Westfield eröffnet: Riesen-Andrang – trotz Kabel-Chic und Möbelhaus-Stimmung
Endlich ist es so weit: Mit einem Jahr Verzögerung eröffnet die Mega-Mall Westfield in der HafenCity. Die Investoren locken mit Kino, Gastro und Shopping auf gigantischen 100.000 Quadratmetern! Doch der Bau des Konsum-Kolosses wurde von Pannen und Skandalen überschattet – mehrere Arbeiter starben, die Baukosten explodierten. Die MOPO war bei der großen Eröffnung am Dienstag dabei:
Brauchen wir wirklich noch ein Einkaufszentrum? Und dazu noch eines in dieser gigantischen Dimension? Die Frage ist irgendwie Makulatur, denn Westfield hat – mit einiger Verspätung und nach diversen Pannen und einem schrecklichen Unfall – Tatsachen geschaffen: Dafür, dass die Mega-Mall angeblich in einer Liga mit London und Barcelona spielt, erinnerte die Atmosphäre beim Grand Opening doch arg an eine Möbelhaus-Eröffnung – nur eben in XXL. Lesen Sie hier, wie’s war:
Westfield eröffnet: So war’s am Dienstag
17.18 Uhr: Pauline und Furkan Aydin betreiben die „Flowerbar“ im unteren Geschoss. Konzept: Patisserie und Blume. Das junge Unternehmerpaar hatte seine erste Blumenbar am Schulterblatt zu November 2023 gekündigt, weil: Im Oktober 2023 sollten ja das Westfield eröffnen.

War dann nix, wurde immer wieder verschoben und zeitweise hatten die beiden gar keine Räume. Aber jetzt rennen die Leute ihnen die Bude ein, bewundern die Sträuße und stehen Schlange für die Kuchen. „So einen Andrang hätten wir nie erwartet“, sagt Pauline Aydin: „So kann es weitergehen.“
16.32 Uhr: Was dem MOPO-Fotografen sofort auffällt: Stolperfallen! Der Boden ist im Außenbereich an vielen Stellen uneben, gebrochen und schlecht verfugt.

16.13 Uhr: Die Absperrung ist geöffnet – jetzt brechen alle Dämme: Die Massen strömen aufs Gelände und stürmen Hamburgs neuen Konsum-Koloss.

16.06 Uhr: Ganz knapp hat es Jasmin Wagner noch zur Eröffnung des Sports Club HafenCity um 16 Uhr geschafft. Der Ersatz-Stargast, eingesprungen für die erkrankte Evelyn Burdecki, stand bis kurz vor 16 Uhr wie viele Hundert andere Besucher an der Absperrung und kam nicht rein, wurde dann aber noch kurz vor dem großen Ansturm reingelassen.

15.58 Uhr: Kabel-Chic im Edel-Kaufhaus: Die Decke in der Parfümerieabteilung von Breuninger sieht aus wie „das muss noch fertig werden“ – das soll aber so. Immerhin legt Breuninger rechtzeitig zur Eröffnung des Einkaufszentrums los – einige andere Shops im Westfield sind noch dicht und sollen „bald“ eröffnet werden.

15.43 Uhr: In knapp 20 Minuten können alle Hamburger das Westfield in der HafenCity erkunden. Hunderte Schaulustige warten schon vor der Absperrung auf die Eröffnung.

15.11 Uhr: „Das Westfield Überseequartier spielt in einer Liga mit Westfield London und Barcelona“, ist sich Tschentscher sicher. Das hört der Betreiber sicher gern. Nun geht es an die offizielle Eröffnung: Statt einer roten Kordel wird ein rotes Tau zerschnitten! So maritim! Gänsehaut!

14.59 Uhr: Nun ist Bürgermeister Tschentscher an der Reihe: „Unglück mahnt uns: Regeln der Arbeitssicherheit müssen immer höchste Priorität haben“, sagt der Sozialdemokrat. Das gibt Applaus von der Gästeschar. Dabei hatte sich das rot-grün geführte Hamburg mit Kontrollen ja sehr zurückgehalten …

14.56 Uhr: Vor dem Bürgermeister sprechen Jean Marie Tritant, Chef des Westfield-Betreibers Unibail-Rodamco-Westfield, und Theda J. Mustroph, die General-Managerin des Westfield-Centers. „Wir werden die fünf Arbeiter nie vergessen, die hier ihr Leben ließen“, sagt Tritant. Am Vormittag, bevor die VIPs eintrafen, wurde eine Gedenkplakette enthüllt.
14.45 Uhr: Die armen Streicher des Orchesters: Die Meute kehrt ihnen den Rücken zu, weil Bürgermeister Tschentscher gerade eingetroffen ist. Ansonsten lautes Gemurmel. Die sind bestimmt mehr Aufmerksamkeit gewohnt…

14.39 Uhr: Die Atmosphäre erinnert an eine Möbelhaus-Eröffnung in der XXL-Version. Derzeit warten alle auf den Bürgermeister. Aber erstmal kommen Musiker vom Elphi-Orchester – und Catering von der Alten Liebe: Brötchen mit Schinken und Matjes.
14.32 Uhr: Auch Christina Block (l.) von der Eugen Block Holding („Block House“) und Wempe-Geschäftsführerin Kim-Eva Wempe sind bei der Westfield-Eröffnung dabei. Im Luxustempel sind aber nicht nur Edel-Marken zu Hause: Mit Fast-Fashion von Zara, Mango und H&M gibt’s hier auch was fürs Taschengeld.

14.09 Uhr: Alle Zugänge zum Überseeplatz sind abgesperrt. Bis 16 Uhr kommen nur geladene Gäste mit VIP-Ticket rein. Das erste, was die Eröffnungs-Gäste am Ausgang der U4 empfängt, ist eine Protestaktion der IG Bau. die Gewerkschaft erinnert an die Arbeiter, die beim Bau des Westfield tödlich verunglückten.

13.34 Uhr: Wenn heute um 16 Uhr im Westfield der Sports Club HafenCity eröffnet wird, kann ein Gast nicht dabei sein: Reality-Sternchen Evelyn Burdecki ist erkrankt, wie die PR-Agentur Petersen Relations bekannt gibt. Für die Dschungel-Königin von 2019 springt Sängerin Jasmin Wagner ein. Alle weiteren Gäste, unter anderem Moderator Hinnerk Baumgarten, seien bisher bestätigt.
So soll die Westfield-Eröffnung ablaufen
8. April, 13 Uhr: Start der „Housewarming-Party“ ist am frühen Nachmittag. Von 16 bis 22 Uhr gibt es ein Programm mit Musik-Acts, Künstler-Performances und eine Tanzparty. Dazu haben die Läden im Quartier Aktivitäten geplant. In der Woche nach dem Opening-Tag, also vom 9. bis 12. April, wird jeden Tag ein anderer Bereich des Quartiers mit Aktionen vorgestellt.
Fluch oder Segen? Was Sie im Kauf-Koloss erwartet
– Auf 100.000 Quadratmetern Fläche und 14 Gebäuden verteilen sich 130 Geschäfte und 40 Restaurants. Hotels, Kinos und ein Kreuzfahrtterminal sind integriert. Die Mega-Mall wird zum größten Einkaufszentrum Norddeutschlands und zum viertgrößten der Bundesrepublik. Was Sie im neuen Westfield-Einkaufszentrum erwartet, lesen Sie hier.
Aber ob das Westfield-Überseequartier wirklich ein Segen für Hamburg ist oder ein Fluch, darüber streiten sich die Geister. Die MOPO hat Experten-Stimmen zum Westfield-Quartier gesammelt.
Protest bei Westfield-Eröffnung nach tödlichen Unfällen
– Während drinnen gefeiert wird, wollen draußen mehr als 100 Bauarbeiter an die sechs verstorbenen Kollegen erinnern. Die Gewerkschaft IG BAU Hamburg organisiert die Mahnwache und will damit auf die Arbeitsbedingungen beim Bau des Westfield-Centers aufmerksam machen. Motto der Aktion: „Ihre Mall – Unser Grab.“

– Bei dem tragischen Unfall auf der Baustelle des Westfield-Einkaufszentrums kamen im Oktober 2023 fünf Bauarbeiter ums Leben, als ein Baugerüst acht Stockwerke tief in einen Fahrstuhlschacht stürzte. Laut Recherchen des „Spiegel“ waren die Verunglückten nicht offiziell angemeldet und arbeiteten ohne gültige Papiere. Einige von ihnen sollen mit falschen Identitäten registriert worden sein. Der Investor Unibail-Rodamco-Westfield wies damals jegliche Verantwortung von sich. Bereits im Januar 2022 ereignete sich auf der Baustelle im Überseequartier der erste tödliche Unfall: Ein Arbeiter stürzte mehrere Meter von einer Plattform in die Tiefe und verstarb noch am Unfallort.
Rita Ora verspricht unvergesslichen Frühsommerabend
– Ein ursprünglich eingeplanter Superstar aber fehlt auf der Einweihungsparty. Die britische Sängerin und Schauspielerin Rita Ora kommt zu einem Konzert in die Hamburger HafenCity. Sie wird allerdings erst am 21. Juni an der Uferpromenade des neuen Quartiers direkt an der Elbe ihre lang erwartete Live-Performance geben. Eigentlich sollte sie bereits Ende April 2024 zur ursprünglich geplanten Eröffnung des Einkaufszentrums auftreten.

Neues Quartier in der HafenCity: Das ist geplant
– Das Überseequartier liegt im Stadtteil HafenCity. Es gibt auch ein nördliches Überseequartier, das ein Investorenkonsortium 2019 fertigstellte. 2017 begann der Bau des südlichen Quartiers; ursprünglich sollte das Areal 2021 errichtet sein. Im südlichen Quartier entstehen laut dem Immobilienunternehmen Unibail-Rodamco-Westfield (URW) außer dem Einkaufszentrum rund 580 Wohnungen, Büros mit ungefähr 4000 Arbeitsplätzen, drei Hotels und ein Kreuzfahrtterminal mit unterirdischem Bahnhof. Es handelt sich um 14 Gebäude. Die Gesamtkosten beziffert URW auf 2,26 Milliarden Euro. Weitere Bereiche des Quartiers würden dieses Jahr phasenweise vorgestellt.
Westfield-Eröffnung mehrfach verschoben
– Die für den 25. April 2024 geplante Eröffnung des Einkaufszentrums im Hamburger Überseequartier wurde wegen eines Wasserschadens zunächst um vier Monate verschoben. Im Herbst sollte es losgehen – doch dann war auch das passé. Eine weitere Verzögerung bis Frühjahr 2025 schaffe zusätzliche Zeit für den Abschluss der Inbetriebnahmephase des Projekts, sagte das Immobilienunternehmen URW damals. Dies betreffe hauptsächlich Aspekte der Gebäudetechnik wie Brandschutz- und sicherheitstechnische Anlagen. Zuletzt hatte URW mitgeteilt, die Mall bis Ende März der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Am 8. April ist es nun endlich so weit. Die Flächen seien zu 94 Prozent vermietet, hieß es.
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