KZ-Prozess in Hamburg: „Man hatte mehr Respekt für Tiere als für uns“
Neustadt –
Grausame Erinnerungen plagen den ehemaligen KZ-Häftling Henri Zajdenwerger noch heute: Er hat Stutthof überlebt, die Narben sind geblieben. Am Mittwoch sagte der 92-Jährige aus Paris im Hamburger Prozess gegen den 93-jährigen ehemaligen Wachmann aus dem Lager Stutthof aus.
Nicht enden wollende Appelle zählen zu den schlimmsten Erinnerungen des ehemaligen KZ-Häftlings Henri Zajdenwerger an das Lager Stutthof bei Danzig. Stundenlang hätten die Gefangenen im Herbst und Winter 1944/45 neben den Baracken stehen müssen, berichtete der französische Zeuge am Mittwoch im Hamburger Prozess gegen einen früheren Wachmann.
Grausam: Der Mithäftling blieb zu Abschreckung am Galgen hängen
Einmal hätten die Gefangenen dabei einer Hinrichtung zusehen müssen. Der Mithäftling habe zur Abschreckung den ganzen Tag bis zum Abend am Galgen gehangen. Er habe auch gesehen, wie SS-Männer und Kapos Häftlinge schlugen. „Man hatte wahrscheinlich mehr Respekt für Tiere als für uns“, sagte der 92-jährige Jude aus Paris.
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Dem 93 Jahre alten Angeklagten wird Beihilfe zum Mord in 5230 Fällen vorgeworfen. Durch seinen Wachdienst von August 1944 bis April 1945 soll er „die heimtückische und grausame Tötung insbesondere jüdischer Häftlinge unterstützt“ haben. Zu seinen Aufgaben habe es gehört, die Flucht, Revolte und Befreiung von Gefangenen zu verhindern.
Angeklagter in Hamburg muss sich mit seinem eigenen Gewissen auseinandersetzen
Dem Angeklagten persönlich habe er nichts zu sagen, erklärte Zajdenwerger auf eine entsprechende Frage der Vorsitzenden Richterin und fügte hinzu. „Er müsste sich mit seinem eigenen Gewissen auseinandersetzen, ob das menschlich war oder nicht.“ (dpa/sr)