Marylyn Addo: Hamburgs Kämpferin gegen das Coronavirus
Eppendorf –
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die Corona-Epidemie zum internationalen Gesundheitsnotstand erklärt. In Hamburg gibt es bisher drei bestätigte Fälle. Zu den Forschern und Ärzte, die unter Hochdruck an der Entwicklung eines Impfstoffs arbeiten, gehört auch die Hamburger Ärztin Dr. Marylyn Addo, Leiterin der Sektion Infektiologie und Tropenmedizin am UKE.
Seit Jahren gehört die 49jährige Professorin zu den Expertinnen für neu auftretende Infektionskrankheiten. In Hamburg trägt sie die Verantwortung für die Isolation und Behandlung der ersten Corona-Fälle. Als Teil eines global agierenden Teams treibt Marylyn Addo zusätzlich die Entwicklung eines Impfstoffs gegen SARS-CoV-2 voran.
UKE-Ärztin Marylyn Addo: Die aktuelle Lage zum Coronavirus
Die Ausbreitung des Coronavirus ist nach Einschätzung der Hamburger Expertin noch keine Pandemie in Deutschland. „Bis vor einigen Wochen hatten wir nur wenige Einzelfälle, die relativ schnell eingedämmt werden konnten“, sagte Addo der Deutschen Presse-Agentur. Nun gebe es viele Infizierte an mehreren Orten, vor allem in Nordrhein-Westfalen, und man wisse nicht, wo die Infektion herkomme.
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„Insofern ist das ein dynamischeres Geschehen, das über Einzelfälle hinausgeht“, so Addo. Aber insgesamt sei die Situation momentan noch gut unter Kontrolle. Man könne die meisten Infektionsketten zurückverfolgen. Addo fügte aber hinzu: „Wir wissen nicht, wo wir in zwei Monaten stehen.“
Addo half bei der Forschung am Ebola-Impfstoff
Als 2014 der größte je verzeichnete Ausbruch des Ebolafiebers stattfand, war die studierte Humanmedizinerin ebenfalls zur Stelle. In einem internationalen Team von Wissenschaftlern forschte sie nach einem Impfstoff. In Hamburg leitete Addo eine der Studien, in denen der Impfstoff getestet wurde, der schließlich vielen Menschen das Leben retten sollte.
Video: Während der Pressekonferenz informiert Marylyn Addo über den Stand der Impfstoff-Entwicklung
Coronavirus: Hamburger Ärztin sucht nach einem Impfstoff
Ein moderner Impfstoff würde wie ein Set aus Bausteinen funktionieren, sagte Addo in der „Zeit“. Anhand von bereits bekannten Viren können einige Komponenten für die Entwicklung neuer Impfstoffe genutzt werden. „Wir sind in der Impfstoffentwicklung so schnell, wie wir es noch nie gewesen sind. Es wird damit gerechnet, dass die ersten Studien im April beginnen können. Wir müssen Standards beibehalten, deshalb geht es nicht schneller“, so Addo auf der Pressekonferenz nach dem ersten Coronafall in Hamburg.
Bis dahin sei man aber vorbereitet. In schweren Notfällen würden derzeit experimentelle Therapien zum Einsatz kommen. „Die Therapien, die zur Verfügung stehen für schwer Erkrankte, sind ein HIV-Medikament namens Kaletra und ein Medikament namens Remdesivir. Diese werden auch in den USA in Studien an erkrankten Kreuzfahrtrückkehrern getestet und wir stehen in engem Austausch zu den Experten.“ Das Coronavirus mag zwar neuartig sein, aber eine Hamburger Ärztin ist ihm schon auf den Fersen. (abu/dpa)