„Letzte Generation“: Wie viel Radikalität braucht es, Herr Senator?
„Wir rasen in einen Klimakollaps“, sagt Lea-Maria Rhein von der „Letzten Generation“ am Mittwoch im N-Klub. Zuletzt hatten die Aktivisten mit ihren Farbattacken auf eine Luxus-Yacht in Neustadt für Aufsehen gesorgt. Aber wie radikal muss Klima-Aktivismus sein? Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) äußert am Abend Bedenken und plädiert für einen anderen Ansatz.
„Wir rasen in einen Klimakollaps hinein und dennoch verschließen sich Politiker*innen weiterhin vor den Fakten, sie belügen uns täglich“, sagt Rhein beim Nachhaltigkeitsevent N-Klub (mitpräsentiert von der MOPO) auf der Bühne des Kulturhaus Eidelstedt. Die Klimapolitik sei „völlig ungenügend und sozial ungerecht“.
Dressel: „Ziel mit demokratischen Mitteln erreichen“
„Ich bin gemeinsam mit der „Letzten Generation“ der Feueralarm, denn unser Haus brennt. Wir müssen daher so laut wie möglich sein und den Alltag unterbrechen, um nicht länger ignorierbar zu sein“, sagt Rhein. Sie kündigt an, sich weiterhin mit allen „friedlichen und gewaltfreien Mitteln“ auf die Straße zu setzen.
Starke Aussagen, über den N-Klub-Gründer Lars Meier im Anschluss auch mit seinem Interview-Gast, Finanzsenator Andreas Dressel, spricht. Gegen Radikalität in Sachen Klimaschutz habe er persönlich „nichts einzuwenden“, sagt Dressel. Allerdings gehe das nur demokratisch. „Wir müssen das Ziel mit demokratischen Mitteln erreichen und es nützt nichts, wenn wir jetzt Demokratie gegen Klimaschutz ausspielen“, so Dressel. „Eine andere Form von Willensbildung in unserem Land wünschen wir uns glaube ich auch nicht.“
Dressel im N-Klub: Ampel hatte „nicht beste Performance”
„Völlig richtig“, sagt Meier. Und hakt nach:„Aber sollten in einer Stadt, die eine der reichsten Städte Europas ist, nicht auch die Bürgerinnen- und Bürgervertreter noch radikaler sein?“ Entscheidend sei, aus der „verhärteten Diskussion“ der letzten Monate herauszukommen, antwortet Dressel.
„Wie schwierig das ist, haben wir jetzt beim Heizungsgesetz gesehen“, sagt er. Die Ampel-Koalition habe „nicht die beste Performance hingelegt“, aber es sei auch ein mediales Trommelfeuer entstanden. „Die Frage ist: Wie viel muss über Verbote geregelt werden und wie viel über Preisbildung?”, so Dressel. Als Beispiel nennt er die CO2-Steuer. So könne der Konsument ohne Verbote auf die richtige Fährte gebracht werden.
Haspa-Nachhaltigkeitspreis an Hamburger verliehen
Neben den Auftritten von Rhein und Dressel, stellten sich am Mittwoch auch nachhaltige und soziale Projekte vor. So wie „FairerSchulkiosk“, ein Projekt, dass fair gehandelte Produkte an Hamburgs Schulkioske bringen will, oder „Welcoming Out“, die dafür sorgen wollen, dass sich LGBTIQ+ Personen ohne Bedenken outen können und „Auction for Climate Action“, die Kunst für Klimaschutzzwecke versteigern.
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Außerdem wurde zum ersten Mal der mit 2500 Euro dotierte Haspa-Nachhaltigkeitspreis verliehen. Das Projekt „Clean Up Your Alster e.V.“ überzeugte. Es veranstaltet unter anderem Events, bei denen die Teilnehmer Hamburgs Natur aufräumen.