Ladensterben in Hamburgs Top-Lagen: Wird unsere Innenstadt zur Shopping-Wüste?
S.Oliver hat seinen Vorzeigeladen an der Spitalerstraße schon im Dezember geschlossen.
Foto: Quandt
Leere Auslagen, abgeklebte Schaufenster, Plakate für den Räumungsverkauf: In den vergangenen Wochen haben mehrere große Geschäfte in der Hamburger Innenstadt ihre Türen für immer geschlossen oder sind dabei, die Flächen zu räumen – darunter auch große Modeketten. Verödet die City immer mehr?
Die Modekette S.Oliver und der dänische Sportartikelhändler Stadium haben ihre Läden bereits dichtgemacht. Promod und Pimkie sind dabei, ihre Filialen zu schließen. Salamander räumt ebenfalls seine Fläche in der Europa-Passage. Benetton daneben zieht nur um – an einen anderen Standort in der Hamburger Innenstadt.
„Der stationäre Handel erfährt seit Jahren einen großen Wandel“, erklärt Brigitte Engler, Geschäftsführerin von City Management Hamburg. „Das liegt zum einen an alternativen Flächen aber natürlich auch am Online-Handel.“ Mit alternativen Flächen meint sie die Konkurrenz durch Einkaufszenten oder Outlets außerhalb der Innenstadt.
City-Managerin Engler: „Erlebnis-Einkauf ist viel wichtiger geworden“
Ein gemeinsames Muster kann Engler in den genannten Ladenschließungen aber nicht erkennen: „Manche ziehen innerhalb der City um, andere, wie zum Beispiel Stadium, verlassen den deutschen Markt ganz.“
Einen Trend hat sie jedoch beobachtet: „Der Erlebnis-Einkauf ist viel wichtiger als in der Vergangenheit. Wer heute in die City kommt, will Atmosphäre und eine hohe Verweilqualität – und dazu gehört ein großes Gastronomie-Angebot.“
Einzelhandel setzt auch in Hamburg auf Gastronomie in den Läden
Als Beispiel nennt sie das Modehaus Ladage & Oelke an den großen Bleichen. Hier gibt es ein Café, in dem die Kunden sich vom Shoppen erholen können. Auch Tommy Hilfiger an der Poststraße serviert den Kunden Erfrischungen.
Dass der Druck auf den Einzelhandel vor allem inhabergeführte Läden trifft, kann Engler nicht bestätigen. „Kleine Läden werden als Perlen besonders gesucht. Vor allem, wenn sie einen gewissen Retro-Charme haben, wie zum Beispiel Oschätzchen oder Ladage & Oelke.“
Neue Marken wie Anthropologie und Anine Bing kommen nach Hamburg
Ein weiterer Punkt ist die enge Verflechtung von stationärem und Online-Handel – und da sind kleiner Läden nicht zwangsläufig im Nachteil gegenüber den Riesen der Branche. „Das Hutgeschäft Falkenhagen zum Beispiel hat einen perfekten Online-Shop.“ Ein Trend, den die City-Managerin beobachtet: Kunden informieren sich vorab online oder bestellen dort vor, holen die Ware dann aber im Laden ab.
Dennoch gibt Engler zu, dass der Bedarf an Verkaufsflächen sinkt und die Mieten tendenziell nach unten gehen. Das hält aber einige große Marken nicht davon ab, in die Hamburger City zu kommen. Die US-Modemarke Anthropologie eröffnet demnächst einen Laden am Alten Wall. Und Anine Bing hat in den Stadthöfen eine Filiale aufgemacht. Gerüchten zufolge macht das japanische Modelabel Uniqlo im April eine Filiale am Alten Wall auf.