• Ein Selbstporträt der Autorin und Illustratorin der Texte für Leichte Sprache auf der hamburg.de Seite.
  • Foto: Kirsten Scholz

„Leichte Sprache“: Was steckt eigentlich hinter diesem Hinweis auf hamburg.de?

Auf der hamburg.de-Seite gibt es seit kurzem den Button „Leichte Sprache“. Ein Klick, und es erscheint ein Text in großen Buchstaben, weit auseinander geschrieben mit Bildern und Zwischenüberschriften. Für wen sind diese Texte und warum sind sie so wichtig? Die MOPO hat mit der Autorin Kirsten Scholz gesprochen. 

Das Erstellen von Texten in Leichter Sprache ist mittlerweile ein eigenes Berufsfeld. Seit 2011 gibt es Anforderungen an Bundes- und deren nachgeordneten Behörden, barrierefreie Texte einzuführen. Also Texte, die auch von Menschen mit Einschränkungen gelesen und verstanden werden können.

Kirsten Scholz ist Autorin und Illustratorin für Texte in Leichter Sprache

„Das ist kein geschützter Begriff. Jeder kann sagen, dass er Leichte Sprache macht“, sagt Kirsten Scholz. Sie arbeitet in einer Agentur in Köln und ist verantwortlich für die Texte in Leichter Sprache unter anderem auf der hamburg.de-Seite. Sie selbst ist auf Umwegen in den Beruf gerutscht. Von Bankkauffrau, Architektin über ihre Leidenschaft zum Zeichnen zur Autorin und Illustratorin der Texte in Leichter Sprache.

Kirsten Scholz arbeitet in einer Kölner Agentur und überträgt Informationstexte auf der hamburg.de Seite in leichte Sprache.

Kirsten Scholz arbeitet in einer Kölner Agentur und überträgt Informationstexte auf der hamburg.de-Seite in Leichte Sprache.

Foto:

privates Foto

Scholz definiert klar, für wen diese Texte gedacht sind: „Leichte Sprache ist ein Hilfsmittel für Menschen mit geistigen Behinderungen.“ Man könne sich das wie eine Rampe für Rollstuhlfahrer vorstellen: „Die Menschen sollen das Hindernis selbstständig überwinden“, sagt Scholz. In diesem Fall wird mit der Sprache eine Brücke gebaut.

Mit Texten in Leichter Sprache sollen Menschen aber nicht lesen lernen

Diese Texte seien allerdings nicht dafür gedacht, dass Menschen lesen lernen. „Natürlich profitieren aber viele Menschen von der Leichten Sprache, zum Beispiel Demenzkranke“, sagt Scholz. Menschen, die seit der Schulzeit kein Buch mehr in der Hand hatten, sind eigentlich nicht die Zielgruppe. Denn nur durch das reine Lesen der leichten Sprache lernen sie es nicht richtig.

Kirsten Scholz hat über die MOPO einen kurzen Beispieltext in leichter Sprache verfasst.

Kirsten Scholz hat über die MOPO einen kurzen Beispieltext in Leichter Sprache verfasst.

Foto:

Kirsten Scholz

Fakten werden komprimiert und einfach zusammengefasst. Kirsten Scholz hat als Beispiel einen kleinen Text über die MOPO in Leichter Sprache geschrieben (siehe Foto). Die Schriftgröße ist größer als normal, die Abstände zwischen den Sätzen weiter und Zwischenüberschriften zeigen an, was im nächsten Absatz passiert.

Wörter werden mit Bindestrichen getrennt, Fremdwörter eingeführt

Das Subjekt wird immer wieder genannt. Bindestriche trennen lange Wörter: „Aber nur, wenn auch beide einzelnen Wörter alleine einen Sinn ergeben“, sagt Scholz. Fremdwörter werden zwar gemieden, einige aber eingebaut, damit Menschen mit Behinderungen diese kennenlernen.

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Statt eines Kommas verwendet Kirsten Scholz gerne einen Doppelpunkt: „Beides ist nach den Regeln möglich. Die Verwendung des Doppelpunkts ist eine Entscheidung, die wir am Anfang so getroffen haben. Wichtig ist: Die Satzstruktur muss so einfach wie möglich sein. Also egal ob Doppelpunkt oder Komma – so wenig wie möglich.“ Wichtige Informationen werden gefettet und auch die Bilder sind nicht nur dekorativ: „Sie strukturieren den Text mit“, erklärt Scholz.

Leichte Sprache ist ein Hilfsmittel im Alltag von Menschen mit Behinderungen

Das Thema Leichte Sprache gerät allerdings auch immer wieder in die Kritik: „Wir wurden schon häufig angegriffen als Verhunzer der Deutschen Sprache“, sagt Scholz. Die Deutsche Sprache müsse geschützt werden. „Hier geht es aber nicht um die Liebe zur Sprache, sondern um ein Hilfsmittel im Alltag.“

Leichte Sprache sei nichts anderes als ein guter journalistischer Text, nach bestimmten Regeln. Ein strukturierter Aufbau, Absätze und eine verständliche Sprache schaden schließlich keinem Text. Hamburg war eine der ersten städtischen Internetseiten, die einen Text zum Coronavirus in Leichte Sprache übertragen ließen.

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Allgemein sei Hamburg sehr engagiert, was die barrierefreien Texte angeht, der Auftrag sei auch noch nicht abgeschlossen, sagt Scholz. Demnächst wird es also  mehr von Kirsten Scholz zu lesen geben. Die Seiten auf hamburg.de werden weiter ausgebaut, so dass auch Menschen mit Behinderungen über die aktuellen Geschehnisse der Stadt informiert sind.

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