Makler packt aus: Traumhaus: Was den Hamburgern wichtig ist – wo es Schnäppchen gibt
Bei den Grünen gilt es nicht mehr als zeitgemäß. Doch trotz enormer Hindernisse wünschen sich viele Hamburger ein eigenes Haus. Am liebstens freistehend mit kleinem Garten drumherum. Die Nachfrage ist gigantisch, das Angebot bescheiden und die Preise zum Heulen. Innerhalb von nur fünf Jahren ist der Preis für ein durchschnittliches Häuschen laut LBS um 42 Prozent gestiegen! Doch die Vorstellung vom Traumhaus hat sich verändert, sagt Makler René Müller.
„Dieser Preisanstieg hat sich im Corona-Jahr fortgesetzt“, sagt LBS-Sprecher Holger Schramm. „Die Nachfrage ist weiterhin sehr hoch, doch die Zahl der öffentlich zugänglichen Angebote hat abgenommen.“
Corona in Hamburg: Weniger Häuser auf dem Markt
Zum einen liegt das an den Corona-Beschränkungen, Menschen sind weniger zu Maklern und Notaren gegangen. Zum anderen sind die Preise einfach so hoch, dass eine öffentliche Vermarktung gar nicht mehr nötig sei und die Besitzer direkt verkauften, mutmaßt die LBS.
Wer in den Immobilien-Portalen stöbert, der findet durchaus noch zu verkaufende Einfamilienhäuser. Für den letzten Immobilienatlas konnte die LBS 2400 Einfamilienhäuser (alt und neu) auf dem Hamburger Markt bewerten. Doch was auf den Markt kommt, ist in der Regel auch schnell wieder vergriffen. Lange überlegen können Käufer nicht.
Häuser in Hamburg: Preis von 700.000 Euro normal
Aktuell wird etwa ein Neubau-Townhouse in Iserbrook für 877.000 Euro angeboten. Ein mittelaltes Rotklinkerhaus in Rahlstedt für 724.000 Euro – dafür mit Garten auf 660 Quadratmeter Grundstück. Günstiger wird es erst bei Mittelreihenhäusern oder alten kleinen Häuschen mit großem Renovierungsbedarf. Durchschnittlich kostet ein Bestandshaus im Verkauf pro Quadratmeter knapp 4500 Euro. Neubauten liegen im gleichen Bereich.
„Aber Gebäude aus den 50er, 60er und 70er Jahren werden bei einem Eigentumswechsel bereits regelmäßig abgerissen“, sagt Makler René Müller von Bauwerk Hamburg (BWH). Denn sie werden von Käufern oft als hässlich betrachtet. Außerdem liegen sie oft auf großen Grundstücken, was den Kauf zu teuer macht. So wird gern abgerissen und ein Doppelhaus gebaut, wenn es denn zulässig ist.
Hauskauf in Hamburg: Grundstück darf gern klein sein
Müller beobachtet das als Trend bei Hauskäufern: Die Grundstücksgröße ist nicht mehr so wichtig wie früher einmal. „Junge Familien suchen die Erholung von der Arbeit nicht mehr im eigenen Garten.“ Sie wollen lieber ein kleineres Grundstück, „um das man immer noch herumlaufen kann“, so Müller und auf das zwei Stellplätze für die Autos passen.
Und dann muss noch Platz für die Terrasse mit dem Webergrill und der Sitzgruppe fürs Grillen mit Freunden sein. „Da reichen 400 Quadratmeter völlig aus.“
Einfamilienhaus: Garten nicht mehr so wichtig
Erholung und Freizeit finde eher im Fitnesscenter statt oder wenn man sich irgendwo mit anderen Menschen treffe. „Heute soll das Einfamilienhaus auch eher praktisch als schön sein.“ Die heute häufige Toskana-Villa, die mit ihrem quadratischen Grundriss an die klassische „Kaffeemühle“ erinnert, sei eher der VW Sharan unter den Häusern: „Sie gewinnt keinen Schönheits-Wettbewerb, aber sie ist funktional.“
Genauer geguckt werde hingegen auf den Sonnenverlauf, die Nachbarschaft und die Infrastruktur. Der Flächenwunsch von Familien bewegt sich beim Hauskauf zwischen 125 bis 140 Quadratmetern für ein Einzelhaus.
Aber warum funktioniert der Markt trotz der enormen Preise noch immer so schwungvoll? „Die Menschen wollen immer noch frei sein und ihre eigenen vier Wände haben“, so Müller. Und es rechnet sich laut Makler eben auch. Eine Familie, die aus der Mietwohnung in Winterhude in eine neue Doppelhaushälfte in Sasel ziehe, müsse mit 900.000 Euro für den Hauskauf rechnen. „Aber bei den Zinsen von heute zahlen sie für Zinsen und Tilgung 1950 Euro monatlich“, rechnet Müller vor. „Sie werden in Winterhude als Mieter auch keine vergleichbare Wohnung finden.“
Hamburger Süden: Hauspreise moderater
Wer nicht so viel Gespartes und Geerbtes hat und nicht so viel verdient, der muss sich im Hamburger Süden umsehen. Dort sind die Preise noch etwas moderater. So liegen die Quadratmeterpreise für Bestandshäuser in Fischbek oder Heimfeld bei 3300 Euro.
Auch östlich Richtung Bergedorf und Lohbrügge ist es etwas günstiger (3700 Euro/Quadratmeter). In Wandsbek zahlen Käufer für bestehende Häuser 3800 Euro.
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„Die Finanzierbarkeit wird immer schwerer“, so Schramm von der LBS. „Die Einkommen steigen einfach nicht so wie die Hauskaufkosten.“ Allein durch niedrige Zinsen lasse sich das oft nicht ausgleichen. Auch wenn Käufer noch weitere Fahrtwege in Kauf nehmen oder sehr renovierungsbedürftige Häuser erwerben. So bleibt der Traum vom eigenen Haus für viele dann wirklich nur ein schöner Traum.