Milliardär Klaus-Michael Kühne möchte Hamburg eine neue Staatsoper schenken.

Milliardär Klaus-Michael Kühne möchte Hamburg eine neue Staatsoper schenken. Foto: IMAGO/Ex-Press

„Noch Fragen offen“: Kühne lässt finalen Notar-Termin für seine Hamburg-Oper platzen

Milliardär Klaus-Michael Kühne (87) will Hamburg eine Oper schenken. Nach anfänglicher Skepsis schritten die Planungen zuletzt voran und standen kurz vor dem Durchbruch. Doch jetzt platzte die Vertragsunterzeichnung plötzlich. Was dahinter steckt.

Monatelang liefen die Verhandlungen: Milliardär Kühne hatte angekündigt, 330 Millionen Euro für den Bau einer neuen Oper zur Verfügung zu stellen. Auch ein Grundstück auf dem Baakenhöft in der HafenCity, das die Stadt zur Verfügung stellen könnte, war bereits gefunden. Anfang Januar hieß es von Kühne, sei das Projekt bereits „weit fortgeschritten“ und hänge nur noch an bürokratischen Auflagen. 

Notar-Termin für Opern-Spende anscheinend geplatzt

Für Montag stand jetzt laut „Abendblatt“ der finaler Notar-Termin an, der diese riesige Einzelspende vertraglich absichern sollte. Dienstagmittag wollten dann Bürgermeister Peter Tschentscher, Kultursenator Carsten Brosda (beide SPD) zusammen mit Kühne das Ergebnis im Rathaus präsentieren.

Doch daraus wurde nichts: Kurz vor dem Termin am Montag machte Kühne einen Rückzieher. „Bei der Endfassung des komplizierten Vertragswerks zwischen der Stadt Hamburg und meiner Kühne-Stiftung sind noch offene Fragen aufgetaucht, sodass weitere Gespräche folgen müssen“, erklärt der Milliardär auf MOPO-Nachfrage. „Die Kühne-Stiftung bekennt sich nachwie vor zu ihrem Projekt, allerdings muss die Aufteilung der wirtschaftlichen Belastungen und Risiken aus unserer Sicht überdacht werden. Dies wird mit der Stadt erörtert.“

Dass die Gespräche weiterlaufen betätigt auch Brosdas Sprecher Enno Isermann, bleibt ansonsten aber vage. „Damit dies gelingt ist es wichtig, von Anfang an eine gute vertragliche Grundlage zu finden, die alle Interessen berücksichtigt. Wir sind die letzten Monate gut damit gefahren, dass wir interne Gespräche intern führen. Das halten wir auch weiter so.“

Kritik an der neuen Staatsoper in der HafenCity

Kritik daran gibt es vom Linken-Politiker Norbert Hackbusch. „Diese Pläne gehören auf den demokratischen Prüfstand der Bürgerschaft – und nicht zum Notar“, sagt er. „Man muss auch einem geschenkten Gaul ins Maul schauen! Die von Kühne zugesagten 330 Millionen Euro werden nicht einmal ansatzweise die Kosten einer neuen Oper decken.“ Auch die Betriebskosten seien bislang ungeklärt.

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Dem stimmt Sascha Mummenhoff, Hamburgs Landesvorsitzender des Bund der Steuerzahler, zu. „In Wahrheit bringt dieses ,Geschenk‘ enorme Risiken mit sich – vor allem für den Steuerzahler.“ Großprojekte seien in dieser Stadt anfällig für Kostenexplosionen und Verzögerungen. „Kühne muss garantieren, dass er nicht nur den Bau, sondern auch alle Mehrkosten übernimmt. Ohne Ausnahmen. Ohne Nachverhandlungen.“

Deutlichere Worte findet die Hamburger Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes: „Unabhängig davon, ob unsere Stadt wirklich eine neue Oper braucht und unabhängig davon, wie sehr Kühne von diesem Deal profitiert, halten wir diese bedenkenlose Kooperation für geschichtsvergessen und respektlos“, heißt es in einer Pressemitteilung. Das Vermögen Kühnes basiere auf den Gewinnen, die sein Vater Alfred durch „die Ausplünderung von Jüdinnen und Juden erzielte“, steht dort weiter. „Alfred Kühne machte lukrative Gewinne mit dem Transport von Möbeln und dem Eigentum jüdischer Familien, die in KZs ermordet wurden. Zudem hatte Alfred Kühne seine jüdischen Teilhaber in Bremen aus der Firma verdrängt.“ Klaus Michael Kühne habe sich nie von seinem Vater und dessen „gewinnträchtiger Kooperation mit den Nazis“ distanziert.

Fest stehe auf jeden Fall, dass es nur eine Oper in Hamburg geben wird. Für die bestehende Staatsoper an der Dammtorstraße, die dringend saniert werden muss, müsste daher eine neue Verwendung gefunden werden. „Wir müssten dann für das hiesige Haus in der Innenstadt, das ein sehr guter Theaterbau ist und unter Denkmalschutz steht, und auch weiterhin kulturell genutzt werden soll, eine andere Nutzung finden. Dafür gibt es aber auch Ideen“, sagte Brosda bereits. (aba)

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