Läden weiter in der Corona-Krise: Folgt jetzt die große Rabatt-Schlacht?
Am Dienstag beschlossen Hamburg und Bremen als letzte Bundesländer, die 800-Quadratmeter-Begrenzung im Einzelhandel aufzuheben. Somit können alle Geschäfte wieder öffnen. Dennoch ist die Corona-Krise, selbst nach dem Ende des Lockdowns, für den Einzelhandel noch nicht vorbei. Die Kunden sind weiterhin vorsichtig und in den Läden stapelt sich die unverkaufte Ware. Folgt jetzt also die große Rabatt-Schlacht?
Mittlerweile haben alle Einkaufsläden in Hamburg wieder geöffnet. Der große Ansturm bleibt bisher aber aus. Obwohl es einen „Shopping-Nachhol-Bedarf“ geben sollte, ist die Kauflust der Kunden angesichts der Folgen der Corona-Pandemie gering. Das setzt die Läden unter enormen Druck. Hinzu kommt nämlich, dass sich in den Geschäften die Ware türmt, die durch die coronabedingten Ladenschließungen nicht verkauft werden konnte.
Hamburgs Läden in der Krise: Modebranche betroffen
„Die Verunsicherung der Kunden ist natürlich weiterhin vorhanden“, sagt Brigitte Nolte, Hamburger Geschäftsführerin des Handelsverbands Nord. „Es gibt immer noch Kontaktbeschränkungen sowie die Maskenpflicht und die Politik rät weiterhin, zu Hause zu bleiben. Hinzu kommen die existentiellen Fragen: Ist mein Job sicher? Wie verhält es sich mit Kurzarbeitergeld? Der Konsum wird da von den Menschen im Moment hinten angestellt“, erklärt Nolte. Möbelläden wie Ikea oder Elektro-Geschäfte wie Apple-Stores hätten weniger Probleme. Solche Anschaffungen seien länger geplant und besser überlegt, weswegen es hier einen Nachholbedarf gebe. Die Modebranche aber sei stark betroffen und müsse sich auf weitere Verluste einstellen.
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„Im Sommer könnte der Modehandel auf einem Berg von einer halben Milliarde unverkaufter Textilien sitzen“, warnte Axel Augustin, Sprecher des Handelsverbandes Textil (BTE) bereits am Dienstag. „Bei Mode und Bekleidung fehlt es auch ganz einfach an Kaufanlässen“, so der Branchenvertreter. Die Kleiderschränke der Deutschen seien voll, gekauft werde nur, wenn es einen besonderen Grund dafür gebe.
Anlässe wie Partys, Urlaube oder Hochzeiten würden im Moment aber nicht stattfinden. Für Geschäfte in den Innenstädten käme erschwerend hinzu, dass zurzeit auch die Spontan-Käufe der Touristen ausbleiben würden, erklärt Geschäftsführerin Nolte.
Modeläden in Hamburg: Folgt jetzt die Rabatt-Schlacht?
Wie gehen die Modegeschäfte in Hamburg jetzt aber mit der neuen Situation um? „Die Gefahr einer Rabatt-Schlacht unter den Läden ist jetzt natürlich groß“, sagt Brigitte Nolte. Die Ware sei ja bereits in den Läden und die Nachfrage gering. „Noch können wir für Hamburg nicht von einer solchen Situation sprechen und wir als Handelsverband hoffen auch, dass es nicht dazu kommt“, so die Geschäftsführerin. Der Schaden, der dabei für die gesamte Branche auch im Hinblick auf die Preisentwicklung der nächsten Jahre entstehen könnte, sei zu hoch.
Doch wenn man durch Hamburg und durchs Internet streift, ist der Eindruck ein anderer. Viele Geschäfte haben sich bereits positioniert und große Sale-Aktionen gestartet. Das Alsterhaus beispielsweise bietet bis zum 30. Mai einen Vorteil von 20 Prozent auf ausgewählte Marken und Levis reagiert mit einem Wiedereröffnungs-Angebot von 30 Prozent auf das zweite Teil. Snipes verspricht sogar Sale-Aktionen bis zu 70 Prozent, ebenso C&A, das seine Kunden unter dem Motto „Welcome back!“ zurück empfängt und mit bis zu 70 Prozent Rabatt in allen Filialen bis Ende Juni lockt.
Modeläden in der Krise: Wenig Hoffnung auf Weihnachtsgeschäft
Dass mit dem Vorweihnachtsgeschäft wieder Normalität einkehren könnte, hält Brigitte Nolte ebenfalls für unwahrscheinlich: „Wenn man sich die Bilder der letzten Jahre anschaut, mit dem Gedränge und den Menschenmassen vor Weihnachten, dann wird es das dieses Jahr nicht geben.“ Die Geschäfte müssen sich also auf weitere schwere Monate vorbereiten. Eine Rabatt-Schlacht helfe laut Handelsverband allerdings nicht aus der Krise.