Magdeburg-Attentäter war ein Jahr lang am UKE tätig
Er tötete sechs Menschen und verletzte fast 300, als er mit einem SUV über den Weihnachtsmarkt von Magdeburg raste: der Psychiater Taleb al-Abdulmohsen. Jetzt kommt heraus: Der Todesfahrer hat ein Jahr lang in Hamburg am UKE hospitiert. Die städtische Uniklinik dementiert allerdings dessen Angaben, er habe dort eigenständig als Arzt gearbeitet.
Taleb al-Abdulmohsen arbeitete vor dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Während seiner Ausbildung zum Psychiater diente die Station am UKE als Baustein, um genug Weiterbildungszeit für die Facharztprüfung nachzuweisen. Das berichtet die „Welt“. Demnach legte al-Abdulmohsen der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern einen Lebenslauf vor, in dem er insgesamt rund 50 Monate Arbeitszeit in deutschen Kliniken dokumentierte.
Todesfahrt von Magdeburg: Attentäter arbeitete ein Jahr lang am UKE
Neben dem Medizinstudium, dem praktischen Jahr und der Approbationen müssen Ärzte fünf Jahre Weiterbildung nachweisen, um zur Facharztprüfung zugelassen zu werden. Laut der Ärztekammer habe al-Abdulmohsen „im Rahmen des Anerkennungsverfahrens zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Zeugnisse vorgelegt, aus denen hervorgeht, dass Herr A. in allen benannten Kliniken in Vollzeit als Arzt in Weiterbildung tätig war“.
Darunter fand sich auch eine Station in Hamburg. So soll der mutmaßliche Attentäter in seinem Lebenslauf angegeben haben, von Oktober 2006 bis Februar 2008 am UKE als Arzt in Weiterbildung gearbeitet zu haben.
Das UKE weist das zurück. „Die von Ihnen angefragte Person war von November 2007 bis November 2008 im Rahmen einer unentgeltlichen Tätigkeit am UKE“, sagt Pressesprecherin Saskia Lemm der MOPO.
„Personalakten für unentgeltlich tätige Personen sind nach datenschutzrechtlichen Vorgaben nach zehn Jahren zu vernichten, daher liegen uns keine weiteren Daten vor.“ Da es sich um eine unentgeltliche Tätigkeit gehandelt habe, könne man ausschließen, dass al-Abdulmohsen am UKE in Behandlungsprozesse eingebunden war, so Lemm. Weitere Angaben zu den Aufgaben des Mannes während seiner Zeit in Hamburg macht die Klinik nicht.
Laut der „Welt“-Recherche hatte Taleb al-Abdulmohsen bei Ablegung der Facharztprüfung im Jahr 2014 insgesamt nur 20 Monate als Assistenzarzt gearbeitet, darunter in Hannover und Stralsund. Doch damit kam er bei der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern anscheinend durch. Auch erhielt er 2015 vom Landesgesundheitsamt den Status als approbierter Arzt, ohne eine sogenannte Kenntnisstand-Prüfung abgelegt zu haben.
Drohung „etwas Schlimmes“ werde geschehen
Zwei Jahre zuvor hatte al-Abdulmohsen noch Mitarbeiter der Ärztekammer am Telefon bedroht. Die Behörde hatte ihn nicht zur Facharztprüfung zugelassen, da erforderliche Dokumente fehlten. Darunter: der Nachweis einer Approbation als Arzt.
Der Mann drohte, „etwas Schlimmes“ mit „internationaler Bedeutung“ werde geschehen, eine Anspielung auf den Terroranschlag auf den Boston-Marathon mit drei Toten, der kurz zuvor verübt wurde. Ein Gericht verurteilte ihn zu einer Geldstrafe von 90 Tagessätzen zu zehn Euro.
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Rund elf Jahre später wird die Drohung wahr. Am Abend des 20. Dezember 2024 rast ein schwarzer BMW X3 in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt von Magdeburg. Sechs Menschen werden getötet, knapp 300 verletzt. Der Fahrer des Wagens: Taleb al-Abdulmohsen. (doe)
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