Leitende Angestellte bevorzugt?: Wegen Corona-Bonus: Hafenarbeiter der HHLA auf Zinne
Es gibt ordentlich Zoff beim Hamburger Hafenbetreiber HHLA. Neben dem Streik der Hafenarbeiter über eine Tarifangleichung gibt es nun neuen Zündstoff rund um einen Corona-Bonus, der an leitende Angestellte ausgezahlt wurde. Die Gewerkschaft Verdi spricht von einem Verstoß gegen Moral und Anstand.
Vor wenigen Tagen machte ein Gerücht am Burkhardkai die Runde. Demnach sollen Geschäftsführer und leitende Angestellte einen Corona-Bonus von 1500 Euro eingestrichen haben. Für die „normalen“ Arbeiter gab es nur einen Bonus von 240 Euro – das sorgt nun für Unverständnis.
Hamburg: „Kollegen an den Docks zutiefst betroffen“
„Die Kollegen an den Docks sind zutiefst betroffen über die maximal Gier der Geschäftsführer und leitenden Angestellten des HHLA Konzerns. Sich klammheimlich 1500 Euro in die Tasche zu stecken, verstößt gegen jegliche hanseatische Moral“, erklärt Verdi in einem Schreiben.
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Dieses Verhalten in den oberen Etagen verletze jegliche Verantwortung gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Kunden und Eigentümern und gefährde womöglich sogar Arbeitsplätze im Hamburger Hafen.
Hamburg: HHLA-Sprecher bestätigt 1500-Euro-Bonus
Das Gerücht ist jedoch kein Gerücht mehr. Wie ein HHLA-Sprecher gegenüber NDR 90,3 bestätigte, erhielten tatsächlich rund 40 Beschäftigte im Unternehmen die Einmalzahlung von 1500 Euro.
Im Gegenzug hätten diese jedoch keine Gehaltserhöhung erhalten – anders als die übrigen Mitarbeiter. Die erhielten ein Plus von einem Prozent– darauf hätten sich HHLA und Verdi im vergangenen Jahr auf Grund der Corona-Pandemie geeinigt.
Video: HHLA-Umsätze steigen wieder
Gegenüber dem NDR berichtete Vorstandschefin Angela Titzrath, dass das Unternehmen jedoch weiterhin schwarze Zahlen schreibe – der Unmut der Mitarbeiter, die sich täglich unter anderem der Corona-Gefahr aussetzen, ist daher nicht unbegründet.
HHLA in Hamburg: Neuer Warnstreik im Hafen
Neben dem Zoff um die Bonuszahlungen hat fast zeitgleich ein neuer Warnstreik im Hamburger Hafen begonnen. Dort sind laut einer Pressemitteilung Handwerker und Servicekräfte von Tochterunternehmen der HHLA in einen neuen, knapp dreitätigen Streik getreten. Sie fordern zusammen mit der Gewerkschaft Verdi unter anderem die gleiche Regelung bei den Tarifen wie im Mutterkonzern.
Das sagt der HHLA-Vorstand zum erneuten Warnstreik
Zu dem Streik hat sich nun auch der Vorstand der HHLA geäußert, der die Forderungen von Verdi für und den damit verbundenen Warnstreik für unverhältnismäßig und unverantwortlich hält. Demnach würden die Forderungen, zu „unverhältnismäßigen Kostensteigerungen führen und damit die Wettbewerbsfähigket des Unternehmens sowie des Hamburger Hafens angesichts verändernder Rahmenbedingungen gefährden“.
Verdi verlangt laut Vorstand eine grundlegende Änderung der Regelarbeitszeit von Montag bis Sonntag hin zu einem Modell mit freiwilliger Wochenendarbeit.
Hamburg: Modell „für die HHLA nicht akzeptabel“
„Dies ist in dieser Form für die HHLA nicht akzeptabel“, erklärt der Vorstand. Der HHLA-Arbeitsdirektor Torben Seebold appelliert in dem Schreiben an die Arbeitnehmervertretung, einer Schlichtung zuzustimmen. Auch, weil laut HHLA-Vorstand „bei 14 von 20 Punkten bereits eine Einigung zwischen den Verhandlungspartnern erzielt werden konnte.“ (maw)