Beleuchtete Drohnen fliegen über der Elbe vor der Elbphilharmonie im Rahmen der Eröffnung des Musikfests Hamburg.
  • Hunderte Drohnen sorgten am Donnerstagabend für eine spektakuläre Lichtshow an der Elbphilharmonie.
  • Foto: dpa

Lichtshow an der Elphi abgesagt: Gab es gar keinen Drohnen-Angriff?

Für viele Hamburger war es eine große Enttäuschung: Nach der Premiere am vergangenen Donnerstag mussten die weiteren geplanten Drohnenshows eines niederländischen Künstlerpaares an der Elbphilharmonie kurzfristig abgesagt werden. Angeblich wurde die spektakuläre Lichtshow durch fremde Hochsicherheitsdrohnen massiv gestört. Doch jetzt werden Zweifel an dieser offiziellen Begründung laut.

Choreografiert zu den Klängen des Klavierkonzertes von Thomas Adès schwebten am vergangenen Donnerstagabend anlässlich des „Internationalen Musikfests Hamburg“ hunderte beleuchtete Drohnen vor der Elbphilharmonie. Die Show des niederländischen Künstler-Duos „The Drift“ kam nicht nur vor Ort, sondern auch in den sozialen Medien gut an.

Viele Hamburger hatten sich auf die geplanten Wiederholungen an den drei folgenden Tagen gefreut. Doch daraus wurde nichts: Angeblich wurde die Premiere durch fremde Drohnen so massiv gestört, dass die Folgeveranstaltungen abgebrochen werden mussten. „Es gab mehrere Kollisionen, wodurch zahlreiche Drohnen zerstört wurden“, heißt es in der offiziellen Begründung.

Lichtshow an der Elbphilharmonie abgesagt: Gab es gar keinen Drohnen-Angriff?

Doch nun mehren sich Zweifel. „Man sieht hier sehr gut, wie sehr viele Drohnen, die zu der Aufführung gehören, nicht genau in Formation fliegen und Abstände untereinander nicht genau gleichmäßig sind“, kommentiert jemand eine von der Elbphilharmonie veröffentlichte Filmaufnahme der Show. „An einer Stelle sieht man auch, wie rechts im Bild einige beleuchtete Drohnen von der Formation ausfallen und weitere Drohnen auf ihrem Weg nach unten abräumen.“ Weitere Kommentare sprechen von Versagen der Organisatoren und schlechter Planung.

Gegenüber dem NDR äußerten sich mehrere Augenzeugen, die auf der Elbe die Show überwachen sollten. Auch sie konnten keinen Angriff fremder Drohnen beobachten. „Sie sahen aber, dass mehrere Leucht-Drohnen der Installation zusammenstießen und in die Elbe stürzten“, schreibt der NDR. 

Auch die Polizei hat bislang keine Beweise dafür, dass fremde Flugkörper die Vorführung tatsächlich gestört haben. Aber: Die Beamten bestätigten dem Sender, dass die Veranstalter:innen Anzeige erstattet haben, weil eine Hochgeschwindigkeitsdrohne in die Lichtshow geflogen sein soll.

Die Stadt zahlte offenbar mehr als eine Viertelmillion Euro für die Show

Was sagen die Behörden zu dem Fall? Die MOPO fragte bei der Hamburger Wirtschaftsbehörde nach. Die teilte mit, die Genehmigung für die Drohnenshow sei von der niedersächsischen Luftfahrtbehörde erteilt worden, weil der Betreiber der Drohnen in dem Bundesland ansässig ist.

Aufgrund der Vorkommnisse und weil das „bisherige Sicherheitskonzept des Betreibers die Auswirkungen mutwilliger Kollisionen zwischen Drohnen nicht abgebildet“ habe, hätten die Niedersachsen die Erlaubnis am vergangenen Freitag zurückgenommen. Eine Gefährdung von Mitarbeitern oder Zuschauern konnte nicht ausgeschlossen werden. Die Vorwürfe bezüglich schlechter Planung oder technischer Probleme könne und wolle man nicht beurteilen, so die Wirtschaftsbehörde.

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Eine Sprecherin des Künstler-Duos bestreitet technische Probleme oder eine schlechte Organisation gegenüber dem NDR. Sie betonte noch einmal, Ursache für die Absage seien die Drohnenangriffe und die daraus resultierende Absage der Luftfahrtbehörde gewesen. So etwas habe man bisher in keiner Stadt erlebt und sei darüber untröstlich. Auf MOPO-Nachfrage wollte sich die Firma nicht äußern.

Das Ganze ist aber nicht nur schade für die Hamburger Zuschauer, sondern auch nicht gerade billig: Insgesamt hat die Show laut NDR 800.000 Euro gekostet, davon wurden 500.000 Euro durch Spenden finanziert, den Rest zahlte demnach die Stadt.

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