• Der ehemalige Altar der Hamburger Hauptkirche St. Petri von Meister Bertram.
  • Foto: Florian Quandt

Kunsthalle rückt ihn nicht raus: Hamburgs ältester Kirche fehlt der Altar

Altstadt –

Schon seit 117 Jahren glänzt er in der Kunsthalle – Meister Bertrams „Grabower Altar“. Dabei gehört das vielleicht schönste sakrale Kunstwerk Norddeutschlands eigentlich in Hamburgs erste und älteste Kirche: St. Petri. Doch die Kunsthalle will das Meisterwerk von 1383 nicht rausrücken. Nun soll es Gespräche zwischen  dem Kunsthallen-Direktor und dem Hauptpastor von St. Petri geben.

Der Stifter des Altars, Bertram Horborch, stammte aus alter Ratsherrenfamilie und war um 1380 Hamburgs Bürgermeister. Er setzte sich für den Bau der ersten Pfarrkirche ein und wurde deswegen auch „Patron von St. Petri“ genannt. Und der in seinem Auftrag für St. Petri geschaffene Altar zeugt bis heute von seinem Reichtum und Einfluss.

Altar der Hamburger Hauptkirche St. Petri in der Kunsthalle

Geschaffen hat das Werk Bertram von Minden (ca. 1340 bis 1415), auch Meister Bertram genannt. Der Künstler wohnte praktischerweise nur 100 Meter von der Kirche entfernt und legte sich ordentlich ins Zeug. Der Altar besteht aus 24 Bildern. Der dargestellte Schöpfungszyklus ist absolut einmalig. Dazu kommen 79 Holzfiguren, die vor allem Heilige darstellen.

Ausschnitt aus dem Tafelwerk des ehemaligen St.-Petri-Altars.

Ausschnitt aus dem Tafelwerk des ehemaligen St.-Petri-Altars.

Foto:

Florian Quandt

Der Altar wird heute als Hauptwerk des Künstlers gesehen. Doch  die Kirchen-Oberen schätzten das Werk irgendwann nicht mehr richtig. Ein aus Thüringen stammender Petri-Pastor ließ Teile des Werks 1595 sogar übermalen.

Meister Betrams Altar eines der schönsten Kunstwerke Norddeutschlands

Im 18. Jahrhundert verschenkten die Banausen das Meisterwerk sogar nach Grabow in Mecklenburg, weil sie einen neuen Barock-Altar haben wollten. In Grabow war die Stadtkirche abgebrannt, man brauchte für den Neubau einen Altar.

Der riesige Altar von Meister Bertram in der Hamburger Kunsthalle.

Der riesige Altar von Meister Bertram in der Hamburger Kunsthalle.

Foto:

Florian Quandt

1902 wurde der Hamburger Kunsthallen-Direktor Alfred Lichtwark auf das Meisterwerk aufmerksam und kaufte es für angeblich 65.000 Goldmark. Seitdem steht der Altar im Museum.

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Lichtwark schnackte 1904 den Pastoren der Buxtehuder Petrikirche ebenfalls ihren Altar von 1400 ab, auch er ist ein Werk von Meister Bertram. Der „Buxtehuder Altar“ steht seitdem als Dauerleihgabe in der Kunsthalle. Laut Kunsthalle gab es vor vier Jahren  eine Anfrage auf Rückgabe, diese konnte aber „abgewendet“ werden.

Hamburg: St. Petri möchte Meister Bertrams Altar von der Kunsthalle zurück

Ob das nun bei der Hamburger Petrikirche auch so leicht „abgewendet“ werden kann, ist unwahrscheinlich. Deren Hauptpastor Jens-Martin Kruse jedenfalls vermisst das Schmuckstück.

Der ehemalige St.-Petri-Altar von Meister Bertram ist in der Hamburger Kunsthalle neben seinem Tafelwerk aufgebaut.

Der ehemalige St.-Petri-Altar von Meister Bertram ist in der Hamburger Kunsthalle neben seinem Tafelwerk aufgebaut.

Foto:

Florian Quandt

„Der Altar ist sakrale Kunst, die ursprünglich für die Petrikirche geschaffen worden ist“, sagte Kruse der MOPO. „In diesem geistlichen Raum kann er seine sakrale Bedeutung entfalten. Im Kontext der Hauptkirche St. Petri könnte der Altar seinen spirituellen Wert wiederfinden.“

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Der Theologe verweist auf die Uffizien in Florenz, eins der berühmtesten Kunstmuseen der Welt. Dessen Direktor, Eike Schmidt, war Anfang des Jahres mit der Forderung, sakrale Kunst staatlicher italienischer Museen an die Kirchen zurück­zugegeben, an die Öffentlichkeit gegangen. Darü­ber möchte Hauptpastor Kruse nun gerne mit Kunsthallen-Direktor Ale­xander Klar sprechen.

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Gegenüber der MOPO erklärte sich Klar dazu bereit, lehnte die Rückgabe aber ab. Die Kirche habe den Altar im 18. Jahrhundert loswerden wollen und man habe das Werk schließlich „rechtmäßig erworben“. Im Übrigen würde der Altar aufgrund erheblicher Temperaturschwankungen und hoher Luftfeuchtigkeit in der Kirche Schaden nehmen. 

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