Leerstand in bester Lage: Die miese Masche mit Hamburgs Obdachlosen
Winterhude –
Sie sind ein Altbau-Traum in Winterhude. Und dennoch sind die Gründerzeit-Bauten in der Sierichstraße 156-162 bald Geisterhäuser – kaum ein Drittel der prachtvollen Wohnungen ist noch bewohnt. Dahinter steckt die Eigentümer-Firma HRP Hamburg Residential, die Hunderte Wohnungen besitzt und wegen der Leerstände massiv Ärger hat. Jetzt machte HRP „Hinz&Kunzt“ das unmoralische Angebot, dort befristet Obdachlose unterzubringen.
„Wir sollten als Feigenblatt missbraucht werden“, so Hinz&Kunzt-Geschäftsführer Jörg Sturm zur MOPO. Er hat das Angebot abgelehnt. Dabei klang es eigentlich attraktiv. Für sechs bis neun Monate könnten Obdachlose zunächst in 10-20 Wohnungen in der Jarrestadt einziehen. Die Monatsmiete würde nur 100 Euro pro Wohnung betragen.
Dubiose Firma hat Ärger wegen Leerstände in Hamburg
Wenn da nicht der dubiose Absender des Angebots wäre. HRP Residential hatte seinen Sitz einmal an der Ericusspitze in der HafenCity, firmiert aber nun unter einer Adresse in Luxemburg. Mehr als 300 Wohnungen besitzt HRP in Hamburg angeblich, davon sollen 100 leer stehen!
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Schon seit Jahren wird das Unternehmen mit massiven Wohnungsleerständen unter anderem an Eppendorfer Landstraße oder eben der Sierichstraße in Verbindung gebracht. Das Bezirksamt Nord hat bereits teils sechsstellige Bußgelder verhängt. Doch HRP macht offenbar immer weiter, legt Widerspruch ein und spielt auf Zeit. Vor betroffenen Häusern hat es bereits Protest-Aktionen gegeben.
HRP Residential: Miese Masche mit Obdachlosen
Unter diesem Aspekt scheint die Taktik von HRP klar: Durch Einquartierung von Obdachlosen wollte man sich offenbar erstmal Luft verschaffen. Wenn die Wohnungslosen nach Ablauf der befristeten Mietverträge wieder raus müssen, ergeben sich neue Fristen für eine Vermietung. Das Ziel dürfte Profit-Maximierung sein. Eine leere Wohnung bringt auf dem Immobilienmarkt deutlich mehr als eine vermietete. Außerdem steigen die Preise für Objekte in beliebten Stadtteilen wie Eppendorf oder Winterhude kontinuierlich.
Häuser in Sierichstraße: 7000 bis 8000 Euro pro Quadratmeter
Zurück zur Häuserzeile an der Sierichstraße: Sie ist für Immobilienmakler ein echter Leckerbissen. Aktuell sind bei einem Verkauf locker 7000 bis 8000 Euro pro Quadratmeter zu erzielen. Aber eben nur für eine unvermietete Wohnung.
Bewohner schildern der MOPO, dass es mit dem Leerstand etwa vor drei Jahren angefangen habe. Druck wurde nicht ausgeübt und immer wenn jemand auszog, wurde einfach nicht wieder vermietet. Laut Hinz&Kunzt seien möglicherweise auch „Ablösebeträge“ an Mieter gezahlt worden, damit die ausziehen.
Die MOPO hätte mit HRP Residential gern über die Leerstände gesprochen. Doch eine Anfrage blieb unbeantwortet.