Kurzarbeit, Homeoffice und Co.: Gewerkschaften in Hamburg: Das muss sich jetzt ändern
Die Corona-Pandemie hat weitreichende Folgen für die Hamburger Arbeitswelt: Geschäfte sind dicht, die Kurzarbeit steigt und immer mehr Arbeitnehmer wechseln ins Homeoffice – das macht den unterschiedlichsten Gewerkschaften Sorgen. Sie warnen vor einer „Entsolidarisierung“ und fordern eine funktionierende betriebliche Mitbestimmung.
„Die gesundheitlich notwendigen Corona-Maßnahmen trennen Kollegen und Kolleginnen voneinander. In den Produktionshallen muss Abstand gehalten werden, und die Kontakte müssen auch reduziert werden. Andere sehen sich im Homeoffice nur noch per Video“, sagte Hamburgs Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Katja Karger in einer gemeinsamen Pressekonferenz der DGB-Gewerkschaften. Sie appelliert an alle Betroffenen, gerade jetzt noch mehr zusammenzurücken. Denn die derzeitige Situation „darf nicht zu einer Entsolidarisierung führen“. Ein Schlüssel dazu sei eine funktionierende Mitbestimmung.
Hamburg: Homeoffice ersetzt nicht die Mitbestimmung
Berthold Bose, Landesbezirksleiter von ver.di Hamburg, machte zudem klar, dass Homeoffice und Co. nicht die Mitbestimmung im Betrieb zur Regelung der Arbeitsbedingungen ersetze. „Betriebsräte und Gewerkschaften sind bei der Gestaltung von digitaler Arbeit und alternativen Arbeitsorten einzubinden und angemessen zu beteiligen.“
Video: Gewerkschaften fordern Mindest-Kurzarbeitergeld
Auch die Sicherstellung der finanziellen Absicherung Beschäftigter ist ein Anliegen der Gewerkschaften. „Gerade im Einzelhandel sehen wir große Probleme. Dort sind viele Beschäftige bei Kurzarbeit null und sie kommen mit dem Geld nicht aus“, sagte Bose.
Ver.di in Hamburg: Zunehmende Spaltung in der Gesellschaft
Dadurch gebe es eine zunehmende Spaltung in der Gesellschaft. „Viele machen Schulden, um zu überleben.“ Hier brauche es einen sicheren Blick des Staates. „Diese Menschen brauchen Unterstützung“.
IG Metall: Neue Instrumente, um Beschäftigung zu sichern
Bei der Elektro- und Metallindustrie stellt sich die IG Metall aktuell vor allem die Frage, was passiert, wenn das Kurzarbeitergeld nicht mehr reicht. Ina Morgenroth, Geschäftsführerin IG Metall Region Hamburg, will daher neue Instrumente schaffen, um die Beschäftigung zu sichern. „Zum Beispiel durch Arbeitszeitverkürzung – eine Vier-Tage-Woche mit Teilentgeltausgleich könnte eine Option sein.“
Betriebe durch Klimawandel und Digitalisierung in Transformation
Ebenso seien Zukunftstarifverträge „eine gute Möglichkeit, innerbetrieblich eine breite Akzeptanz von Veränderungen herzustellen.“ Denn neben der Corona-Pandemie würden sich die Betriebe durch Digitalisierung und Klimawandel auch in einer Transformation befinden.
Weniger die Transformation, sondern vielmehr der aktuelle Stillstand in der Branche macht der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Sorgen.
NGG Hamburg: „Küchen sind kalt, Konten sind leer“
Dort seien „die Küchen kalt“ und die „Konten leer“, wie NGG-Geschäftsführerin Silke Kettner erklärt. Die Hilfsgelder würden bei den Beschäftigten nicht ankommen.
Im Gegensatz zur Gastro gebe es im Bausektor genug Arbeit, wie Matthias Maurer, Bezirksvorsitzender IG Bau Hamburg erklärt. Die Probleme liegen hier woanders: „Die Hygiene auf Baustellen war schon vor Corona immer ein Problem. Menschen aus ganz Europa kommen auf die Baustellen. Viele arbeiten zwar draußen, im Winter ist das jedoch anders. Deshalb ist die Hygiene unser zentrales Problem, das bei uns im Fokus steht.“
Das könnte Sie auch interessieren: Homeoffice-Wut in Hamburg
Kaum oder keine Corona bedingten Probleme bei der Beschäftigung meldeten neben der IGBau auch Vertreter der IG BCE (Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie) und der Eisenbahnergewerkschaft EVG. Dort sei laut der Vertreter weiterhin eine gute Arbeitsauslastung zu erkennen.