Dieses Plakat des Künstlerkollektivs „Dies Irae“ schmückt eine Bushaltestelle in der Brandstwiete. Es ist ein ironischer Seitenhieb auf das Entlastungspaket der Ampel-Koalition.
  • Dieses Plakat des Künstlerkollektivs „Dies Irae“ schmückt eine Bushaltestelle in der Brandstwiete. Es ist ein ironischer Seitenhieb auf das Entlastungspaket der Ampel-Koalition.
  • Foto: Florian Quandt

Kunstkollektiv kapert Bushaltestellen-Werbung und schießt gegen die FDP

„Dies Irae“ ist bekannt dafür, Werbeflächen im öffentlichen Raum zu kapern, um in den politischen Diskurs einzugreifen. Jetzt hat das Kunstkollektiv das Entlastungspaket der Ampel-Koalition ins Visier genommen.

„SUV-Fahrer entlasten. Klientelpolitik first“, steht in großen Lettern über einer fiktiven Tankstellen-Anzeige im Werbeaushang einer Bushaltestelle an der Brandstwiete in der City.

Im blau-weißen Logo, wo sonst der Schriftzug „Aral“ steht, steht jetzt „FDP“. Darunter eine Preistabelle:
Diesel: 2,18 Euro
Super E-10: 2,11 Euro
Super: 2,16 Euro
Dienstwagenprivileg: 3.100.000.000
Ultimate Lindner-Tankrabatt: Besonders entlastend für wohlhabende Spritschluckler und die gebeutelte Mineralölwirtschaft: ?
Tempolimit: 0
Autofreier Sonntag: 0

Hamburg: Künstlerkollektiv kapert Werbung an Bushaltestelle

Das Plakat des Künstlerkollektivs „Dies Irae“ (deutsch: „Tage des Zorns“) ist offenbar ein ironischer Seitenhieb auf das Entlastungspaket, auf das sich die Spitzen der Ampel-Koalitionspartner SPD, Grüne und FDP angesichts der steigenden Spritpreise am Donnerstag einigten.

Um für niedrigere Preise zu sorgen, hatte Finanzminister Christian Lindner (FDP) unter anderem auch einen Tankrabatt vorgeschlagen, der jetzt jedoch genauso wenig kommt, wie ein generelles Tempolimit.

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Diese Tatsache prangert das Kunstkollektiv mit seiner Werbung ebenso an, wie das Dienstwagenprivileg, das den Staat jährlich mehrere Milliarden Euro kostet. Denn wer einen Firmenwagen beruflich und privat nutzt, wird steuerlich begünstigt. Wenn Arbeitgeber einen Dienstwagen als Gehaltsbestandteil zur Verfügung stellen, können sie die Anschaffungs- und Unterhaltskosten (etwa mögliche Leasing-Raten) steuerlich absetzen. Das Bundesumweltamt geht von einer Subventionshöhe von mindestens 3,1 Milliarden Euro pro Jahr für Dienstwagennutzende und deren Arbeitgeber aus.


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Ein Ende solch klimaschädlicher Subventionen forderten auch Sozialverbände und Unternehmen in einem am Mittwoch in Berlin vorgestellten Appell. Die Unterzeichner verlangen darin unter anderem ein Ende des Steuervorteils für Diesel-Pkw sowie Änderungen beim Dienstwagenprivileg – diese sollten steuerlich nur noch begünstigt werden, wenn sie keine Emissionen ausstoßen.

Und was sagt das Kunstkollektiv selbst zu seiner Aktion? Auf seinen Social-Media-Kanälen Twitter und Instagram, wo das Plakat veröffentlicht wurde, hieß es dazu: „#Tempolimit, #AutofreierSonntag und gezielte Mobilitäts-Entlastung, statt #Tankrabatt. Davon würden die Spritschlucker am meisten profitieren. Subventionen für das #Dienstwagenprivileg abschmelzen, ÖPNV ausbauen. #Autokorrektur jetzt!“ (jek)

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