im November vergangenen Jahres im zweiten Wahlgang mit mehr als 55 Prozent der Stimmen gewählt worden. (dpa/mp)

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