LPT-Labor in Hamburg : Urteil: Darum darf das Skandal-Unternehmen wieder öffnen
Neugraben –
Das Skandal-Labor LPT in Neugraben darf unter Auflagen wieder öffnen. Die Behörde für Justiz und Verbraucherschutz beruft sich auf ein Urteil des Oberverwaltungsgerichtes, Tierschützer sind entsetzt. Die Bilder von gequälten Affen und Hunden in dem LPT-Standort Mienenbüttel waren im vergangenen Jahr um die Welt gegangen.
Das Oberverwaltungsgericht OVG hat zu Gunsten von LPT entschieden, zumindest vorläufig, bis die Klärung der Vorwürfe juristisch abgeschlossen ist, was Jahre dauern kann.
Bis zum Abschluss des Verfahrens sei es aber unverhältnismäßig, dem Unternehmen den Betrieb komplett zu untersagen, denn es bestehe keine Wiederholungsgefahr. So sehen es zumindest die Richter und berufen sich darauf, dass LPT einen neuen Geschäftsführer eingestellt und weitere wichtige Positionen neu besetzt hat. Außerdem stehe das Unternehmen jetzt unter einem höheren Kontrolldruck.
LPT-Skandallabor: Das sagt die Behörde
Mayke Frantzen, Sprecherin der Behörde für Justiz und Verbraucherschutz, bestätigt auf MOPO-Nachfrage: „Wir planen in den kommenden drei Jahren rund 20 Kontrollen zu verschiedenen Bereichen.“ Gegen die Entscheidung des OVG habe die Stadt keine Handhaben gehabt, hat dem Unternehmen aber Auflagen erteilt.
Tierversuche in Hamburg: Das sind die Auflagen für LPT
„Die Auflagen betreffen vor allem Informationen zu personellen Veränderungen und die Sachkunde des Personals sowie die genaue und überprüfbare Dokumentation zum Wohlergehen der Tiere“, so die Behördensprecherin. „Die behördlichen Kontrollen des Unternehmens LPT am Standort Hamburg werden dann nochmals verstärkt.“
Hamburg: Tierschützer kritisieren LPT-Neustart
Tierschützer reagieren entsetzt. „Dass sich Hamburg von billigen Personalrochaden des LPT offenbar beschwichtigen lässt und nicht einmal die Strafverfahren, insbesondere wegen über ein Jahrzehnt lang, mutmaßlich gefälschten Tierversuchsstudien abwartet, ist ein Skandal“, erklärte Friedrich Mülln von der Soko Tierschutz, die die eklatanten Missstände bei LPT aufgedeckt hat.
Für Mülln ist das Verhalten der Stadt völlig unverständlich: „Jeder weiß, wie der Staat blockieren kann, wenn er will, aber er will nicht“, sagt der Tierschützer auf Facebook. „Das zeigt, dass im rot-grünen Hamburg der Profit mit überholten Tierversuchen vor dem Schutz der Menschen und Tiere steht.“ Die angekündigten Verbesserungen im Labor seien reine Kosmetik, um die Öffentlichkeit abzulenken.
Ab wann in Neugraben wieder Mäuse und Ratten für Tierversuche sterben, steht noch nicht fest. Die Erlaubnis gilt bereits seit dem 15. Juli, wurde von LPT bisher jedoch noch nicht in Anspruch genommen. Die Versuchstiere müssen erst einmal herangeschafft werden.
Hamburg will sich für Tierrechte stark machen
Hamburg will sich nun auch bundesweit für eine Vermeidung und stärkere Kontrolle von Tierleid einsetzen. Unter anderem soll jedes Tierversuchsvorhaben genehmigungspflichtig werden, die Kontrollintervalle verkürzt und mehr Transparenz im Umgang mit Tierversuchen geschaffen werden.
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„Verbesserungen beim Versuchstierschutz sind dringend notwendig und längst überfällig. Tierversuche sollen, wo irgend möglich, vermieden werden“, sagt Hamburgs Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne). „Wir wollen daher jetzt mit unserer Initiative wichtige Schritte in die richtige Richtung unternehmen und dafür sorgen, dass deutlich mehr und unangekündigte Kontrollen stattfinden und die Unternehmen verpflichtet werden, Alternativen zum Tierversuch voranzubringen.“
Friedrich Mülln, spricht von einem „Zuckerl“, das man den Tierschützern hinwerfe. Wirksamer wäre es, die Haltungsflächen für Labortiere gesetzlich so hoch anzusetzen, dass Tierversuche keine attraktive Geldquelle mehr wären.